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Bofrost erlebt einen Boom in der Coronakrise

Der Direktvertrieb erfüllt zurzeit eine wichtige Rolle als Versorger. Der Chef ist bemüht, den Nachfrageschub zu bewältigen. Der kommt zur rechten Zeit.

Die Bofrost-Männer haben in diesen Wochen viel zu tun. Seit Aschermittwoch, als der erste Coronafall in Deutschland bekannt wurde, explodiert die Nachfrage nach Tiefkühlkost. Allein die Vorbestellungen im Onlineshop von Bofrost haben sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt.

„Überall in Europa spüren wir eine deutlich gestiegene Nachfrage“, sagt Jörg Körfer, Vorsitzender des Beirats und Vorsitzender der Bofrost Stiftung. „Die Stammkunden stocken ihre Vorräte stark auf, und wir haben sehr viele Neukunden gewonnen.“

Europas größter Tiefkühlvertrieb kommt mit der Belieferung kaum hinterher. 40 bis 60 Haushalte kann ein Bofrostaner am Tag besuchen, mehr geht nicht. So kann es derzeit zu längeren Wartezeiten von etwa einer Woche kommen. Denn auf die Schnelle lassen sich keine zusätzlichen Direktvertriebler rekrutieren und ausbilden.

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Die rund 5700 Verkaufsfahrer sind beim Familienunternehmen aus dem niederrheinischen Straelen fest angestellt – eine Ausnahme in der Direktvertriebsbranche. „Wir sind lieferfähig und arbeiten auf Hochtouren, unsere Lager weiter aufzustocken“, betont Matthias van der Donk, der bei Bofrost Strategie, Marketing und Kommunikation verantwortet.

Die Verkäufer täten alles, um sicherzustellen, dass Bofrost auch in den nächsten Wochen lieferfähig bleibe. „Der direkte Vertrieb zum Kunden kann in der Coronakrise einen wichtigen Beitrag zu einer stabilen Lebensmittelversorgung leisten“, konstatiert Jochen Clausnitzer, Geschäftsführer des Bundesverbands Direktvertrieb Deutschland.

Coronaboom als erste Bewährungsprobe

Durch Onlinebestellung und Direktbelieferung vor die Tür wie durch Bofrost könne eine Ansteckung im Supermarkt umgangen werden. „Unsere Lieferung vor die Haustür ist gerade für Ältere, Kranke und Risikogruppen sehr wichtig“, betont Körfer.

Der 54-Jährige wurde im März vergangenen Jahres zum Stiftungsvorstand berufen, dies ist die höchste Position bei Bofrost. Unternehmer Josef Boquoi, intern JHB genannt, zog sich in den Stiftungsrat zurück. Der heute 86-Jährige hatte den Tiefkühlvertrieb 1966 als Ein-Mann-Betrieb gegründet und europaweit groß gemacht. Familieninterne Nachfolgen waren gescheitert.

Patriarch Boquoi holte Körfer 2018 zu Bofrost, weil dieser langjährige Erfahrung im Direktvertrieb vorweisen konnte. 15 Jahre arbeitete der Betriebswirt bei Vorwerk, wo er erst die Küchenmaschine Thermomix und bis 2016 den Staubsauger Kobold verantwortete.

Mit dem Coronaboom hat Körfer nun seine erste große Bewährungsprobe bei Bofrost zu bestehen. In Italien, dem zweitwichtigsten Markt der Straelener und Epizentrum der Pandemie, hat Bofrost bereits seit Wochen eine wichtige Versorgungsrolle übernommen – gerade auch in den stark betroffenen Coronagebieten.

Dabei gilt es, besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Wenn der Bofrost-Mann heute klingelt, stellt er das tiefgekühlte Gemüse, die Pizzen oder Fischfilets nur mehr an der Haustür ab. Um eine Ansteckung zu vermeiden, räumen die Verkaufsfahrer in ihren blauen Jacken die Ware auch nicht mehr in die Tiefkühler. Und sie nehmen auch keine Bestellungen am Küchentisch mehr auf.

Atemmasken tragen die Bofrostaner derzeit jedoch nur in Italien. Abstand und Handhygiene seien am wichtigsten. Nach jedem Kundenkontakt werden die Hände desinfiziert. „Für uns hat es jetzt Priorität, Kunden und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen und gleichzeitig für unsere Kunden die Lebensmittelversorgung sicherzustellen“, sagt Körfer. Die rund 200 Mitarbeiter im Zentrallager in Straelen arbeiten auf Hochtouren.

Gefriertruhen gefragt wie selten

Die ganze Tiefkühlbranche profitiert in Zeiten der Quarantäne davon, dass sich die Menschen mit lagerfähigen Lebensmitteln eindecken. Der Branchenumsatz stieg aber hierzulande schon seit Jahren kontinuierlich. 2018 lag er bei 14,5 Milliarden Euro, hat das Deutsche Tiefkühlinstitut ermittelt.

Auch der krisengeschüttelte Bofrost-Konkurrent Eismann profitiert davon, dass die Menschen nun zu Hause kochen. Auch Hersteller von Tiefkühlkost ohne Lieferservice wie Frosta melden rege Nachfrage. „Am stärksten bei unserem Onlineshop“, erzählt Frosta-Chef Felix Ahlers. „Dort wird derzeit 90 Prozent mehr bestellt als sonst.“

Entsprechend rüsten die Deutschen mit Tiefkühlgeräten auf. Gefriertruhen seien momentan sehr gefragt, heißt es beim Elektrohändler Media-Markt Saturn. Der Auftragsboom kommt für Bofrost zur rechten Zeit. Der Markt ist durch neue Frische-Lieferdienste von Supermärkten und Start-ups gewaltig im Umbruch.

Auch wenn erst jeder Vierte hierzulande Lebensmittel im Internet einkauft, wie die Beratung Alix Partners ermittelte. Für Tiefkühllieferant Bofrost ist das Geschäft eisiger geworden. Vier Millionen Kunden hatte Bofrost zuletzt, davon 2,3 Millionen in Deutschland – hier waren es einmal eine halbe Million mehr. Auch der Europa-Umsatz lag schon höher. Im Geschäftsjahr 2018/19 erreichte er 1,24 Milliarden Euro.

Der Coronaboom hilft Körfer, das Geschäft von Bofrost zukunftsfest zu machen. Während die Stammkunden im Schnitt älter sind, kommen Erstbesteller aus allen Altersschichten. Körfer hofft, dass die Neukunden „auf den Geschmack kommen und uns nach Corona treu bleiben“.

Sorgen bereiten Bofrost allerdings die Lieferketten. Tiefkühlkost für ihr Lager beziehen sie aus vielen Nationen. Die Straelener hoffen, dass Länder und Kommunen bei der Umsetzung der Corona-Maßnahmen des Bundes nicht die Aktivitäten der Verkaufsfahrer aus Versehen einschränken. Bofrost-Chef Körfer betont: „Es muss für alle Lebensmittellieferanten eindeutige Ausnahmeregelungen geben wie für Apothekenfahrer.“