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BMW IM FOKUS: Zipses Elektromodelle müssen zünden

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Auto- und Motorradbauer BMW <DE0005190003> hat bereits nach dem dritten Quartal dank der robusten Entwicklung in China wieder mehr Licht am Ende des Corona-Tunnels gesehen. Die Lage besserte sich bei der Konkurrenz in den letzten drei Monaten dann noch einmal merklich, auch BMW lüftete schon etwas den Schleier. Doch wie geht es weiter? Dies dürfte sich klären, wenn Konzernchef Oliver Zipse am 17. März zur Jahrespressekonferenz lädt. In aller Regel legt der Dax <DE0008469008>-Konzern aber schon eine Woche vorher die detaillierten Zahlen zum Vorjahr auf den Tisch. Die Lage bei BMW, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

SO LÄUFT ES BEI BMW:

Einiges ist schon bekannt. So etwa, wie sich der Barmittelzufluss entwickelt hat: Im Gesamtjahr hat das Unternehmen einen Free Cashflow im Automobilbau von 3,4 Milliarden Euro erzielt nach 2,6 Milliarden ein Jahr zuvor. Dabei sah es lange so aus, als würde BMW so gerade mal überhaupt von einem Zufluss sprechen können. Doch BMW konnte - wie auch Volkswagen <DE0007664039> und Daimler <DE0007100000> - überraschend stark auf die Bremse treten, was Investitionsausgaben und Fixkosten angeht, unter anderem mithilfe des Kurzarbeitergeldes.

Die Marge im Kerngeschäft dürfte am oberen Ende der Prognosespanne von null bis drei Prozent landen. Das Konzernergebnis vor Steuern liege im Rahmen der Prognose und sei wie vom Markt erwartet, hieß es weiter. BMW hatte gegenüber dem Vorjahreswert von 7,1 Milliarden Euro einen Rückgang von mindestens 10 Prozent prognostiziert - also im besten Fall einen Wert von rund 6,4 Milliarden Euro. Analysten gehen nun von 5,1 Milliarden Euro aus.

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BMW kann dabei weiter auf glänzende Geschäfte in China blicken, das sich in dieser Krise als Stütze erweist - auch wenn der Joint-Venture-Partner Brilliance in finanzielle Schieflage geriet. Bis 2022 wollte BMW in der Gemeinschaftsfirma BBA (BMW Brilliance Automotive) mit 75 Prozent ohnehin die Mehrheit übernehmen und sein Standbein in der Volksrepublik ausbauen.

Der Markt hat sich für Premiumautobauer wie BMW, Daimler und die VW <DE0007664039>-Tochter Audi als Anker erwiesen, denn anders als das Massensegment laufen teure Autos in dem Land weiter gut. Reiche Chinesen können derzeit wegen der Pandemie zum Beispiel kaum reisen und haben daher mehr Geld zur Verfügung für den Kauf von Autos.

Entscheidend ist jetzt für BMW und Vorstandschef Zipse, wie der Autobauer sich im Elektrozeitalter einfindet und sich gegen die deutsche und die US-Konkurrenz von Tesla behaupten kann. Der i3 verkauft sich zwar mit dem Aufschwung bei Elektroautos wie geschnitten Brot, hat aber schon einige Jahre auf dem Buckel und ein neues Modell ist nicht in Sicht.

Hohe Margen sollen daher sowieso andere Modelle einfahren: Der Vollelektro-SUV iX3 etwa soll es mit dem EQC von Mercedes und dem E-tron von Audi aufnehmen. Auch das größere SUV-Flaggschiff iX und der sportlichere Viertürer i4 sollen ebenfalls noch in diesem Jahr auch in Europa auf den Markt kommen. Sie alle kommen mit der neuen, bei BMW fünften Generation von Elektroantrieben und sollen sowohl mehr Reichweite haben als auch mit niedrigeren Kosten eine auskömmliche Marge liefern.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Analysten schätzen die Chancen der Aktie mehrheitlich ausgeglichen ein. Von 13 in diesem Jahr im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten empfehlen acht das Halten der Papiere, drei den Kauf und zwei das Abstoßen.

Beim Dividendenvorschlag für die im Dax notierte Stammaktie rechnen die von der Nachrichtenagentur BLoomberg befragten sieben Analysten im Schnitt mit einer auf gut 1,80 Euro ekürzten Ausschüttung. Vergangenes Jahr hatte BMW 2,50 Euro je Papier gezahlt. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte von 7,4 Milliarden auf 4,6 Milliarden Euro sinken.

Für 2021 kalkulieren die Experten wieder einen Umsatzanstieg auf über 101 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sollte wieder auf 6,6 Milliarden zulegen. Das Vorsteuerergebnis - aus Sicht von BMW die zentrale Kenngröße, weil sie auch die Gewinne des chinesischen Joint Ventures enthält - schätzen die Analysten dann wieder auf 7,2 Milliarden Euro.

