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Warnung vor „feindlicher Übernahme: Betriebsrat von Uniper greift Großaktionär Fortum an

Seit mehr als eineinhalb Jahren sind die Mitarbeiter des Stromproduzenten Uniper nun schon im Ungewissen: Seitdem der finnische Konkurrent Fortum sich knapp unter 50 Prozent der Anteile sicherte, fürchtet die Belegschaft eine feindliche Übernahme und die Zerschlagung.

Der Streit mit dem Großaktionär hat inzwischen den kompletten alten Vorstand zum Abgang veranlasst – und noch dazu hat sich Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg mit den Finnen überworfen.

Den Arbeitnehmervertretern reicht es jetzt. Sie gehen in die Offensive und fordern Fortum auf, die Pläne endlich offen zu legen: „Wir werden uns einer Übernahme durch Fortum vehement widersetzen und fordern daher die Unabhängigkeit von Uniper zu garantieren“, betonte der Chef des Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, im Gespräch mit dem Handelsblatt. Er wirft den Finnen „intransparentes Verhalten“ und den Versuch einer feindlichen Übernahme vor.

Vor zwei Wochen, auf der Hauptversammlung, war die Situation eskaliert. Fortum setzte durch, die Entlastung des Vorstandes zu verschieben. Aufsichtsratschef Reutersberg kritisierte das mit klaren Worten und sprach von einem „Misstrauensbeweis“.

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Die beiden noch verbliebenen Mitglieder des alten Vorstandes, Eckhardt Rümmler und Keith Martin. kündigten daraufhin wenige Tage später ihren Rücktritt an. Vorstandschef Klaus Schäfer und Finanzvorstand Christopher Delbrück hatten das schon im vergangenen Februar getan.

Der Vorstand hatte sich lange gegen den Einstieg von Fortum gewehrt. Die Finnen werfen ihm vor, dabei zu weit gegangen zu sein. Sie verlangen vor allem, Vorgänge während des Genehmigungsprozesses in Russland aufzuklären. Dort hatten die Behörden zwar den Einstieg gebilligt, aber verfügt, dass Fortum sich vorerst nur bis zur Schwelle von 50 Prozent beteiligen darf.

Die Arbeitnehmervertreter wiederum verlieren jetzt die Geduld mit Fortum. „Wir als Arbeitnehmer haben uns in der Vergangenheit konstruktiv mit dem Anteilserwerb von Fortum auseinandergesetzt, haben aber bis heute trotz mehrfacher Aufforderung von Fortum keine klare Aussage zur Zukunftsstrategie von Uniper erhalten“, kritisierte Seegatz: „Wir erachten das Vorgehen von Fortum daher nach wie vor als eine feindliche Übernahme.“ Dies sei „umso erstaunlicher“, da es sich bei Fortum um ein finnisches Staatsunternehmen handele, das sich selbst als besonders nachhaltig positioniere.

Gewerkschaften bringen sich in Stellung

Seegatz erwähnt die Eigentümerstruktur nicht ohne Grund. Der Fall Uniper, die lange Hängepartie und die Angst der Mitarbeiter vor einer Zerschlagung könnten zum Politikum werden. Fortum ist mehrheitlich im Besitz des finnischen Staates. Der Ärger der Uniper-Betriebsräte wird von den Gewerkschaften in Deutschland, Verdi und IGBCE, geteilt.

Diese dürften ihre Kritik mit Nachdruck auf politischer Ebene in Deutschland und bei den Gewerkschaften in Finnland platzieren, falls Fortum nicht für Klarheit über die Zukunft von Uniper sorgt. Nach Informationen des Handelsblatts haben die Arbeitnehmervertreter ihre Forderungen jüngst schon Fortum-Chef Pekka Lundmark in einem Brief präsentiert – aber eine eher ausweichende Antwort erhalten.

Lundmark kann die Sorgen der Uniper-Mitarbeiter zwar verstehen, wie er vor der Hauptversammlung in einem Interview mit dem Handelsblatt betonte. „Die Mitarbeiter von Uniper brauchen keine Angst zu haben“, versuchte er sie aber zu beruhigen. Fortum sei an „Uniper als Ganzes“ interessiert und strebe eine breite Kooperation an.

Die Arbeitnehmer fordern aber – eineinhalb Jahre nach Bekanntgabe des Einstiegs – detailliertere Pläne ein. Zumal die Gespräche über eine Kooperation nach der jüngsten Eskalation auf Eis liegen.

„Das intransparente Verhalten von Fortum hat die Verunsicherung in der Belegschaft massiv erhöht“, kritisierte Seegatz. Die Konflikte der Anteilseigner hätten dazu beigetragen, die Stellung von Uniper im Wettbewerb zu schwächen. Dadurch sei „eine prekäre Situation für die Gesellschaft“ entstanden. Auch die Kreditwürdigkeit der Fortum-Gruppe werfe Fragen auf und könne im Fall einer Aufstockung des Uniper-Anteils wesentliche Geschäftsbereiche von Uniper gefährden.

Die Sorgen der Mitarbeiter vor einer Zerschlagung speisen sich aus der angespannten Finanzlage von Fortum. Uniper benötigt für sein umfangreiches Tradinggeschäft ein stabiles Investmentgrade-Rating. Nur dann kann es Millionenschwere Hedgingdeals abschließen.

Sollte es Fortum gelingen, die Hürden in Russland aus dem Weg zu räumen, die Mehrheit zu übernehmen und einen Beherrschungsvertrag zu schließen, wäre das Rating der Finnen ausschlaggebend. Ob diese ihr aktuelles Investmentgradrating behalten könnten, ist aber fraglich.

Am Dienstagmittag gab das Unternehmen bekannt, wegen der beschränkten Möglichkeiten für eine Übernahme in Russland vorstellig geworden zu sein. Fortum-Chef Pekka Lundmark habe das Thema gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Sprache gebracht.

Während des Übernahmekampfes haben sich Hedgefonds bei Uniper positioniert, die auf eine teure Abfindung pochen – allen voran der aggressive US-Investor Elliott, der auf mehr als 17 Prozent der Anteile Zugriff hat. Sollte Fortum die Hedgefonds auszahlen müssen, würde das das gute Rating der Finnen gefährden. Der inzwischen ausgeschiedene Finanzvorstand Delbrück hatte auf der Hauptversammlung das Rating deshalb schon als „rote Linie“ bezeichnet.

Fortum könnte sich veranlasst sehen Teile von Uniper zu verkaufen, um das Rating auch bei einer Übernahme zu behalten. Die Zerschlagung, vor der sich die Uniper-Mitarbeiter von Anfang an sorgen, wäre perfekt.

Mehr: Der Fortum-Chef Pekka Lundberg erklärt im Interview, warum er eine Zerschlagung des Stromproduzenten ablehnt – den Uniper-Vorstand aber vorerst nicht entlasten will.