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Ist das der Boden? Bullishe und bearishe Prognosen zum Bitcoin-Kurs

Mit den jüngsten Kursanstiegen keimte wieder die Hoffnung auf, dass der Boden erreicht wäre. Kann dies tatsächlich bestätigt werden? Nicht alle Bitcoin-Enthusiasten teilen diese Meinung.

Schaut man durch den virtuellen Blätterwald, kommt manchmal der Eindruck einer sehr einfach gestrickten Welt auf. Jene, die an Bitcoin glauben, stehen freilich auf Seite der Bullen. Der Boden ist schon durchschritten und wir alle können uns über den kommenden Bullenmarkt freuen.

Aus dieser Annahme schließen manche, dass jeder Bär ein Bitcoin-Kritiker wäre. Langfristig gedacht kann man dem freilich zustimmen: Wer meint, Bitcoin wäre Rattengift, welches auf Null zurückfallen würde, vertritt sicherlich bearische Ansichten bezüglich des Bitcoin-Kurses.

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Doch wie ist die Welt kurz- bis mittelfristig gestrickt? Ist jeder Bitcoin-Fan der Überzeugung, dass der Boden erreicht wurde?

Vor einer guten Woche fand zu diesem Thema eine Diskussion zwischen verschiedenen Bitcoin-Enthusiasten statt. Tone Vays diskutierte mit Leah Walds und Tyler Jenks von Lucid Investment Strategies, Venzen Khaosan von Cryptocurrents, Murad Mahmudov, Willy Woo, David Puell und schließlich Tuur Demester, letzerer von Adamant Capital. Jenen, die viel Zeit haben, sei die gesamte Diskussion ans Herz gelegt:

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Ring frei für die Bitcoin-Bullen

Die bullishe Position liegt dem durchschnittlichen Leser am nächsten. Sei es Hopium, seien es die durchaus berechtigten Begründungen bezüglich eines Erreichens des Bodens – zweifellos gibt es gute Gründe für eine bullishe Position.

Vier der Debattierenden vertraten diese Position. Es fällt auf, dass die Hauptargumente auf Charttechnik oder On-Chain-Analyse basierten. Lediglich Tuur Demester sprach einige fundamentale Gründe für ein Passieren des Bodens an.

Mit Mittelwerten zu neuen Höhen

Ein sehr bekanntes Argument wird unter anderem von Murad Mahmudov vertreten: Der Bitcoin-Kurs konnte an einem wichtigen gleitenden Mittelwert abprallen und über einen zweiten ebenso bekannten steigen:

Im obigen Wochenchart sind neben dem Bitcoin-Kurs die gleitenden Mittelwerte für ungefähr 50 Tage (orange, konkret 7 Wochen), 200 Tage (violett, konkret 30 Wochen) und 200 Wochen (blau) eingetragen. Drei Dinge führen zur bullishen Prognose:

  • Der Bitcoin-Kurs konnte wie schon im Bärenmarkt von 2015 am Mittelwert der letzten 200 Wochen abprallen.

  • Zusätzlich ist Bitcoin jüngst über den gleitenden Mittelwert der letzten 200 Tage gestiegen.

  • Schließlich kam es zur Bildung eines Goldenen Kreuzes: Der gleitende Mittelwert der letzten 50 Tage stieg über den der letzten 200 Tage.

Diese Argumente lassen sich noch ergänzen: Zum einen können Vertreter der Bullen-Hypothese auf den auch hier häufig vorgestellten gleitenden Mittelwert der letzten 20 Wochen hinweisen.

Jenseits der gleitenden Mittelwerte kann man auf weitere positive Entwicklungen hinweisen: Der MACD steigt, ebenso ist der RSI nicht mehr unter 50. Schließlich ist der Aroon-Up-Indikator das erste Mal seit Ende 2017 wieder hoch. Die Indikatoren sprechen also eine bullishe Sprache.

