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Bitcoin überwindet die Hürde von 50.000 Dollar – Was Anleger nun erwartet

Der Preisanstieg muss noch nicht zu Ende sein. Auch der Streit darüber, was Bitcoin eigentlich darstellen und wozu sie gut sind, dürfte weitergehen.

Der Bitcoin hat die nächste wichtige Hürde geschafft: Am Dienstag sprang der Preis für die Kryptowährung den Daten des Analysehauses Coinmarketcap zufolge über 50.000 Dollar, bevor er kurz darauf aber schon wieder abbröckelte. Der Höchststand lag bei 50.341 Dollar.

Viele Experten glauben, dass der steile Anstieg damit noch nicht gestoppt ist. Schon im Januar traute die US-Großbank JP Morgan der elektronischen Münze eine Verteuerung auf über 140.000 Dollar zu.

Und Analyst Sören Hettler von der DZ Bank sagt: „Die übergeordnete Dynamik des Bitcoin-Preises zeigt momentan eindeutig nach oben – trotz der kleineren Rücksetzer.“ Er glaubt, dass vor allem die Ankündigung von Tesla, den Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, den Kurs treibt. Tesla-Eigner Elon Musk hatte zudem eine Investition von 1,5 Milliarden Dollar in den Bitcoin angekündigt.

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Zum Vergleich: Vor zwölf Monaten lag der Bitcoin-Kurs unter 10.000 Dollar und rutschte erst noch Richtung 5000 Dollar ab, bevor er seinen beispiellosen Aufstieg erlebte.

Gestartet ist das gesamte System Anfang 2009 mit 50 Bitcoin, der erste Umrechnungskurs lag bei sieben Dollar-Cents. Nach der rasanten Rally in den letzten Wochen ist die Mutter aller Kryptowährungen jetzt rund 920 Milliarden Dollar wert, wenn man alle existierenden „Coins“ zusammenrechnet. Weit abgeschlagen folgen auf Platz zwei Ethereum mit gut 200 Milliarden und dann Tether mit über 30 Milliarden Dollar.

Steigende Akzeptanz

Alles hängt jetzt davon ab, wie sich die Akzeptanz des Bitcoins weiter entwickelt – ob auf Tesla, Mastercard, Paypal und andere Pioniere noch viele weitere Firmen folgen, die ihn als Zahlungsmittel akzeptieren. Und ob große Vermögensverwalter und reiche Privatleute ihn als alternative Anlage, auch als Alternative zu Gold, einsetzen wollen. Je mehr institutionelle Kunden und Anleger einsteigen, desto schneller könnte die Kryptowährung erwachsen werden. Im vergangenen Jahr hatte vor allem das steigende Interesse der Profis den Kurs in die Höhe getrieben.

Kaum eine Erscheinung an den Finanzmärkten ist so umstritten und zugleich so faszinierend wie der Bitcoin. Er ist, je nachdem wem man glaubt, die große Alternative zum konventionellen Finanzsystem, eine Währung oder auch nur ein elektronischer Vermögenswert, das neue Gold oder der Auftakt zu einem Internet der Werte, das Zahlungsvorgänge im großen Stil automatisiert.

Kritiker bemängeln dagegen, dass mit Bitcoins nur rund sieben Zahlungen pro Sekunde möglich sind, was einem Bruchteil der Kapazität konventioneller Systeme entspricht. Sie sehen in der elektronischen Münze vor allem ein Mittel zu gefährlichen Spekulationen. Der US-Ökonom Adam Posen fordert daher im Gespräch mit dem Handelsblatt, ihn aus dem Finanzsystem mit allen Mitteln herauszuhalten.

Die Commerzbank hat in einer Studie begründet, warum sie erst gar keine Prognose zum Bitcoin abgeben will. Dort heißt es: „Bitcoin ist aufgrund der mangelnden Wertaufbewahrungsfunktion als Geld im klassischen Sinn ungeeignet. Und es bestehen erhebliche Zweifel an der mittel- bis langfristigen Eignung von Bitcoin als breit akzeptiertes Transaktionsmittel.“

Energieverbrauch in der Kritik

Anstoß erregt auch immer wieder der hohe Energieverbrauch: Die Computer, die die Bitcoin-Transaktionen organisieren, verbrauchen derzeit etwa 120 Terawattstunden Strom pro Jahr, schätzt das Center for Alternative Finance der Universität Cambridge. Das entspricht etwa einem Viertel des Stromverbrauchs in Deutschland.

