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Bitcoin: Ist ein gelähmter Kryptograph der wahre Erfinder der Internetwährung?

Programmierer Hal Finney (Mitte) war früh von der Bitcoin-Idee fasziniert. (Screenshot: Facebook/Hal Finney)

Die Cyberwährung Bitcoin sorgte mit ihrer Kursexplosion und dem zwischenzeitlichen Absturz für mächtig Aufsehen. Als ihr Erfinder gilt ein Mann, von dem kaum mehr als sein Name bekannt ist: Satoshi Nakamoto. Doch in der Geschichte des Bitcoin taucht immer wieder der schwer kranke Programmierer Hal Finney auf. Ist er der wahre Erfinder?

Es war eine kleine Sensation, als die Zeitung „Newsweek“ vor wenigen Tagen den Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto gefunden haben wollte. Von Satoshi, der den Bitcoin im Jahr 2008 in einem Whitepaper angekündigt hatte, war bisher nahezu nichts bekannt. Nun hatte er ein Gesicht: ein 64-jähriger Programmierer aus Temple City, einem Vorort von Los Angeles, der sich bereits vor vielen Jahren zu Dorian Prentice Satoshi Nakamoto umbenannt hatte, im folgenden lediglich Dorian Nakamoto genannt.

Was hat Hal Finney mit der Erfindung des Bitcoin zu tun?

Ein Reporter des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ begann nach dieser vermeintlichen Enthüllung ebenfalls eine Recherche nach dem Erfinder der Onlinewährung. Auslöser war eine Mail eines anonymen Kryptographen. Der wies auf einen Mann hin, der jahrelang in unmittelbarer Nähe zu Dorian Nakamoto lebte und nach dem Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto als zweiter Mensch galt, der die Kryptowährung benutzt hatte: Hal Finney (57), ein an der Nervenkrankheit ALS leidender Programmierer. Waren die beiden Bekannte? Halfen sie sich gegenseitig? Erfand eigentlich Finney die Währung?

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Denn schon auf der Texas Bitcoin Konferenz in Austin hatte eine gewagte Theorie die Runde gemacht. Finney habe den Bitcoin erfunden und den Namen seines Beinahe-Nachbarn als Pseudonym verwendet. Forbes ließ daraufhin Experten für Schriftanalyse die Onlinepostings jenes Nakamoto, der damals die Idee des Bitcoin vorgestellt hatte, mit den Online-Einträgen des Dorian Nakamoto vergleichen, die Newsweek gefunden hatte. Das Ergebnis: Das gebrochene Englisch des 64-Jährigen passte so gar nicht zu dem eleganten, technischen Sprachstil des Erfinders gleichen Namens. Finneys Sprache dagegen war flüssig und präzise, so wie in dem Whitepaper von 2008. So glaubten die Analysten, dass Finney der echte Satoshi Nakamoto sei.

Onlinewährung zum Schutz des Individuums vor Kontrolle und Betrug

Doch was verbindet Finney mit Satoshi Nakamoto und dem Bitcoin? Finney, der bereits  als Programmierer an der Verschlüsselungssoftware Pretty Good Privacy gearbeitet hatte, schwärmte schon Anfang der 90er Jahre für die Idee einer Onlinewährung. „Mit digitalem Geld und Geldkarten könnte man Transaktionen durchführen, ohne dass irgendwelche Organisationen oder Institutionen deine Privatsphäre verletzen oder dein Geld stehlen können“, schrieb er 1993. Klar, dass er begeistert war, als Satoshi Nakamoto im Jahr 2008 die Idee des Bitcoin präsentierte. Finney experimentierte mit dem Code und schuf durch sogenanntes Bitcoin Mining tausend virtuelle Münzen. Satoshi Nakamoto unterrichtete er über Fehler und machte Vorschläge zur Verbesserung. Über Nakamoto selbst wusste Finney nichts. Er habe ihn für einen jungen Mann japanischer Abstammung gehalten, der intelligent und aufrichtig sei, schrieb er später.

Finney war der erste, der Bitcoin nutzte

2009 dann die erste Test-Überweisung mit Bitcoin zwischen Satoshi Nakamoto und Finney. Wenig später wurde bei Finney die Nervenkrankheit ALS diagnostiziert, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich. Dennoch schrieb er weiter am Bitcoin-Code.

Heute sitzt Finney im Rollstuhl. Der Körper ist gelähmt, er hat keine Kontrolle mehr über die Muskeln. Nur die Augen kann er noch bewegen. Über sie und eine Kamera steuert er einen Sprachcomputer, der an seinem Rollstuhl befestigt ist. Weil die Krankheit weiter fortschreitet, beschränken sich die meisten Gespräche auf Fragen, auf die er mit Ja oder Nein antworten kann.

Finney: „Er passt nicht in das Bild, das ich von Satoshi hatte“

Die Erfindung des Bitcoin stritt Finney gegenüber dem Forbes-Magazin vehement ab. Dafür zeigte er dem Reporter einen Beleg der Testüberweisung aus dem Jahr 2009 und die Email-Korrespondenz mit Satoshi Nakamoto. Dessen Sprache stimmte tatsächlich nicht mit dem gebrochenen Englisch des Nakamoto überein, den die Newsweek als Erfinder darstellte. Auch Finney äußerte Zweifel an der Geschichte. „Er passt nicht in das Bild, das ich von Satoshi hatte“, schrieb er. Später stritt Dorian Nakamoto  den Bericht der Newsweek selbst ab. Er sei nicht der mysteriöse Erschaffer. Er habe nicht einmal genug Geld, um sich einen Internetanschluss leisten zu können. Einen Hal Finney kenne er nicht.

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„Ich bin ganz glücklich. Selbst mit ALS ist mein Leben zufriedenstellend. Nur meine Lebenserwartung ist begrenzt“, schrieb Finney im vergangenen Jahr in einem Internetforum. Er fühle sich wohl mit seinem Vermächtnis. Das ist nicht die Erfindung des Bitcoin. Aber, unter anderem, dessen Weiterentwicklung. Denn 70 Prozent des Bitcoin-Codes wurde durch andere Programmierer mit der Zeit umgeschrieben. Finney war einer davon.