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Boeing-Chef Muilenburg räumt nach Flugzeugabstürzen Fehler ein

Von seinen Worten sind schon einige bekannt: CEO Muilenburg wird am Abend zu Fehlern Stellung beziehen, die zur schwersten Krise in Boeings Geschichte beigetragen haben.

Wenn Dennis Muilenburg am Dienstagabend deutscher Zeit vor die Abgeordneten des Handelsausschusses des US-Senats treten wird, weiß der Chef von Boeing, dass vor allem eines angebracht ist: Demut. 346 Menschen ließen ihr Leben, weil zwei 737-Max-Maschinen unkontrollierbar zu Boden rasten. Die Piloten im Cockpit waren mit den durch die Software auslösten Reaktionen des Jets schlicht überfordert.

Während die Untersuchungen des Absturzes von Ethiopian Airlines noch laufen, liegt der Bericht über den Verlust bei der indonesischen Lion Air seit wenigen Tagen vor. Neben Wartungsfehlern, gesundheitlich angeschlagenen und zudem wohl unzureichend geschulten Piloten wird vor allem die von Boeing neuentwickelte Software MCAS für den schrecklichen Absturz verantwortlich gemacht. Sie griff immer wieder und immer stärker in die Steuerung des Jets ein und drückte diesen am Ende zu Boden.

Angesichts dieser erdrückenden Faktenlage weiß Muilenburg, dass es nichts bringt, um den heißen Brei herumzureden. Gleich zu Beginn wird der 55-Jährige deshalb die Verantwortung für die Abstürze übernehmen. „Wir wissen, dass wir Fehler gemacht haben und einige Dinge falsch liefen. Dazu stehen wir, und wir werden das beheben“, heißt es in dem von Boeing vorab veröffentlichten Eingangsstatement von Muilenburg.

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Die fürchterlichen Unglücke und die Erinnerung an die 346 verlorenen Leben würden von nun an zur Geschichte von Boeing gehören.

Welche Fehler Boeing genau beging – dazu schweigt sich der Boeing-Chef in seiner Rede allerdings aus. Doch er dürfte wissen, dass er diese Antworten spätestens beim anschließenden Kreuzverhör liefern muss. Dabei dürften auch Themen wie die mangelhafte Fehlerkultur bei Boeing und der ausgeprägte Fokus auf die Börse beziehungsweise die Aktionäre zur Sprache kommen, die mit zur schwersten Krise in der Geschichte des Unternehmens beigetragen haben.

Muilenburg wird wahrscheinlich versuchen, die Abgeordneten und Senatoren mit diversen Belegen darüber milde zu stimmen, was der Konzern mittlerweile alles unternommen hat, um die Max sicher zu machen. Rund 100.000 Entwicklungs- und Teststunden seien investiert worden.

814 Testflüge hätten mittlerweile stattgefunden. Zahllose Sitzungen und Treffen mit 545 Teilnehmern von 99 Kunden und 41 Mitarbeitern von Regulierungsbehörden habe es gegeben. „Der Prozess hat länger gedauert, als wir ursprünglich erwartet hatten“, wird Muilenburg laut Redemanuskript einräumen.

„737 Max wird eines der sichersten Flugzeuge der Welt sein“

Am Jet selbst wurde das MCAS-System so verändert, dass es nicht schon durch die Daten eines Sensors ausgelöst werden kann. Sprich: Die Software macht Querchecks mit anderen Daten, bevor sie aktiv wird. Auch könne das System nicht mehrfach nacheinander eingreifen.

Damit wird den Piloten mehr Zeit gegeben gegenzusteuern. „Wenn die 737 Max in den Dienst zurückkehrt, wird es eines der sichersten Flugzeuge sein, das jemals flog“, verspricht der Boeing-Chef.
Doch auch bei Boeing weiß man offensichtlich, dass das Desaster mit der 737 Max gezeigt hat: Noch eine Version des beliebten Kurz- und Mittelstreckenjets wird es nicht mehr geben können. Eine erneute Modernisierung des in seiner Grundstruktur seit nunmehr über 50 Jahren gebauten Flugzeugs ist nicht möglich und würde auch von den Kunden nicht mehr akzeptiert. Ein neuer Jet muss her.

Zudem schlägt das seit März geltende weltweite Startverbot für die 737 Max bei dem Airbus-Konkurrenten immer stärker auf die Bilanz durch. Im dritten Quartal war operative Gewinn um rund die Hälfte eingebrochen.

Zwar wird die Max wohl noch einige Jahre lang gebaut werden, schließlich liegen für die Max rund 4600 Bestellungen vor. Und die Airlines brauchen das Flugzeug. Doch offensichtlich arbeitet Boeing bereits an einem Nachfolger.

So hat der Konzern nach Informationen des Fachportals „The Air Current“ Kontakt mit Fluggesellschaften und Leasingfirmen aufgenommen, um über ein neues kleineres Flugzeug (Future Small Airplane) zu sprechen – mit einer Kapazität von 180 bis 210 Sitzen.

Klar ist aber auch, dass sich nicht nur bei Boeing etwas verändern muss. Auch die Rolle der US-Aufsichtsbehörde FAA dürfte bei der Anhörung zur Sprache kommen. „Es gibt wenig Zweifel, dass der Kongress Boeing und die FAA durch den Fleischwolf drehen werden“, prognostiziert Scott Hamilton vom Informationsdienst Leeham News.

Die FAA hatte große Teile der Zertifizierung der Max an Boeing zurückgegeben. Wenn der Kongress verstehen wolle, warum 346 Menschen starben, müsse er auch die FAA zur Verantwortung ziehen, mahnt Hamilton.

Und er geht noch einen Schritt weiter. Auch der Kongress selbst trage Verantwortung. Jahr für Jahr habe der Kongress die FAA nicht ausreichend finanziert. „Sie gaben der FAA nicht das Geld, nicht die Personalkapazitäten und nicht die Expertise.“