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Bitkom mahnt Beteiligte an Corona-App-Projekt zu Geschlossenheit

Dass die Bundesregierung die Dax-Konzerne SAP und die Telekom bei der Corona-App ins Boot holt, sorgt für Unmut in der SPD. Die Digitalbranche warnt vor Streit.

Die neuen Pläne der Bundesregierung sehen vor, die Corona-Kontakte nur noch lokal auf den Handys zu speichern. Foto: dpa
Die neuen Pläne der Bundesregierung sehen vor, die Corona-Kontakte nur noch lokal auf den Handys zu speichern. Foto: dpa

Der Präsident des IT-Verbands Bitkom, Achim Berg, hat alle an der Entwicklung einer Corona-Warn-App Beteiligten zur Geschlossenheit aufgerufen. „Wirtschaft und Wissenschaft müssen über ihren Schatten springen und zusammenarbeiten, die Politik muss das entschlossen begleiten und moderieren“, sagte Berg dem Handelsblatt.

Am Dienstag war bekanntgeworden, dass die Bundesregierung im Ringen um eine Corona-App zur Eindämmung der Pandemie nun auf die Hilfe der beiden deutschen Großkonzerne SAP und Telekom setzt. Nach Streitigkeiten um Zuständigkeiten und Speichervarianten sollen die beiden Dax-Unternehmen die App „entwickeln und zur Marktreife bringen“, teilten Bundeskanzleramt sowie das Gesundheits- und Innenministerium gemeinsam mit.

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Als Berater fungierten die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Institut CISPA. Bereits jetzt hinken alle Beteiligten dem ursprünglichen Zeitplan hinterher, der die Einführung der Anwendung zur Identifizierung von Kontakten Infizierter für Mitte April vorsah – und damit zeitgleich mit den ersten Lockerungen der Kontaktsperren.

Die SPD zeigte sich angesichts der neuen Entwicklung verwundert und verlangte mehr Informationen. Die Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) müsse in der Sondersitzung des Ausschusses Digitale Agenda am heutigen Mittwoch „dringend Aufklärung“ betreiben, sagte der digitalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jens Zimmermann. Das Gesundheitsministerium und das Kanzleramt hätten „ein veritables App-Durcheinander angerichtet“. „Ich erwarte klare Aussagen zur Aufstellung des Gesamtprojektes und einen validen Zeitplan.“

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken warnte vor weiteren Verzögerungen bei der App-Entwicklung. „Jetzt kommt es darauf an, die App nicht nur schnell, sondern in ebenso großer Transparenz und Offenheit und vor allem unter Beteiligung von potenziellen Nutzern zu entwickeln und dabei auch soziologische und psychosozialen Belange mit einzubeziehen“, sagte Esken dem Handelsblatt. „Bei der Frage des Erfolgs einer solchen App kommt es ganz entscheidend auf das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer an, aber eben auch darauf, dass sie im Falle einer Push-Nachricht über den möglichen Kontakt mit einer infizierten Person nicht mit der Situation alleine gelassen sind.“

Kehrtwende am Wochenende

In welcher Geschwindigkeit SAP und Telekom die App entwickeln können, war zunächst unklar. Letztlich soll die Anwendung vom Robert-Koch-Institut herausgegeben werden. Dieses hat bereits eine Datenspende-App auf dem Markt, die auf freiwilliger Basis Informationen von Fitnesstrackern und Smartwatches nutzt und inzwischen auf fast eine halbe Million Teilnehmer kommt.

SAP wie auch Telekom waren bisher nicht im Boot. Stattdessen stand die Bundesregierung lange hinter der Arbeit der Initiative Pepp-PT, die allerdings in Deutschland einen zentralen Speicheransatz verfolgte, bei dem ein Abgleich der Daten über einen zentral verwalteten Server erfolgen sollte. Diesem verweigerten sich jedoch aus Datenschutzgründen die beiden US-Technologieriesen Apple und Google. Deren Mitarbeit ist jedoch für die Interoperabilität und akkufreundliche Funktionsfähigkeit der Bluetooth-Technologie vonnöten.

Letztlich vollzog die Bundesregierung am Wochenende eine Kehrtwende, wandte sich von Pepp-PT ab – und damit einer vom Heinrich-Hertz-Institut und dem Robert-Koch-Institut selbst entwickelten App. Nun sollen die Kontakte nur noch lokal auf den Handys gespeichert werden. „Die Softwarearchitektur DP-3T ist Basis für die App“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums dem Handelsblatt.

Eine Expertengruppe um das CISPA arbeitet mit anderen internationalen IT-Sicherheits- und Datenschutzforschern seit Wochen an einem Ansatz mit dem Namen DP-3T. Einen Prototyp der App wurde am 17. April veröffentlicht. Der Prototyp soll nun die Grundlage für das Programm von SAP und Telekom sein. Das Programm verfolgt einen dezentralen Ansatz. Der Abgleich der ID-Schlüssel erfolgt also auf dem Smartphone der Nutzer und nicht auf einem zentralen Server. Dieses Konzept gilt unter Datenschützern als Lösung, mit einer geringen Gefahr von Überwachung und Missbrauch.

BDI mahnt zur Eile

Bitkom-Präsident Berg mahnte: „Alle sind gefordert, noch größere Anstrengungen zu unternehmen, um in der Bevölkerung das notwendige Vertrauen zu stiften.“ Für die weitere Entwicklung müsse daher „zwingend“ vermieden werden, „technische Details derart zu überhöhen, dass sie zum Show-Stopper werden“.

Berg warnte zugleich vor möglichen neuen Konflikten um die Entwicklung der App. Nachdem bereits viel Zeit verloren und die Bevölkerung massiv verunsichert worden sei, müsse es jetzt darum gehen, zu einem „schnellen, überzeugenden und einwandfreien Ergebnis“ zu kommen. „Statt Expertenstreits brauchen wir Geschlossenheit, statt Silo-Denkens brauchen wir eine pragmatische Lösung, die unabhängig von Plattform, Softwaregerüst und Einsatzregion funktioniert“, so Berg.

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mahnte zur Eile. „Es muss jetzt darum gehen, eine App schnellstmöglich verfügbar zu machen, damit der wirtschaftliche Wiedereintritt des Industrielands Deutschland zügig gelingt. Jeder weitere Tag Stillstand stellt die deutsche Wirtschaft vor massive Herausforderungen“, sagte Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung.

Mit Agenturmaterial