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Biden-Sieg dämpft die Aussichten für den US-Dollar

Viele Analysten bleiben nach den US-Wahlen skeptisch für den Greenback. Sie erwarten kein großes Konjunkturpaket mehr – aber eine noch lockerere Geldpolitik.

Seit den US-Wahlen am vergangenen Dienstag hat der Dollar eine Achterbahnfahrt hinter sich. Als es am Mittwochmorgen nach einem Wahlsieg des Amtsinhabers Donald Trump aussah, legte die US-Währung im Vergleich zum Euro zu. Danach gab sie die Gewinne schnell wieder ab.

Unter dem Strich notiert die US-Währung nun knapp eine Woche danach schwächer als zuvor. Kurzfristig bereitet die Unsicherheit um das endgültige Wahlergebnis Investoren Sorge. Zudem sind die Chancen für ein großes Fiskalpaket zur Stützung der Wirtschaft erstmal gesunken.

Allerdings könnte dafür die US-Notenbank Fed die Geldpolitik noch stärker lockern. Analysten werten dies insgesamt eher negativ für den Dollar.

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„Das Wahlergebnis hat uns in unserer skeptischen Haltung für den Dollar bestärkt“, sagt Manuel Andersch, Devisenanalyst der Bayern LB. „Die Unsicherheit um das endgültige Ergebnis wird wahrscheinlich noch bis zum Jahresende anhalten“, erwartet er. Der amtierende Präsident Donald Trump will die Wahl nicht anerkennen und den Wahlausgang vor Gericht anfechten.

Im Vorfeld der Wahl war diskutiert worden, ob der Dollar von einer möglichen Unsicherheit um das Wahlergebnis vielleicht sogar profitieren würde. Normalerweise ist die US-Währung in Phasen der Unsicherheit stärker gefragt. Der aktuelle Trend zeigt jedoch nach unten.

Aussichten auf ein großes Konjunkturpaket deutlich gesunken

Wichtig ist die Präsidentschaftswahl vor allem für die Finanzpolitik. In den vergangenen Monaten blockierten sich Republikaner und Demokraten gegenseitig bei den Verhandlungen über ein großes Konjunkturpaket zur Stützung der Wirtschaft. Einige Analysten hatten einen Erfolg der Demokraten sowohl bei der Präsidentschaftswahl als auch im Senat erwartet.

Danach sieht es nun allerdings eher nicht aus. Die Demokraten konnten zwar ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verteidigen, die Republikaner aber wahrscheinlich im Senat. Damit bliebe der Kongress gespalten, und beide Seiten müssten sich bei allen wichtigen Gesetzesvorhaben einigen.

Dadurch sind die Aussichten auf ein großes Konjunkturpaket deutlich gesunken. Die US-Investmentbank Goldman Sachs geht nun von einem Volumen von weniger als einer Billion Dollar aus.

Für den Fall eines Erfolgs der Demokraten im Senat hatte sie einen Umfang von 2,5 bis drei Billionen Dollar erwartet. „Wenn es bei einem gespaltenen Kongress bleibt, wird es kein gigantisches Fiskalpaket geben“, sagt auch Bayern LB-Experte Andersch.

Größeres Gewicht der Geldpolitik könnte den Dollar ebenfalls belasten

Allerdings hält der Analyst es nun für wahrscheinlicher, dass die US-Notenbank die Geldpolitik noch stärker lockert, um den geringeren Einsatz der Fiskalpolitik zu kompensieren. „Der Stimulus in den USA wird weiter sehr groß sein“, urteilt auch der Devisenexperte der US-Großbank Citi, Ebrahim Rahbari. „Jetzt wird wahrscheinlich die Geldpolitik dabei ein größeres Gewicht gegenüber der Fiskalpolitik einnehmen, was den Dollar belasten könnte.“

Fed-Chef Jerome Powell hat in der Vergangenheit betont, wie wichtig eine weitere Unterstützung für die US-Wirtschaft ist. Nach der Fed-Sitzung in der vergangenen Woche ließ er die Tür für weitere Nothilfen in der Coronakrise offen. Möglich wäre zum Beispiel, dass die Fed ihre Anleihekäufe von aktuell monatlich 80 Milliarden US-Dollar weiter aufstockt oder über ihre Kommunikation versucht, die Erwartungen für eine Zinserhöhung noch weiter in die Zukunft zu schieben.

