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Bitcoin-Experiment: Paar lebt 3 Monate mit digitaler Währung

„In Bitcoin, bitte.“ Beim Bezahlen erntete Austin Craig in den vergangenen Monaten meist nur verdutzte Blicke. Mehr als drei Monate lebten er und seine Frau Beccy Bingham-Craig ohne echtes Geld. Ob Einkäufe, Miete oder Restaurantbesuch, ob in den USA, in Europa oder Asien, überall bezahlten sie nur mit der virtuellen Währung Bitcoin. Nun ist das Abenteuer vorbei.

Austin Craig musste in den vergangenen Monaten einiges an Aufklärungsarbeit leisten. Bitcoins kannte selbst in Geschäften wie der US-amerikanischen Pizzakette Lean Crust, die mit der Akzeptanz der Online-Währung werben, kaum jemand. Dass es schwierig werden würde, war Craig (30) und Beccy Bingham Craig (29) aus der Stadt Provo im US-Bundesstaat Utah bewusst, als sie am 23. Juli diesen Jahres damit begannen, für 90 Tage lang echtes Geld und Kreditkarten zu verbannen und als Währung nur Bitcoins zu benutzen. Am Ende hielten sie sogar 101 Tage durch.

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„Es war immer umständlich und mitunter frustrierend, aber niemals unmöglich“, zitiert das „Wall Street Journal“ Craig nach Ende des Experiments. Zu Beginn war ein Bitcoin 98 US-Dollar wert, mittlerweile sind es nach einer Berg- und Talfahrt 550 Dollar. Die 2009 eingeführte digitale Währung kommt ganz ohne Münzen und Scheine aus und ist von Banken unabhängig. Gehandelt wird der Bitcoin an Onlinebörsen, wo er erworben werden kann.

Jede Transaktion ist mit einer digitalen Signatur versehen und wird in einem Netzwerk protokolliert. Spezielle kryptografische Schlüssel sollen zusätzlich Fälschungssicherheit garantieren. Zahlungen können nicht rückgängig gemacht werden. Das Problem der Online-Währung: Die Akzeptanz ist kaum verbreitet, bezahlen ist deswegen nur in wenigen Geschäften möglich.

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Davon ließen sich Craig und seine Frau nicht abschrecken. Die erste Herausforderung: Arbeitgeber und Vermieter überzeugen, künftig in Bitcoin zu bezahlen und bezahlt zu werden. Der Vermieter stimmte erst nach einigen Wochen zu. In ihrer Heimatstadt Provo fanden sie genau einen Lebensmittelladen, der die digitale Währung akzeptierte. Auch eine Autoversicherung nahm Bitcoins an. Am schwierigsten, sagte Craig dem „Wall Street Journal“, sei es gewesen, Benzin aufzutreiben.

In den ersten zwei Wochen des Experiments fanden sie keine Tankstelle, die Bitcoins nahm. Hilfe bekamen die beiden von einem Bitcoin-Fan aus Salt Lake City, der an einer Tankstelle arbeitet. „Freitagabends eine Stunde dorthin zu fahren wurde für uns zur Routine“, erzählt Bingham-Craig. Ihr Mann schafte es sogar, Pfadfinder zu überreden, Bitcoins zu akzeptieren, um den Rasen von Craigs Ex-Frau zu mähen.

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Das Bitcoin-Experiment sollte nicht auf Utah beschränkt bleiben. Das Paar fuhr mit dem Auto nach New York, flog dann nach Stockholm, weiter nach Berlin und Singapur und zurück in die USA. Mit Hilfe des Onlinereisebüros „SimplyTravelOnline.com“ und der Zimmervermietung „9flats“, die beide Bitcoins akzeptieren, buchten sie Flüge und Hotels. In New York aßen sie Pizza, in Stockholm mussten sie am ersten Abend hungrig ins Bett gehen, in Singapur ließ sich Bingham-Craig ein Henna-Tattoo stechen.

„Völlig normale Dinge wurden zu riesigen Herausforderungen“, so Craig. „Wir wussten ja nicht, wann uns das alles zermürben würde.“ In jeder Stadt half ihnen ein Bitcoin-Fan aus und versorgte sie mit Tipps.
Austin Craig und Beccy Bingham-Craig schafften es, mehr als drei Monate ohne echtes Geld und nur mit Bitcoins zu leben. „Wir haben nicht geschummelt“, versicherte Craig gegenüber dem „Wall Street Journal“. Während des Trips wurden die beiden von einem Filmteam begleitet. „Life on Bitcoin“ soll im kommenden Jahr in die Kinos kommen.

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