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Der BMW-Chef macht Nachhaltigkeit zur Überlebensfrage

Der CO2-Ausstoß in der Produktion soll bis 2030 um 80 Prozent sinken. Die Vorstandsvergütung bei BMW orientiert sich künftig auch an Umweltfragen.

Genau ein Jahr ist BMW-Chef Oliver Zipse jetzt im Amt. Kurzfristig ist die Corona-Pandemie seine größte Herausforderung, nur mit Mühe wird sich der Autobauer in diesem Jahr in den schwarzen Zahlen halten können. Zwar seien die Verkäufe seit Juni etwas besser gelaufen als zunächst befürchtet. „Aber wenn die staatlichen Förderungen auslaufen, dann werden wir einen schwierigen Herbst erleben“, prophezeite der BMW-Chef am Montag in München. Einen genaueren Ausblick gibt der Konzern Anfang August.

Langfristig sieht Zipse eine ungleich größere Herausforderung. Der Kampf gegen den Klimawandel und der Umgang mit immer knapper werdenden Ressourcen entscheiden auch „über die Zukunft der BMW Group“, erklärte der Konzernchef. Intensiv habe sich der Vorstand in den vergangenen Monaten mit dem Thema auseinandergesetzt. Zipses Versprechen: „Wir machen BMW nachhaltig.“

Konkret heißt das: Bis 2030 soll der Kohlendioxidausstoß in der Produktion um 80 Prozent sinken, der des einzelnen Fahrzeugs in der Nutzungsphase um 40 Prozent. Die Zulieferkette soll die Kohlendioxidbelastung um rund 20 Prozent drücken. Die Vergabe von Aufträgen an Lieferanten werde künftig an die Erfüllung dieser Anforderungen geknüpft.

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Alle Maßnahmen sollen transparent gemacht werden und in den Unternehmenszielen verankert werden. Auch die Vorstandsvergütung werde sich künftig zum Teil an dem Erreichen der Nachhaltigkeitsziele orientieren.

Derzeit überbieten sich die Autokonzerne in Ankündigungen zum Klimaschutz. Bosch will seine weltweit 400 Produktionsstandorte bereits 2020 klimaneutral stellen, Daimler will dieses Ziel bis 2039 für Produktion und Produkte erreicht haben. Die Branche ist unter Druck, die Proteste der Klimaaktivisten überschatteten die letzte große Autoausstellung IAA in Frankfurt. In der EU greifen ab 2021 verbindliche Klimaauflagen, die bis 2030 sukzessive verschärft werden.

Und auch die Investoren drängen: BMW refinanziert über Anleihen das Leasinggeschäft und kann sich eine Rating-Abstufung am Kapitalmarkt kaum leisten. Gleiches gilt für die Eigentümer. Neben der Familie Quandt, die rund 48 Prozent der Stimmrechte kontrolliert, ist Blackrock größter Einzelaktionär.

Der US-Vermögensverwalter führt mittlerweile eine Negativliste von Klimasündern, in die nicht mehr investiert wird. „Wir werden alles tun, um nicht auf diese Liste zu kommen“, sagt Zipse.

Umstieg hat Tücken

Dabei steht BMW im Vergleich der Industrie so schlecht nicht da. Bei dem in der EU relevanten Kohlendioxidausstoß pro gefahrenen Kilometer liegt der Konzern seit Jahren vor den Konkurrenten Daimler und Audi. Im Vergleich zu 2019 werde BMW den Ausstoß in diesem Jahr noch einmal um 20 Prozent drücken und somit erstmals unter die Marke von 100 Gramm kommen – Strafzahlungen schließt Zipse aus. Möglich macht das der massive Einsatz von Hybridantrieben und Elektroautos.

Doch der Umstieg auf Stromautos hat Tücken. BMW kauft die Batteriezellen zu, die in ihrer Herstellung große Mengen an Energie erfordern. Würden die Batteriezellen mit dem heutigen Energiemix hergestellt, so würde der Kohlendioxidausstoß pro Fahrzeug bis 2030 um 40 Prozent steigen, rechnet Zipse vor.

BMW hat seine Batteriezelllieferanten Northvolt, Samsung und CATL deshalb dazu verpflichtet, nur Grünstrom für die Zellproduktion einzusetzen. Ziel ist es jetzt, die Gesamtbilanz in der Lieferkette pro Fahrzeug bis 2030 um 20 Prozent zu drücken.

Auch finanziell begibt sich BMW auf eine Gratwanderung. Der Konzern hat in den letzten drei Jahren sowohl seine Entwicklungs- als auch seine Investitionsleistungen kräftig erhöht. Neben der Elektrolimousine „i4“ wird BMW im kommenden Jahr mit dem „iNext“ ein weiteres Stromauto in den Markt bringen. Die Kosten bleiben hoch: 2022 soll die neue 7er-Reihe in der Topversion ebenfalls einen Elektromotor erhalten, anschließend folgen die 5er-Reihe und der X1.

Wann die teuren Stromer die Renditen von Autos mit Verbrennungsmotoren einspielen, ist offen. Rendite macht BMW im Moment noch mit sehr traditionellen Produkten, mit Luxus und Motorleistung: Neben der 7er-Reihe zählt dazu auch die 8er-Reihe sowie das Riesen-SUV X7. Hinzu kommen gesteigerte Verkäufe der „M-Reihe“, der ebenso hochmotorisierten wie hochpreisigen Tuningtochter. Die macht beispielsweise aus dem schon kräftigen Geländewagen X5 ein SUV mit bis zu 625 PS.

Alles gehört zu einem Gesamtkonzept, sagt Zipse. Auf der einen Seite werde heute das Geld verdient und auf der anderen Seite in die Zukunft investiert. „Ohne die M-Sparte würde es keine Wasserstoff-Entwicklung geben.“ Neben dem batterieelektrischen Antrieb will BMW auch die Brennstoffzelle ab 2025 in Serie bringen.