Interessant dürfte sein, wie BMW die operative Marge im vierten Quartal steigern konnte. Rivale Mercedes-Benz hatte in dem Zeitraum dank Kosteneinsparungen und gut laufender China-Geschäfte einen hohen Wert von 13,3 Prozent ausgewiesen. Zwar sind die Werte der beiden Rivalen nicht direkt vergleichbar, weil BMW das operative Ergebnis des China-Joint-Ventures eben nicht in das operative Ergebnis der Autosparte einbezieht.

Um einen Vergleich über den Daumen zu ermöglichen, hatte BMW zuletzt aber immer angegeben, bei Hinzurechnung der China-Gewinne würde die eigene Marge einen bis anderthalb Prozentpunkte höher ausfallen. Laut Analystenschätzungen wird BMW mit einem hohen einstelligen Prozentwert aber hinter Mercedes zurückbleiben.

Warburg-Analyst Mustafa Hidir rechnet mit einem insgesamt starken Abschluss des Jahres 2020. Die operative Marge im Autogeschäft dürfte bei 8,7 Prozent gelegen haben. Nun liege der Fokus auf dem Anlauf und der Produktion von elektrifizierten Fahrzeugen. Das laufende Jahr verspreche eine deutliche Erholung der Nachfrage, auch wenn potenzielle Produktionsprobleme wie die Chip-Knappheit derzeit eine Belastung darstellen.

"Wir sehen derzeit keine hohe Wahrscheinlichkeit von Umsatzeinbußen aufgrund von Produktionsausfällen, da sich BMW vor seinen Wettbewerbern Lieferverträge für höhere Chipmengen gesichert hat und es bisher keine Produktionsausfälle gab", schrieb Hidir jüngst.

SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT (Stand 9. März 9.30 Uhr):

Die BMW-Stammaktie hat wie auch andere Werte aus der Branche seit November deutlich angezogen - von weniger als 60 Euro auf inzwischen wieder fast 80 Euro. Damit konnte sich der Kurs seit dem Tief im Corona-Crash im vergangenen März mehr als verdoppeln. Doch mittelfristig ist damit für die Aktionäre eher nichts gewonnen, schließlich lag die Aktie Ende 2019 auch über der Marke von 75 Euro; Anfang 2018 sogar noch bei knapp 100 Euro.

Vom Rekordhoch von 123,75 Euro aus dem März 2015 ist das Papier derzeit ohnehin meilenweit entfernt. Mit dem Abschlag von rund einem Drittel seitdem schneidet BMW deutlich schlechter ab als der europäische Branchenindex Stoxx 600 Auto & Parts <EU0009658681> und vor allem auch als der Erzrivale Daimler, dessen Börsenwert seitdem nur um rund ein Fünftel schrumpfte.

Dessen Aktienkurs wurde zuletzt durch gute Zahlen und die Ankündigung der Aufspaltung beflügelt. Seit Anfang November zog der Kurs der Daimler-Aktie um mehr als 50 Prozent an. Und im Umbruch der Autoindustrie zieht es Auto-Anleger mit Ausrichtung auf Technologie, Elektro und Digitales ohnehin oft zu anderen Werten - vor allem zum Börsenstar Tesla <US88160R1014>, dessen Stern aber zuletzt auch nicht mehr so hell funkelte.

Der US-Elektroautopionier ist trotz eines deutlichen Kursverfalls in den vergangenen Wochen mit umgerechnet rund 450 Milliarden Euro immer noch fast doppelt so viel wert wie die drei deutschen Autokonzerne zusammen: Volkswagen (105 Mrd Euro), Daimler (77 Mrd Euro) und BMW (51 Mrd Euro) kommen in Summe nur auf 226 Milliarden Euro.

Bei BMW entfällt der Großteil der Marktkapitalisierung auf die im Dax notierten Stammaktien. Von diesen halten de Firmenerben Stefan Quandt und Susanne Klatten rund 46 Prozent. Das Paket ist derzeit etwas mehr als 22 Milliarden Euro wert. Und trotz der wahrscheinlich deutlich gekappten Dividende dürften die beiden bald wieder alleine eine Gewinnbeteiligung von einer halben Milliarde Euro erhalten.

Die hohe Dividende für die BMW-Erben war zuletzt immer wieder Gegenstand von politischen Diskussionen. Nichtregierungsorganisationen wie Oxfam kritisierten diese, da BMW im Corona-Jahr tausende Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt hatte und somit zumindest indirekt mit Geldern aus der Sozialkasse durch die Krise gekommen ist.