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Boom statt Pleiten: Warum es keine Insolvenzwelle geben wird

Nun sitzt man also da und wartet. Auf die große Insolvenzen-Welle. Die, da waren sich ja am Anfang der Corona-Pandemie alle sicher, würde nach dem Auslaufen des Insolvenzaufschiebungsgesetzes (COVInsAG) Ende April über Deutschland hereinbrechen. Tut sie aber nicht. Zu diesem Schluss kommt zum einen eine aktuelle Studie. Wie die Auskunftei Creditsafe herausgefunden hat, sind die Zahlen nicht nur gar nicht angestiegen. Sie sind sogar deutlich niedriger als in den drei Jahren zuvor und damit auch bevor Corona die Wirtschaft lähmte.

Zum anderen bestätigt auch Friedemann Schade dieses Bild. Er ist Insolvenzrechtler und sagt im Gespräch mit Gründerszene: „Definitiv, die Verfahrenszahlen sind deutlich geringer als in den Vorjahren und niedriger als von vielen erwartet. Wir merken das auch in der täglichen Arbeit.“ Wer gut aufgepasst hat, weiß, dass die Bundesregierung neben der herkömmlichen Insolvenz noch das StaRUG (Gesetz zum Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen) im Angebot hat. Der Unterschied: Bei Letzterem soll per Restrukturierungsplan Schlimmeres gleich vermieden werden. Und – was wichtig ist für die statistische Bedeutung – StaRUG-Sanierungen werden nicht gerichtlich festgehalten und demnach auch nicht offiziell gezählt. Ob der Rückgang der Insolvenzen damit zusammenhängt? Insolvenzanwalt Schade wiegelt gleich ab: „Nicht nachdem, was man in der Branche hört. Das ist definitiv kein Grund.“

Wird die Krise heraufbeschworen?

Woran liegt es also dann? Schade: „Ich persönlich glaube schon lange nicht daran, dass es eine Insolvenzen-Welle geben wird. Auch wenn einige Kollegen da stets drauf beharren, das sogar heraufbeschwören wollen.“ Was den Juristen so sicher macht, dazu nennt er eine Mixtur aus mehreren Gründen, die allesamt mit Geld zu tun haben.

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Die Sofortmaßnahmen der Bundesregierung haben gewirkt, auch wenn Einzelfälle und manche Branchen vielleicht zu kurz kamen. Kurzarbeitergeld und Coronahilfen zeigten Erfolg. Steuerstundungen sorgten dafür, dass die Liquidität nicht so stark belastet wird. Was nach Schades Meinung sogar wenig Effekt hatte, ist gerade die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. „Das gibt vielleicht mehr Zeit für eine Lösungsfindung, es ändert aber nichts an der wirtschaftlichen Situation.“

Nun bleibt die befürchtete Insolvenzen-Welle derzeit also aus. Was aber heißt das für die Zukunft? Ist alles schon ausgestanden? Ganz so einfach ist es natürlich nicht, wie oft im Leben. Denn auch Schade rechnet mit einem, wenngleich leichten Anstieg der Insolvenzen. Und zwar dann, wenn die staatlichen Hilfen auslaufen. Von einer Welle will der Insolvenzrechtler aber auf keinen Fall sprechen. „Firmen, die schon vorher etwas angeschlagen waren, werden dann sehr schnell in eine Schieflage kommen.“ Bei gut aufgestellten Firmen gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder das Geschäft kann weiterlaufen als sei nichts gewesen. Oder es komme darauf an, wie gut sich die Unternehmen an die Post-Corona-Welt anpassen können – etwa unabhängiger von Retail-Vertrieb zu werden. „Nicht alle werden schnell genug reagieren“, so Schade.

Was Gründer jetzt tun müssen

Aus Gründersicht sei nun vor allem eines wichtig, wenn das Geschäft nicht gerade boomt: „Man muss die eigenen Zahlen nüchtern und furchtlos betrachten und Krisenanzeichen mutig zur Kenntnis nehmen.“ Gibt es eine Liquiditäts-, Absatz- oder Strategiekrise? Hat sich die tägliche Eigenkapitalquote stark verschlechtert? All das seien gute Indikatoren. Wer daraus keine sicheren Schlüsse ziehen kann, soll sich unbedingt Rat holen.

Worüber man sich indes keine Gedanken machen solle, ist die Rückzahlung der Staatshilfen. Die seien zwar Darlehen – müssen also zurückgezahlt werden – und könnten zu einer rechnerischen Überschuldung führen. Aber dass die Hilfen zum Problem für die Unternehmen werden könnten, daran glaubt Schade nicht.

Von Einzelfällen losgelöst und damit gesamtwirtschaftlich betrachtet, will Schade noch dem Thema Firmenpleite die Bedrohlichkeit nehmen. „Man darf nicht vergessen, dass Insolvenzen einen Markt ja auch bereinigen.“ Und das sei gut für Startups. Denn wenn schwache Marktteilnehmer verschwinden, bringt das immer auch gute Chancen für neue mit sich. „Ich erwarte deswegen sogar einen Post-Corona-Boom“, so Schade. Wann der allerdings eintritt, da möchte sich der Insolvenzrechtler nicht festlegen. Die Realität könnte ihm recht geben: Schaut man auf die jüngsten Riesenfinanzierungen und Milliardenbewertungen in der Startup-Szene, könnte man meinen, er hat sogar schon angefangen.