Auch auf Tageschart-Ebene kann man argumentieren, dass der Boden hinter uns liegt. Dave Puell begründete seine bullishe Einschätzung mithilfe verschiedener Metriken. Zwei davon waren der RSI und die Breite des Bollinger-Bandes. Letzteres ist ein Maß für die Kursschwankungen und damit für die Volatilität. Das Jahresminimum von 2018 ist für ihn der Boden auf Basis der bullischen Divergenz zwischen RSI und Kurs:

Während der Bitcoin-Kurs ein neues Minimum ansteuerte, fiel der RSI eben nicht auf ein neues Minimum. Außerdem schoss im Zuge des Abverkaufs von Ende November die Breite des Bollinger-Bandes in die Höhe. Beides wird von Dave Puell als Erreichen des Bodens gedeutet.

On-Chain-Metriken Bitcoins stimmen bullish

Ein anderer Blickwinkel wird von Willy Woo vertreten: Schauen wir auf die On-Chain-Aktivität, lassen sich auch hier Zyklen erkennen. Besonders illustrativ ist in diesem Zusammenhang das Transaktionsvolumen:

Innerhalb eines Bullenmarkts steigt dieses an und fällt im Bärenmarkt auf ein Minimum zurück. Wie man der obigen Abbildung entnehmen kann, steigt dieses On-Chain-Volumen seit Ende 2018 wieder an. Dieser Hypothese zufolge ist der Boden also auch erreicht.

Unrealisierte Gewinne signalisieren Hoffnung

Eine schon im März vorgestellte Metrik sind die unrealisierten Gewinne. Tuur Demester von Adamant Capital betrachtete die Differenz zwischen Markt- und realer Kapitalisierung. Zusätzlich teilte er die Größe durch die Marktkapitalisierung, was insgesamt die sogenannte Unrealized-P-L-Ratio ergab. Über diese Größe kann das zyklische Verhalten der Bitcoin-Investoren beobachten:

Das Vorzeichen dieser Ratio liefert eine Antwort auf die Frage nach dem Boden: Ist sie positiv, wurde der Boden erreicht.

Für Tuur Demester ist diese Ratio eine der Begründungen für seine bullishe Prognose, konnte die Ratio mit dem Kursanstieg vom 2. April doch in den positiven Bereich steigen.

Achtung: Bären im Anmarsch

Nach so viel bullishen Einschätzungen, die den Boden schon jetzt sehen, betrachten wir nun die Antithese. Denn nicht jeder ist dieser Meinung. Dabei muss man nicht nur in Richtung Nouriel Rubini oder Warren Buffet schauen, auch unter Analysten, die Bitcoin gegenüber sehr offen sind, gibt es Skeptiker, die die nahe Zukunft Bitcoins eher bearish sehen. Die Analyse bearisher Einschätzungen von Bitcoin-Sympathisanten ist hilfreich, hilft sie doch, nicht nur begeistert Hopium zu folgen und eine langfristige Perspektive einzunehmen. Schauen wir uns deshalb an, was gegen ein Erreichen des Bodens spricht.

Der Markt ist nicht erwachsen

Ein Argument ist vollkommen losgelöst von Charts. Die Hoffnungen auf eine institutionelle Adaption Bitcoins, wie sie sich in dem Report von Tuur Demester und Adamant Capital niederschlagen, können Leah Walds und Tyler Jenks nicht teilen. Bisher soll keine wirkliche Adaption bei großen institutionellen Investoren geschehen sein. Fidelity, Goldman Sachs, J. P. Morgan Chase schmücken sich ihrer Ansicht nach mit dem Thema Krypto, mehr nicht. Ein großes Problem ist ihrer Meinung nach die unglaubliche Menge an Altcoins.

Mit der Unmenge an Shitcoins bleibe der Krypto-Markt in der Kreisliga. Zusätzlich stelle sich die Frage, warum institutionelle Investoren überhaupt in den Krypto-Markt kommen? Die regulatorischen Implikationen sind noch unklar. Außerdem zeigen das Drama um Tether, um gehackte Exchanges oder die Kontroverse um QuadrigaCX, wie unreif der Markt noch ist. Geld lässt sich auch auf den klassischen Märkten verdienen. Für einen Store of Value können sie auf Bonds und ähnliches zurückgreifen, während Trader auch auf klassischen Märkten handeln können.

