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Wie Blackrock die Konzerne kontrolliert

Mit 6,3 Billionen Dollar ist Blackrock der größte Vermögensverwalter der Welt. Das spüren vor allem deutsche Konzerne. Der US-Investor hat in den Firmenzentralen hierzulande nicht nur Freunde.

Zum Beispiel Siemens. Ein dunkler Winterabend in Berlin, gleich gegenüber des Axel-Springer-Verlagshauses. Eine Unternehmensberatung hat Siemens-Chef Joe Kaeser eingeladen, über „inklusiven Kapitalismus“ zu sprechen. Kaeser trägt seine legere Business-Uniform. Drahtig wirkt er, sportlich, eher 50 Jahre alt, nicht wie die 60, die er ist. Üblicherweise zieren Lachfalten das Gesicht des Siemens-Chefs, doch heute ist da: Nachdenklichkeit, auch ein wenig entnervte Erschöpfung.

Kaeser kommt aus der britischen Hauptstadt, wo er sich mit Aktionären von Blackrock getroffen hat. Knapp sechs Prozent hält der US-Investor an dem Münchner Konzern. Sechs Prozent an mehr als 80 Milliarden Euro Umsatz, die vor allem eines abwerfen sollen: Dividende. Eigentlich könnte Kaeser also sehr entspannt auftreten an diesem Abend: Er hat geliefert, hat eine der besten Bilanzen der Firmengeschichte verkündet, zehn Milliarden Euro Gewinn vor Steuern, Rekordausschüttung, plus 50 Prozent beim Aktienkurs seit seiner Amtsübernahme.

Doch hinter dem Rednerpult steht ein Mann, der in bestem Bayrisch-Englisch fast schon resigniert sein Mantra der vergangenen Monate wiederholt: „The business of business is not business. The business of business is to create value for society.“

Wie kein zweiter Dax-Direktor trägt Kaeser das vor sich her: Unternehmen sind nicht nur dazu da, um Gewinne zu erwirtschaften. Firmen müssen auch einen gesellschaftlichen Mehrwert produzieren. Doch es hat auch erstaunlich viel Ähnlichkeit mit den Briefen, die Larry Fink nun so gerne schreibt. Der Chef von Blackrock, mit 6,3 Billionen Dollar der größte Vermögensverwalter der Welt, schickt seit einigen Jahren jeden Januar eine Botschaft an die Unternehmen, an denen Blackrock beteiligt ist. „Die Gesellschaft verlangt, dass Unternehmen einem sozialen Ziel dienen“, schrieb er dieses Jahr. „Ein Unternehmen, das keinen Sinn dafür hat, wird seine Ziele nicht erreichen. Deswegen ist es mehr denn je unsere Pflicht, dass wir uns einmischen.“

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Kaeser und Fink treffen sich regelmäßig, denn Fink ist Kaesers größter Einzelaktionär. Aber: Ist er auch Kaesers größter Einflüsterer?

Fink ist womöglich viel mehr als nur das. Manche sehen in ihm den Einflüsterer der Weltwirtschaft. Auch wenn viele Dax-Konzerne offiziell bestreiten, jemals von Fink oder seinen Leuten behelligt worden zu sein – Geschichten wie bei Siemens gibt es noch einige mehr im Archiv.

Im Nachfolgedrama um Josef Ackermann vor einigen Jahren bei der Deutschen Bank zeigte sich das. Ackermann hatte damals eine Vorstellung für seine Nachfolger, Larry Fink soll ebenfalls eine gehabt haben. Finks hieß Anshu Jain. Ackermanns Nachfolger am Ende auch. Oder bei der Lufthansa. Da musste sich, so geht die Legende, der langjährige Chef Wolfgang Mayrhuber letztlich von seinem Plan verabschieden, trotz eher durchwachsener Bilanz als Vorstandschef auf den Aufsichtsratsvorsitz zu wechseln. Ohne den Druck von Blackrock, erzählt man sich, wäre Mayrhuber heute Chef des Gremiums.

Auch in der deutschen Autoindustrie hat man so etwas schon erlebt. Es gibt bei Blackrock ein großes Bedürfnis sich mit uns auseinanderzusetzen, heißt es bei einem großen Hersteller. Da nehme der Druck zu, auch weil Blackrock immer mehr Druck bekomme. „Die haben einen Konflikt, wollen der Kritik entgehen, dass sie ihre Mandate nicht wahrnehmen.“ Deshalb wollten sie sicherstellen, dass abgestimmt werde – und auch wie abgestimmt werde. „Man könnte schon das Gefühl von Macht haben. Die sind ja an uns allen beteiligt“, sagt ein Manager und spielt damit auf den Umstand an, dass Blackrock an den 30 größten deutschen Unternehmen Anteile hält, 4,5 Prozent am Dax insgesamt. Doch für ihn ist all das kein Grund zur Beunruhigung: „Aus unserer Sicht wird das in der Öffentlichkeit viel kritischer gesehen als in den Konzernen.“

In Frankfurt sieht man das inzwischen anders. Dort erzählt man sich im Umfeld eines Bankenchefs, der recht häufig Termine in Berlin hat, derzeit eine schöne Geschichte über Blackrock. „Da rief an einem Donnerstagmittag jemand von Blackrock im Büro an und bat, der Mann solle sich am nächsten Tag mittags bereithalten, Larry Fink wolle ihn in Frankfurt sehen“, erzählt ein Eingeweihter. Nein, ließ der Bankchef seine Assistenz ausrichten. Da habe er einen Termin in Berlin. „Nein“, soll die Blackrock-Stimme erwidert haben. „Sie haben das wohl falsch verstanden: Larry möchte ihn sehen.“

Auch Eon-Chef Johannes Teyssen hat Larry Fink vor gut drei Jahren getroffen. Der Blackrock-Chef hat sich die geplante Aufspaltung des deutschen Energiekonzerns persönlich erläutern lassen. Eigentlich finden solche Roadshows bei US-Investoren in New York statt. Nicht so bei Blackrock. „Die lassen einen in ihr Headquarter antanzen“, sagt Teyssen und meint damit ein Gebäude draußen in New Jersey – eine Tagesreise von New York entfernt. „Blackrock ist ein aktiver Investor, aber kein aktivistischer.“

Bei Blackrock verweisen sie darauf, dass das Engagement bei einzelnen Unternehmen nicht der Willkür folge. Sondern den begrenzten Kapazitäten. Im Fall Stada etwa, wo sich Aufsichtsrat und Vorstand im vergangenen Jahr zerlegten, habe man nicht eingegriffen. Natürlich hat Blackrock das Geschehen dort nicht goutiert. Andererseits kümmern sich derzeit 30 Mitarbeiter um die 15.000 Unternehmen, an denen Blackrock weltweit beteiligt ist. Zwar soll diese Mannschaft nun, so hat es Fink entschieden, verdoppelt werden. Doch auch das klingt noch nach sehr viel Arbeit für wenige Leute.

Aus all dem lässt sich deshalb auch keine Weltherrschaft ablesen. Aber ein Trend: Blackrock mischt sich ein.