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Boeing bekommt auch den Dreamliner nicht in den Griff

Fehlerhafte Software, bei der Montage vergessene Werkzeuge, Metallspäne, die nicht entfernt wurden und eine Gefahr für Kabel darstellen – der US-Flugzeugbauer Boeing sieht sich derzeit starker Kritik an der Qualität und der Sicherheit seiner Flugzeuge ausgesetzt.

Nun ist ein neuer Fall bekannt geworden: Boeings modernstes Großraumflugzeug 787 Dreamliner ist laut einer Warnung der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde FAA mit einem möglicherweise defekten Feuerlöschsystem unterwegs.

Die FAA schreibt in einer Flugtauglichkeits-Direktive vom Februar 2019, dass bei allen Dreamliner-Modellen (787-8, 787-9, 787-10) ein Hebel klemmen kann, der das Löschsystem für die Motoren auslöst. „Dieser unsichere Zustand kann, wenn er nicht beendet wird, zu einem unkontrollierbaren Motorfeuer und dann zum Versagen des Flügels führen“, warnt die FAA ausdrücklich.

Angesichts dieser Warnung wirkt die Konsequenz, die die Aufseher aus dem Problem ziehen, erstaunlich harmlos. Sie fordert zwar alle Fluggesellschaften auf, die fraglichen Hebel zu testen. „Prüfen Sie, ob Sie den Hebel mit normaler Kraftanstrengung herausziehen können“, heißt es in der Direktive. Ansonsten werden aber vorerst keine Auflagen gemacht.

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„Dies ist eine Zwischenetappe“, schreibt die FAA. Boeing sei dabei, eine Problemlösung zu entwickeln. Danach gebe es weitere Anweisungen. Boeing spricht auf Anfrage von „einem alten Problem“. Zudem habe sich bei Untersuchungen gezeigt, dass des nur bei einer kleinen Zahl von Dreamlinern auftrete.

Konkret gehe es um einen Plastikhebel, der bei einem Motorenbrand das Löschmittel Halon in das Triebwerk leiten kann. Eine Fehlfunktion des Schalters verhindere diese Funktion, räumt man im Unternehmen ein. Und noch etwas anderes gesteht der US-Flugzeughersteller ein. Obwohl das Problem ein „altes“ ist, wird es eine Lösung wohl erst im dritten Quartal geben.

„Boeing hat den Airlines Inspektionen der fraglichen Teile empfohlen und hilft ihnen bei der Überprüfung, gemeinsam mit den Zulieferern. Ein neues Design der Teile ist geplant, um das Problem zu lösen“, erklärt eine Sprecherin von Boeing. Man arbeite eng mit der FAA zusammen, „um mögliche Sicherheitsfragen zu überwachen.“

Berichte über Schlamperei im Dreamliner-Werk

Auf die Frage, ob die Flugzeuge mit den schadhaften Feuerlösch-Hebeln nach einer einfachen Überprüfung sicher seien, antwortete Boeing nicht.

Das technische Problem des Dreamliners hat zwar nicht die Dimension der 737 Max. Für den wichtigsten Umsatzträger Boeings gibt es seit dem 13. März ein Startverbot wegen eines defekten Steuerungssystems, das für zwei Abstürze mit fast 350 Todesopfern mitverantwortlich sein soll.

Allerdings wirft der klemmende Hebel einen weiteren Schatten auf die Fertigungsqualität beim Dreamliner. Eine Ursache dafür könnte die Entscheidung sein, den Großraumjet nicht nur im Stammwerk bei Seattle im Bundestaat Washington zu montieren, sondern eine zweite Fertigung im kostengünstigeren Charleston in South Carolina zu errichten.

Die „New York Times“ berichtete kürzlich, dass sich Mitarbeiter an diesem Standort über Schlampereien beklagten. Schnelligkeit in der Produktion werde bei Boeing offenbar höher geschätzt werde als Qualität. Der Konzern habe den Druck auf die Mitarbeiter erhöht, in möglichst kurzer Zeit mehr Flugzeuge fertig zustellen.

Sicherheitsbedenken, die die Mitarbeiter vorgebracht hatten, wurden dabei ignoriert, berichtet die „New York Times“. Unter Umständen mangelt es den Fachkräften und vielleicht auch den Zulieferern in Charleston noch an den notwendigen Erfahrungen im sensiblen Flugzeugbau.

Der Dreamliner ist ein sehr beliebtes Langstreckenflugzeug, das von Airlines gerne auf jenen Strecken eingesetzt wird, auf denen Riesen-Jets wie die Boeing 747 oder der Airbus A380 nicht ausreichend mit Passagieren gefüllt werden können. Seit Ende 2011 ist das Flugzeug in Betrieb.

Es hatte wie so viele neue Flugzeugmodelle zunächst mit technischen Problemen zu kämpfen. Die verbauten Batterien erhitzten sich zu stark, es kam vereinzelt zu Bränden. Allerdings gab es weder einen Absturz noch kamen Menschen zu Schaden.

Nach einem behördlichen verordneten Flugverbot, das rund drei Monate dauerte, sowie der Überarbeitung der Batteriezellen fliegt der Jet aber seitdem ohne Probleme. Gerade erst hat Lufthansa 20 Exemplare bestellt.