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Auf die blaue Überholspur

Aller Pandemie zum Trotz laufen die Planungen für die Internationale Automobilausstellung im Herbst 2021 auf Hochtouren. Denn fest steht eines: Wenn die IAA 2021 patzt, war es das wohl mit den europäischen Automessen.

Von den Autogroßveranstaltungen außerhalb von China gab es in den vergangenen Jahren nicht viel Positives zu berichten. Die Besucherzahlen gingen allerorts zurück, das Interesse von Ausstellern ließ nach und einige Veranstaltungen in Autonationen wie Italien, Spanien oder England verschwanden ganz. Das Ereignis einer großen Messe an sich läuft branchenunabhängig zunehmend gegen den Zeitgeist und trägt dem Wunsch nach einer immer größer werdenden Individualisierung und dem digitalen (Informations-) Konsum in den eigenen vier Wänden kaum Rechnung.

Die anhaltende Coronapandemie hat das Ganze für alle Beteiligten nur schwerer werden lassen. Zunächst fiel der ohnehin wankende Genfer Automobilsalon Anfang März ins Wasser; es folgten die Streichungen der verschiedenen US-Carshows in Detroit, New York und Los Angeles sowie die ohnehin zur Bedeutungslosigkeit verkommene Automobilausstellung von Paris, die sich jährlich im Herbst mit der IAA abwechselt.

Nachdem es im vergangenen Jahr auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt zum großen Knall kam, zog die Messe nach München um, wo sie vom 7. bis 12. September 2021 ihre bayrische Premiere feiern soll. Erstmals hat sich der Verband der Automobilhersteller bei der Ausrichtung einen Partner ins Bett geholt. Die Messe München ist bei der Erstauflage an der Isar nicht nur ausführender Messedienstleister, sondern realer Partner.

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Bei einem sind sich die so unterschiedlichen Parteien einig: Wenn die IAA im kommenden Herbst nicht funktioniert, dann dürfte es das gewesen sein mit bedeutungsvollen Automessen in Europa. Die würden mit Relevanz wohl nur noch in China und allenfalls in den USA stattfinden. Doch in den Vereinigten Staaten tun sich die Automessen in Detroit, Chicago, New York und Los Angeles mittlerweile ebenfalls schwerer denn je. Stattdessen zieht es Besucher und Aussteller auf einstige Spartenevents wie die Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas oder das South by Southwest Festival (SxSW) in Austin. Gerade für die neuen Elektroautohersteller wie Tesla, Nio, Byton oder Rivian ist eine reine Automesse oftmals zu traditionell.

Aus den Fehlern bei vergangenen Veranstaltungen im In- und Ausland will der VDA seine Lehren gezogen haben und zusammen mit der Messe München die guten Erfahrungen von branchennahen Tech-Veranstaltungen in das neue Gesamtkonzept einbringen. Als problematisch dürfte sich dabei der jüngste Regierungswechsel in der bayrischen Landeshauptstadt erweisen. Seitdem im Rat der Stadt eine grün-rote Regierung an der Macht ist, stehen alternative Verkehrskonzepte weit höher im Kurs als eine prachtvoll strahlende Autoshow. Die Stadt München bemüht sich höchst erfolgreich darum, das Automobil in München so unattraktiv wie möglich werden zu lassen. Fahrspuren werden gestrichen, Ampelphasen künstlich verlängert und Parkplätze verschwinden. Kein einfacher Nährboden für die erstmals in Bayern ausgetragene IAA.

Wer die aktuellen Anträge von Grünen und SPD liest, hat Zweifel daran, dass es sich um die Internationale Automobilausstellung handelt, die im September 2021 stattfinden soll. Vielmehr soll es um Citymobilität sowie einen Radring, Bus- und Umweltspuren, eine Radnacht oder eine autoreduzierte Altstadt gehen. Von der Begeisterung, die eine Messe wie die IAA in der Vergangenheit mit ihren neuen Produkten und technischen Innovationen einmal bei hunderttausenden von Besuchern hervorrief, ist dabei nicht viel geblieben. „Im Kern der IAA steht weiterhin das Automobil. Doch es geht um die gesamte Mobilität“, beteuert Tobias Gröber von der Messe München, „das Auto ist ein wichtiger Teil der Problemlösung.“