Solange der Markt noch so unreif und dementsprechend ein Investment für Investoren unsicher ist, bleiben Leah Walds und Tyler Jenks bearish bezüglich des Narrativs der institutionellen Adaption. Für diese notwendige Reife müsse der Markt tiefer fallen, sodass es zu einem shakeout kommt.

Sind Mittelwerte wirklich so eindeutig?

Weiter oben wurden die gleitenden Mittelwerte angesprochen. Ja, der Bitcoin-Kurs ist über die gleitenden Mittelwerte der letzten 200 Tage und der letzten 20 Wochen gestiegen. Ja, es kam zu einem Golden Cross zwischen dem MA50 und dem MA200 im Tageschart. Aber letzterer fällt weiterhin. Nicht wenige Analysten, unter anderem Tyler Jenks, sehen darin ein weiteres bearishes Sentiment.

Wirklich nachvollziehen lässt sich diese Einschätzung nicht. Dass ein Mittelwert der letzten 200 Tage bei der vergangenen Marktlage noch nicht steigt ist, bei allem Respekt, eine Binsenweisheit. Das Goldene Kreuz zwischen dem MA200 und dem MA50 im Tageschart zeigt außerdem, dass eine gewisse Nachhaltigkeit schon vorhanden ist.

Dennoch, ein gleitender Mittelwert ist erstmal nur ein Hinweis. Ein wenig deckt sich das mit dem, was wir immer über den MA20 im Wochenchart sagten: Es reicht nicht aus, dass der Kurs kurzzeitig über denselben steigt. Notwendig ist ein längerfristiges Ruhen des Kurses über diesem wichtigen gleitenden Mittelwert.

Bitcoin am Ende einer Hyperwave?

Eine Prognose ist besonders bearish. Tyler Jenks analysiert Märkte auf Basis großer Trendbewegungen, die er Hyperwaves nennt. Hyperwaves sind große Blasenbildungen, die man in verschiedenen Assetklassen beobachten kann. Für Bitcoin sieht diese Hyperwave wie folgt aus:

Es sind sieben Linien eingezeichnet, die für sieben Phasen innerhalb einer solchen Wave stehen. Es startet mit einer langen Seitwärtsbewegung, die sich am vorherigen Maximum messen kann (1). Nachdem ein Kurs immer mehr an Fahrt gewinnt (2-4), bricht das Streben nach höheren Kursen irgendwann abrupt ein (5). Ein wenig versucht der Markt, die Aufwärtsbewegung noch zu halten (6), was jedoch nichts am allgemeinen Abklingen der Blase ändert (7).

Mit dem dramatischen Kurssturz von November 2018 unterschritt der Bitcoin-Kurs einen wichtigen durch Phase 2 definierten Support. Dieser Einbruch ist für Tyler – trotz der aktuellen Aufwärtsbewegung – Grund, von einem weiteren Kurssturz auf Level von Phase 1 auszugehen. Sprich: Für ihn liegt der wahre Boden bei 1.000 US-Dollar.

Zusammenfassung

Soweit die bullishen und bearishen Einschätzungen. Zyniker könnten konstatieren, dass es also entweder hoch oder runter geht. So weit, so uninteressant.

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass, vielleicht unbewusst, die unterschiedlichen Parteien Boden anders definieren. Tyler Jenks sagt, dass ein Übersteigen des gleitenden Mittelwertes der letzten 200 Tage nicht ausreiche, um einen Boden zu erkennen, während Murad Mahmudov genau darin das erste Anzeichen dafür sieht. Worauf Tyler letztlich nur aufmerksam macht, ist, dass ein Überschreiten des MA200 – ähnlich wie bei dem von uns häufig betrachteten MA20 im Wochenchart – nur temporärer Natur sein kann. Erst wenn diese gleitenden Mittelwerte eine Trendumkehr sehen und wieder ansteigen, kann man von einer nachhaltigen Kursentwicklung nach oben sprechen.

