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Boeing überholt – Der Triumph des neuen Airbus-Chefs

Airbus-Chef Guillaume Faury ist erst seit April im Amt, doch schon hat er den Erzrivalen Boeing übertrumpft. Bedanken kann er sich bei seinem Vorgänger Tom Enders.

Der Einstieg kann sich sehen lassen. Airbus-Chef Guillaume Faury hat erst im April 2019 das Amt von dem Deutschen Thomas Enders übernommen – und schreibt schon ein Rekordjahr. Im ewigen Wettkampf gegen Boeing hat der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern zum ersten Mal seit 2011 die Nase vorn, lieferte 863 Maschinen aus, fast acht Prozent mehr als im Vorjahr. Boeing konnte bis November nur 345 Flugzeuge ausliefern.

Die Leistung von Faury ist nicht nur auf die Krise von Boeing zurückzuführen. Auch ohne das Flugverbot des Kassenschlagers der Amerikaner, des Kurzstreckenjets 737 Max, hätte Airbus knapp vorn gelegen. Der 51-Jährige erntet die Früchte einer langen ausgeklügelten Produktstrategie von Airbus.

Unter Regie von Enders entschied sich das Unternehmen vor knapp einem Jahrzehnt, die Familie des Kurzstreckenjets A320 auszubauen. Die Nachfrage nach den Modellen ist derzeit groß, die Einrichtung neuer Fertigungslinien in Hamburg und Mobile, USA zahlt sich aus.

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Der Franzose Faury hat den klassischen Lebenslauf eines Topmanagers hingelegt. Der frühere Jesuitenschüler und leidenschaftliche Amateurflieger studierte Ingenieurwissenschaften an der Pariser Elitehochschule Ecole Polytechnique und Luftfahrttechnik in Toulouse. Bevor er in die Wirtschaft ging, war er in der Politik aktiv. Der Vater von drei Kindern arbeitete in der Beschaffungsabteilung des französischen Verteidigungsministeriums.

Faury arbeitete von 1998 bis 2008 auf verschiedenen Chefposten bei Eurocopter, die Airbus-Hubschraubersparte. Er war dabei unter anderem für den deutsch-französischen Kampfhubschrauber „Tiger“ zuständig. Dann machte Faury im Jahr 2009 einen Abstecher in die Autoindustrie und war vier Jahre Forschungs- und Entwicklungschef beim französischen Hersteller Peugeot. Das war ein Glücksfall für ihn. Durch seine Zeit bei Peugeot hatte er nichts mit den Korruptionsermittlungen bei Airbus zu tun.

Erst 2013 kehrte er zur Helikoptersparte von Airbus zurück. Von Februar 2018 leitete er die Verkehrsflugsparte und kam mit China ins Geschäft, stemmte ein Rahmenabkommen über die Lieferung von 300 Zivilflugzeugen. Damit galt er schon als Kronprinz.
Enders beschrieb Faury als einen Vertreter der „neuen Generation von Führungspersönlichkeiten“.

Erfolgsgeschichte der europäischen Integration

Faury, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger eher als zurückhaltend gilt, sieht nicht nur Airbus, sondern auch Europa als einen Gewinner im Zweikampf mit den Amerikanern. Er erklärte kürzlich, Airbus sei „eine Erfolgsgeschichte der europäischen Integration“. Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly ist überzeugt, Faury werde „ein neues Kapitel in der Geschichte des Unternehmens“ aufschlagen.

Doch nicht nur Boeing, auch Airbus hat seine Probleme. Der Superjumbo A380 muss mangels Bestellungen eingestellt werden. Der kleinere A350 und Boeings 757 sind heute mehr gefragt, Passagiere wollen lieber direkt zu ihren Zielen fliegen, als mit Riesenjets zu Drehkreuzen gebracht werden.

Doch vor allem muss Faury den europäischen Konzern in die Zukunft führen. Für ihn ist das die größte Herausforderung. Er betonte in einem Gastbeitrag im „Tagesspiegel“: „Die Luft- und Raumfahrtindustrie steht an der Schwelle einer neuen technischen Revolution.“ Digitale Technologien, autonomes Fliegen und Künstliche Intelligenz werden den Flugzeugbau maßgeblich beeinflussen. Er ist überzeugt: Es kündigen sich ein harter Wettbewerb und das Heranwachsen neuer Schwergewichte an.

Ironie der Geschichte: Aus der Krise mit der Unglücksmaschine 737 Max kann Airbus nicht direkt profitieren. Denn Airbus kann sich schon jetzt nicht vor Bestellungen retten. 6 000 Maschinen stehen noch in den Auftragsbüchern, die meisten davon A320 Neo, der Konkurrent von 737 Max. Fluggesellschaften, die sich von Boeing abwenden, müssten sich einige Jahre gedulden, weil Airbus die Produktion nicht weiter hochfahren kann.