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BMW warnt eindringlich vor dem Brexit und schreckt die Briten auf

Der Brexit stellt BMW und andere Autobauer vor Probleme. Die Münchener stellen sich gegen die britische Regierung. Das birgt jedoch auch Risiken.

Mit einer drastischen Warnung vor den möglichen Folgen des Brexit hat BMW die Briten aufgeschreckt. Sollte der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU zu einer ernsthaften Störung der Lieferketten führen, müsste der Konzern seine Werke auf der Insel schließen, sagte der für Zollfragen zuständige Manager des Konzerns, Stephan Freismuth, der „Financial Times“.

„Wir haben immer gesagt, dass wir unser Bestes tun und alles vorbereiten können, aber wenn am Ende des Tages die Lieferkette an der Grenze Halt machen muss, dann können wir unsere Produkte nicht in Großbritannien produzieren“, zitierte die Zeitung Freismuth.

Eine Ankündigung, die in Großbritannien für Schrecken sorgte – schließlich hat das deutsche Unternehmen vier Produktionsstätten auf der Insel und stellt mit dem Mini und Rolls-Royce Autos her, die viele Briten als Vorzeigeprodukte der britischen Wirtschaft betrachten. 8000 Menschen arbeiten in den britischen Werken von BMW. Aber diese sind Teil einer knapp kalkulierten Lieferkette.

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Bis zu 90 Prozent der in einem Auto verarbeiteten Teile wurden zuvor aus dem Ausland importiert. Nach Hochrechnungen des britischen Verbands der Autohersteller bringen mehr als 1100 Lastwagen jeden Tag Bauteilen aus der EU auf die Insel – bislang ohne Kontrollen. Das könnte sich nach dem Brexit ändern. Schon wenige Minuten Verzögerung können aber dazu führen, dass die fein austarierte Just-in-Time-Produktion ins Stocken kommt – und so hohe Kosten entstehen.

Das träfe nicht nur BMW. In der ganzen britischen Autoindustrie geht deswegen die Angst vor den Folgen des Brexit um. „Die Probleme, die der Brexit mit sich bringt, sind für alle Unternehmen der Automobilindustrie gleich“, sagte Mike Flewitt, Chef des Sportwagenherstellers McLaren auf einem Branchentreffen in London. „Wir sind alle zutiefst besorgt“.

Der Verband der britischen Autohersteller und -händler SMMT kritisierte angesichts dessen die Regierung. In den Führungsetagen der internationalen Unternehmen würde der Frust über die langsamen Verhandlungen in Brüssel immer größer, sagte Verbandschef Mike Hawes.

Die derzeitige Position der Regierung mit ihren widersprüchlichen Botschaften und roten Linien stehe im Gegensatz zu den Interessen der Automobilbranche in Großbritannien, die vom Binnenmarkt und der Mitgliedschaft in der Zollunion profitiert habe.

Die Regierung habe weder einen glaubwürdigen Plan B für ein reibungsloses Zollabkommen noch sei es realistisch, neue Handelsabkommen mit dem Rest der Welt zu erwarten, die das immense Handelsvolumen mit der EU ersetzen könnten. Die britische Regierung solle das derzeit gültige Zoll- und Handelsmodell beibehalten, solange sie nicht eine Alternative präsentieren könne, welche die gleichen Vorteile wie die EU-Mitgliedschaft habe, forderte der Verband.

Schließlich sei die Automobilbranche von entscheidender Bedeutung für die britische Wirtschaft, betonte der Verbandschef. 2017 erzielten die Unternehmen einen Umsatz von 82 Milliarden Pfund (93 Milliarden Euro) und beschäftigen 856.000 Menschen.

Aber „der Brexit bremst uns“, kritisierte Hawes. Das Volumen der Investitionen in der Autoindustrie habe sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit 347,3 Millionen Pfund im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast halbiert. „Das ist der Preis, den wir für den Brexit zahlen“.

Nicht nur die Automobilindustrie wird angesichts des immer näher rückenden EU-Abschieds unruhig. Vor wenigen Tagen hatte sich auch der Luftfahrtkonzern Airbus zu Wort gemeldet und gewarnt, dass der britische Standort durch den Brexit weniger attraktiv und konkurrenzfähiger werde. Siemens und auch BMW hatten sich den Warnungen angeschlossen.

Warnungen vor dem Brexit sind nicht ohne Risiko

Allerdings geht ein Unternehmen, das in Großbritannien vor dem Brexit warnt, ein hohes Risiko ein – schließlich könnte das Kunden, die den Brexit befürworten, verärgern. Und auch aus den Reihen der Regierung kommt harsche Kritik: Außenminister Boris Johnson soll, gewohnt unverblümt, die Nachrichten von Airbus mit „F**** business“ kommentiert haben, Gesundheitsminister Jeremy Hunt kritisierte, dass „derartige Drohungen“ von Unternehmen „vollkommen unangemessen“ seien.

BMW-Manager Ian Robertson betonte am Dienstagmorgen denn auch, dass BMW zu seinen Fabriken und seiner Belegschaft vor Ort stehe. Es sei nicht richtig, dass man überlege, die britischen Werke zu schließen. „Wir werden Großbritannien nicht den Rücken kehren“, sagte der BMW-Sonderbeauftragte für Großbritannien.

BMW müsse „in Bälde“ auch keine Investitionsentscheidung für die britischen Werke treffen, da die hierzulande produzierten Fahrzeuge relativ gesehen am Anfang ihres Lebenszyklus stehen. Aber Klarheit brauche man trotzdem, um sich auf die durch den Brexit zu erwartenden Veränderungen einzustellen.

Der größte Automobilhersteller auf der Insel, Jaguar Land Rover (JLR), hat indes schon Konsequenzen gezogen: Das Modell Land Rover Discovery wird in Zukunft in einem Werk in der Slowakei gebaut. Die Entscheidung habe aber nichts mit dem Brexit zu tun, versucht man zu beschwichtigen.

Am 29. März 2019 endet die Mitgliedschaft Großbritannien in der EU. Aber die Verhandlungen über den Brexit ziehen sich in die Länge. So ist noch immer unklar, zu welchen Bedingungen der Austritt vollzogen wird und wie die zukünftigen Beziehungen der beiden Wirtschaftsregionen aussehen werden.

Sollten sich die beiden Verhandlungsteams von EU und Großbritannien nicht bis zum Herbst einigen, könnte es sein, dass die eigentlich geplante Übergangsphase nicht zustande kommt. Ende dieser Woche findet der nächste EU-Gipfel in Brüssel statt. Doch weder in London noch in Brüssel wird erwartet, dass dort Fortschritte erzielt werden.