Ähnliches kann sich zur Diskussion über fundamentale Werte sagen: Leah Walds hat zweifellos reicht, dass seitens J. P. Morgan Chase und anderen viel Marketing-Sprech den Markt bestimmt. Das Gerede um Bakkt hat eben nicht schon jetzt zu einem Bakkt geführt. SEC-„Antworten“ auf ETF-Anträge werden langsam zu Running Gags der Krypto-Szene und ähnliches lässt sich über seichte Announcements aus dem Finanzsektor sagen. Und doch ist es interessant, dass Bitcoin, Blockchain und Kryptowährungen inzwischen für häufig genutzte Marketing-Phrasen herhalten müssen. Es zeigt, dass die institutionellen Investoren die Kryptowährungen zumindest schon dafür ernst nehmen. Derartiges Interesse kann ein Anfang sein. Die Ansichten ergänzen sich, was nämlich alle in dieser Diskussion eint, ist, dass sie langfristig bezüglich Bitcoin sehr bullish sind.

Et tu, BTC-ECHO? Einschätzung auf Basis von DVAV

Bezüglich einer jüngst vorgestellten Metrik müssen wir den Artikel leider etwas bearisch abschließen. Im März haben wir auf BTC-ECHO nicht nur die Delta-Kapitalisierung vorgestellt, sondern auf der Basis eine Ratio entwickelt. Das Verhältnis zwischen Delta-Kapitalisierung und durchschnittlicher Kapitalisierung war dabei besonders interessant. Man konnte sehen, dass das Erreichen des Bodens mit einem Sturz der DVAV-Ratio unter 2 zusammenfiel. Aktuell steht diese jedoch noch über der zwei:

Der Blick auf die DVAV ist ein wenig ein Gegenargument bezüglich der On-Chain-Argumentationen von Willy Woo und Dave Puell. Die Delta-Kapitalisierung beinhaltet die sogenannte reale Kapitalisierung. Diese multipliziert anders als die Marktkapitalisierung den Bitcoin-Kurs, nicht den gesamten Supply, sondern mit der Summe aller zum jeweiligen Zeitpunkt bewegten Coins. Die ältesten Bitcoin sind nach dieser Betrachtung null US-Dollar wert, während ein seit Januar 2018 gehaltener Token noch über 10.000 US-Dollar zur realen Kapitalisierung beitragen würde. Es werden also indirekt auch On-Chain-Dynamiken betrachtet.

Entsprechend der DVAV-Ratio befinden wir uns in einer ähnlichen Situation wie von Ende 2014. Damals kam es noch zu einem großen Shareout. Die Kursanstiege zwischen dem 5. Oktober und dem 14. November 2014 entpuppten sich als Bull Trap und der Kurs fiel noch einmal dramatisch in den Keller.

Soweit eine Warnung. Investoren sollten jedoch bei Bitcoin langfristig denken. In der Hinsicht sollten Investoren auch nicht zu sehr auf Bodensuche gehen, sondern, wie wir immer wieder betonten, die technischen Fundamente Bitcoins im Auge behalten und sehen, dass sich hier weiterhin eine Menge tut. Bitcoin hat nach wie vor unglaublich disruptives Potenzial und ist vermutlich eher die Nadel, denn die platzende Blase, um beim Artikelbild zu bleiben.

Welche dieser verschiedenen Prognosen auch stimmen mag, wird sich zeigen. Bis zum Ende des Bodens und bis zu neuen Höhen können langfristige Investoren preiswert ihre Bitcoin-Position stäken. Dollar-Cost-Averaging bietet sich für diese an. Und Trader können ohnehin aus Bewegungen des Bitcoin-Kurses in die eine oder andere Richtung Profit schlagen.

 

Source: BTC-ECHO

Der Beitrag Ist das der Boden? Bullishe und bearishe Prognosen zum Bitcoin-Kurs erschien zuerst auf BTC-ECHO.