Die Bitcoin-Miner, die das System organisieren, müssen jeweils im Wettbewerb schwierige Rechenaufgaben bewältigen, die hohe Rechnerkapazitäten und damit sehr viel Energie verbrauchen. Wer die Aufgabe als erster löst, schreibt die Blockchain, die Buchhaltung, fort, und wird finanziell belohnt. Dieser künstlich geschaffene Aufwand ist eine Barriere und soll verhindern, dass einzelne Miner das System unter ihre Kontrolle bringen können.

Zwar wird für das Mining zunehmend regenerative Energie verwendet. Aber die könnte natürlich auch anders eingesetzt werden, zum Beispiel zur Produktion von dringend benötigtem „grünen“ Wasserstoff. Abträglich ist dem Ruf der Bitcoin auch, dass sie neuerdings gern von Erpressern statt Bargeld genutzt werden oder auf Plattformen im anonymen Teil des Internets, dem sogenannten Darknet, von Kriminellen in Umlauf gebracht werden.

Der große Unbekannte

Gegründet hat das System 2008 mit einem „White Paper“ Satoshi Nakamoto, von dem bis heute niemand weiß, wer er ist, auch nicht, ob er ein Japaner ist, ein Mann oder eine Frau. Ein australischer Geschäftsmann behauptete einst, er sei Nakamoto, überzeugte aber niemanden. Dass der Gründer nicht greifbar ist, trägt aber dazu bei, dass sich um Bitcoins herum mitunter regelrecht ein Kult spinnt.

Zeitweise galt vor allem die technische Struktur als der eigentliche Clou. Nachdem der Bitcoin schon einmal Ende 2017 einen dramatischen Anstieg und danach einen tiefen Absturz erlebt hatte, galt vielfach die Devise: Der Bitcoin ist im Grunde nebensächlich, interessant ist die Blockchain, auf der er basiert. Überall auf der Welt experimentierten Start-ups, aber auch etablierte Banken mit dieser Technik, die auch unter dem Kürzel DLT (Distributed Ledger) bekannt ist, was so viel bedeutet wie „verteilte Buchhaltung“.

Die Grundidee ist, Informationen eben nicht zentral zu speichern, sondern jeder Teilnehmer bekommt identische Kopien, die immer wieder automatisch abgeglichen werden. Blockchain galt auf einmal als das Maß aller Dinge, Aktienkurse explodierten, wenn Firmen „Blockchain“ in den Namen integrierten.

Mit der Erfindung von Ethereum schien ein weiterer Sprung in die Zukunft zu gelingen: Dieses System erlaubt es, Zahlungsvorgänge zu automatisieren, ja sogar autonome Organisationen zu gründen, bei denen ihre eigenen Gründer nur noch als Angestellte arbeiten.

Dieser Hype ist inzwischen verflogen. Die Blockchain, zeigte sich, funktioniert. Sie ist auch sicher. Aber allein schon weil alle Daten vielfach kopiert und verteilt werden müssen, ist sie langsam und unflexibel. Bisher ist es daher bei einigen Spezialanwendungen geblieben.

Die schnelle Renaissance

Dafür erlebte der Bitcoin selbst auf einmal neue Wertschätzung. Und gibt den Anstoß dazu, dass Notenbanken zunehmend über eigenes Kryptogeld nachdenken oder, wie in China, schon damit experimentieren. Sie wollen sich nicht ins Handwerk pfuschen lassen.

Als Aufseher sind die Notenbanken ohnehin längst alarmiert: So fordert etwa EZB-Chefin Christine Lagarde eine weltweite Regulierung des Bitcoins. Und auch die neue US-Finanzministerin Janet Yellen betonte unlängst, dass es aus ihrer Sicht Gesetzesanpassungen brauche, um einen Missbrauch der Kryptowährung zu verhindern. Die Debatte, wie das erreicht werden kann, ist in vollem Gange.

Dabei tickt die Uhr. Denn obwohl der Bitcoin erfunden wurde, um das gängige Finanzsystem abzulösen, wird er jetzt mehr und mehr in genau dieses System integriert. Man muss nicht mehr bei Kryptobörsen Coins kaufen, sondern kann auch bei der Bank nachfragen. Es gibt ganz ähnliche Finanzinstrumente rund um Bitcoins wie bei traditionellen Wertpapieren.

Vermögensverwalter diskutieren die Vor- und Nachteile von Bitcoin gegenüber Gold. Beide gelten als möglicherweise stabil, wenn sonst alles zusammenbricht. Daher profitiert die Kryptowährung auch von der Skepsis gegenüber den heiß gelaufenen Finanzmärkten.