Rahbari geht davon aus, dass die Fed einen sehr lockeren Kurs fahren und die realen Renditen sehr niedrig halten wird. Das würde den Dollar ebenfalls belasten: Denn für internationale Investoren wäre es dann relativ gesehen attraktiver, ihr Kapital in anderen Währungsräumen anzulegen.

Die niedrigeren Zinsen bringen Investoren zudem dazu, stärker in andere Anlageklassen umzuschichten, was sie in der Regel ebenfalls internationaler werden lässt. Auch dies schwäche die Nachfrage nach dem Dollar.

Weitere Lockerungen der EZB wirken eher Dollar-stärkend

Im Vergleich von Dollar und Euro zählt aber auch, was die Europäische Zentralbank (EZB) macht. Sie hat bereits für Dezember eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik in Aussicht gestellt.

Aus Sicht von Commerzbank-Devisenchef Ulrich Leuchtmann kommt es vor allem darauf an, auf welche Instrumente sie dabei zurückgreift. Erwartet wird eine weitere Ausweitung ihrer Anleihekäufe. Ein solcher Schritt wäre aus seiner Sicht für den Wechselkurs aber „kaum relevant“.

Deutliche Wirkung hätte dagegen eine Zinssenkung. Aktuell liegt der im Euroraum entscheidende Einlagenzins, den Banken für überschüssige Liquidität zahlen, bei minus 0,5 Prozent.

Selbst auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie verzichtete die EZB darauf, den Satz weiter zu senken. Allerdings betonte die für Märkte zuständige EZB-Direktorin Isabel Schnabel jüngst im Interview mit dem Handelsblatt, dass sich die wirtschaftliche Situation gegenüber März geändert habe und eine Zinssenkung eine Option sei.

Sollte die EZB die Zinsen tatsächlich senken, könnte das den Euro schwächen und den Dollar stärken. Leuchtmann erwartet bei einer Zinssenkung im Dezember, dass der Dollar bis auf 1,15 Dollar pro Euro steigt und dann bis Ende 2021 wieder auf 1,20 je Euro fällt. Die BayernLB rechnet bis Ende 2021 mit 1,24 Dollar je Euro.

Interessant wird vor allem, was die EZB macht, wenn der Dollar weiter abwertet und sich der Marke von 1,20 US-Dollar je Euro nähert. Im Sommer war dieser Punkt bereits erreicht.

Damals intervenierte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane verbal. „Die Marke von 1,20 US-Dollar je Euro ist sehr entscheidend für die Märkte. Sollte sie fallen, könnte der Dollar noch deutlich stärker abwerten“, sagt BayernLB-Analyst Andersch.

Die Signale deuten auf einen schwächeren Dollar hin

Er geht zudem davon aus, dass sich auf mittlere Sicht die Aussichten für die Weltkonjunktur durch einen baldigen Corona-Impfstoff verbessern und die Risikobereitschaft der Investoren zunimmt.

Beides dürfte den Dollar ebenfalls belasten. Der US-Pharmakonzern Pfizer und das Mainzer Unternehmen Biontech sorgten am Dienstag mit der Bekanntgabe neuer Studiendaten für ihren Impfstoff für Optimismus auch an den Kapitalmärkten.

Hinzu kommt: Die jahrelange Rally des Dollars ist bereits im Sommer ins Stocken geraten, was eine gewisse Eigendynamik in Gang setzen könnte.

Die Bayern LB verweist darauf, dass viele Investoren in den vergangenen Jahren ohne Wechselkurs-Absicherung in den USA angelegt hätten. Angesichts der jüngsten Verluste des Dollars könnten sie nun stärker geneigt sein, Positionen in den USA gegen Wechselkursverluste abzusichern, was eine Dollar-Abwertung verschärfen würde.

Die US-Währung ist gemessen an der Kaufkraftparität immer noch relativ hoch bewertet. Um einen gleichen Warenkorb zu kaufen, müsste der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei 1,40 US-Dollar je Euro liegen. Auch wenn es immer wieder starke Abweichungen von der Kaufkraftparität gegeben hat, bietet dies zumindest langfristig eine gewisse Orientierung.

Die Folgen der US-Wahlen dürften unter dem Strich vor allem zu einer noch lockereren Geldpolitik der US-Notenbank führen. Hinzu kommt kurzfristige noch Unsicherheit über das endgültige Wahlergebnis. Insgesamt deutet das auf einen schwächeren Dollar hin.