Die IAA selbst soll dabei zentral aus zwei Komponenten bestehen. Auf dem Messeareal selbst gibt es den sogenannten Summit als Branchentreff mit Messeständen, Innovationen und neuen Produkten. In der Innenstadt von München kämpft an zentralen Orten wie dem Odeons-, Königs- oder Wittelsbacherplatz den Open Space um Aufmerksamkeit beim Citypublikum. VDA-Geschäftsführer Jürgen Mindel: „Beim ‚Open Space‘ ist das ‚open‘ tatsächlich Programm.“ Auf den entsprechenden Plätzen in der Münchner Innenstadt gibt es Themeninseln und Messebauten von den einzelnen Autoherstellern, Zulieferern oder Mobilitätsanbietern. „Es werden wieder viele Hersteller dabei sein, die in der Vergangenheit nicht mehr an der IAA teilgenommen haben“, sagt Mindel, „sobald die Verträge unterschrieben sind, werden wir das öffentlich machen.“ Viele Aussteller gehen derzeit initiativ auf den VDA zu: „Das geht weit über die Automobilbranche hinaus“, so der VDA-Geschäftsführer.

Der Messegigantismus vergangener Jahre soll es nach einheitlicher Aussage von VDA, Autoherstellern und Mitveranstalter Messe München nicht mehr geben. Doch dabei handelt es sich keinesfalls um ein friedlicheres Miteinander der nationalen wie internationalen Hersteller in Form eines Nichtangriffspaktes, sondern die Messebudgets sind deutlich kleiner als in den Jahren zuvor. Investierten gerade die deutschen Topfirmen auf der zweijährig stattfinden IAA einst zwischen 25 und 75 Millionen pro Auftritt, so arbeiten diesmal alle mit deutlich einstelligen Millionenbeiträgen.

Das Messegelände im Osten der Stadt mit dem IAA Summit wird dabei über die sogenannte Blue Lane mit dem Open Space in der Innenstadt verbunden. Auf der blauen Spur, die über die Autobahn A94 sowie über die Prinzregenstraße ins Herz der City führt, kann man die Mobilität von morgen am eigenen Leibe erleben und selbst testen. Die IAA soll so zum Mitmachevent und nicht einfach zu einer betagten Leistungsschau der Autoindustrie werden. Doch viele Autofans wünschen sich eben genau das: große Neuheiten, echte Messestars und spektakuläre Messestände. An den Neuheiten dürfte es trotz der in unmittelbarer Terminnähe stattfindenden Konkurrenzevents in New York, Detroit und Guangzhou dabei nicht mangeln. Bleibt jedoch die Frage, ob eine IAA als Mobilitätsmesse exakt den Zeitgeist von alternativen Antrieben und einer automobilen Nachhaltigkeit trifft oder dadurch jede Publikumsbegehrlichkeit auf vier Rädern verliert.

In Frankfurt war die IAA in den vergangenen Jahren nur noch ein Schatten ihrer selbst. Immer wieder gab es vor den Toren groß angelegte Störaktionen von Umweltaktivisten, die die ganze Branche in Verruf bringen sollten. Das wollen VDA und Messe München an der Isar ebenfalls anders lösen – im Vorfeld. „Wir werden auf die Kritiker zugehen und wollen mit ihnen den inhaltlichen Diskurs führen. Aber wir werden selbst auch kritische Fragen stellen: Wie können Klimaschutz und individuelle Mobilität gemeinsam erreicht werden? Nur mit Verboten lösen wir keine gesellschaftlichen Fragen“, so VDA-Geschäftsführer Mindel.

Die Coronapandemie hat die Planungen für VDA und Messe München dabei nicht einfacher gemacht. „Bei uns beschäftigen sich gerade allein rund 25 Personen nur mit der IAA“, erläutert Tobias Gröber, „wir wissen durch die zahlreichen Großveranstaltungen bei uns auf dem Gelände, wie wir erfolgreich eine Messe veranstalten, und haben entsprechend enge Kontakte zur Stadt München. Doch die Breite und die Tiefe der Anfragen ist enorm.“ Neben den Hygienekonzepten und den einzelnen Präsentationsflächen arbeiten VDA und Messe auch an digitalen Messeinhalten, die das eigentliche Programm flankieren sollen. Man will eben auf alles vorbereitet sein. Denn schief gehen soll nächsten Herbst nichts.

Mehr zum Thema: Das Start-up Piëch Automotive soll den Markt für Elektroautos revolutionieren. Noch ist allerdings fraglich, ob das Auto überhaupt serientauglich ist.