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Der beste Aktienmarkt der Welt: Was den dänischen Aktienmarkt so erfolgreich macht

Der Leitindex der Börse Kopenhagen hat seit Januar andere Börsenplätze deutlich abgehängt und notiert auf Rekordniveau. Das liegt vor allem an einer Branche.

Dänische Möbelhäuser wie Bo Concept und Dänisches Bettenlager, dänische Krimis, Nordseeurlaub und das entspannte Lebensgefühl „Hygge“: Dänemark ist für vieles bekannt. Dass dänische Aktien in diesem Jahr die Top-Performer an den internationalen Börsen sind, dürfte indes viele Anleger überraschen.

Doch der Leitindex OMX Copenhagen hat in diesem Jahr schon gut 17,5 Prozent zugelegt. Euro-Anleger konnten wegen der leichten Aufwertung der Krone sogar ein Plus von fast 18 Prozent verbuchen.

Seit Mitte Juni ist der Index auf Rekordkurs, in der vergangenen Woche markierte er mit 1347 Punkten ein neues Allzeithoch. Mit seiner Entwicklung schlägt er alle anderen Börsen um Längen. Der weltweit wichtigste Börsenindex, der amerikanische S & P 500, hat seit Anfang des Jahres gerade mal zwei Prozent zugelegt – trotz des großen Indexgewichts der boomenden US-Technologiewerte.

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Deutschlands Leitindex Dax liegt trotz der beeindruckenden Erholung seit Mitte März auf Jahressicht immer noch knapp sechs Prozent im Minus. Und auch die chinesische Börse kann mit ihrem Plus von gut elf Prozent nicht mit dem OMX mithalten, obwohl sich Chinas Wirtschaft von der Corona-Pandemie schneller zu erholen scheint als andere Volkswirtschaften.

Auch Dänemark ist vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Das Land mit 5,8 Millionen Einwohnern hat – anders als der Nachbar Schweden – unter Regierungschefin Mette Frederiksen früh mit einem rigorosen, kurzen Lockdown auf die Pandemie reagiert und befindet sich jetzt schon in der vierten Phase der kontrollierten Wiedereröffnung.

Aktuell steigen zwar auch die Corona-Neuinfektionen in Dänemark wieder deutlich, aber: Das dänische Bruttoinlandsprodukt sank im zweiten Quartal nur um 6,9 Prozent und damit weniger als in Deutschland mit minus 9,7 Prozent oder den USA mit minus 9,5 Prozent.

Wie die Regierungen weltweit hat auch die dänische Hilfspakete geschnürt und für das kommende Jahr einen sogenannten Corona-Kriegsfonds für umgerechnet 1,24 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Zugutekommen soll er vor allem dem Gesundheitswesen und der Wirtschaft. In der Wirtschaft sollen vor allem umweltfreundliche Investitionen gefördert werden.

Pharmafirmen dominieren

Doch die Entwicklung der dänischen Wirtschaft ist nicht der Hauptgrund für die gute Entwicklung der dänischen Börse. Viel entscheidender ist, dass der Leitindex OMX Copenhagen von Unternehmen aus den Bereichen Pharma- und Biotechnologie dominiert wird, die in Corona-Zeiten von einer Sonderkonjunktur profitieren. Dazu gehören der weltgrößte Insulinhersteller Novo Nordisk, die Medizintechnikhersteller Ambu und Coloplast sowie die Biotechnologiekonzerne Genmab, CHR Hanssen und Novozymes.

Sie alle haben in diesem Jahr kräftig zugelegt, am meisten Genmab mit mehr als 50 Prozent. Insgesamt machen Unternehmen aus der Gesundheitsbranche fast die Hälfte der Marktkapitalisierung des nur 20 Unternehmen umfassenden Leitindexes von umgerechnet gut 370 Milliarden Euro aus.

Luca Paolini, Chefstratege bei der schweizerischen Pictet Asset Management, fasst die Lage so zusammen: „Ein Investment in den dänischen Aktienmarkt ist weniger ein strategisches Investment als eine Wette auf eine Handvoll Aktien.“

Das größte Schwergewicht an der Börse in Kopenhagen ist die Aktie von Novo Nordisk. Sie hat seit Januar elf Prozent gewonnen. Angesichts der großen Marktkapitalisierung ist sie der wichtigste Treiber des dänischen Leitindexes.

Im ersten Halbjahr steigerte der Pharmakonzern den Nettogewinn um zwölf Prozent und damit deutlicher, als Analysten erwartet hatten. Für Kursfantasie sorgt zudem, dass Novo Nordisk prüft, ob ein neues Medikament zur Gewichtsabnahme und Diabeteskontrolle auch beim Kampf gegen Covid-19 helfen könnte.

Die Novo-Nordisk-Aktie gilt indes als recht teuer. Sie wird mit dem 22-Fachen des für das kommende Jahr erwarteten Unternehmensgewinns bewertet. Bei anderen großen europäischen Pharmakonzernen liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit im Schnitt 15 deutlich niedriger.

Noch deutlich mehr haben die Aktien von Genmab und Ambu zugelegt. Der Biotechkonzern Genmab forscht vor allem in der Krebstherapie und hat zuletzt mit dem US-Konzern Abbvie eine milliardenschwere Partnerschaft geschlossen. Der Medizintechniker Ambu profitiert unter anderem von der im Zuge der Corona-Pandemie gestiegenen Nachfrage nach Beatmungsgeräten und sterilen Einwegmedizinprodukten zur Behandlung von Covid-19.

Hoch bewertet

Die Aktien von Genmab und Ambu gelten indes ebenfalls als sehr hoch bewertet. In der Biotech- und Medizintechnikbranche sind Aktien zwar oft teurer als der Gesamtmarkt, aber die Kurs-Gewinn-Verhältnisse von Genmab mit mehr als 60 und von Ambu mit sogar mehr als 110 sind deutlich höher als bei vergleichbaren Aktien der Branche. Entsprechend empfiehlt auch nur noch die Hälfte der Analysten, die die Aktien beobachten, die Titel zum Kauf.

Neben der Gesundheitsbranche spielen an der Kopenhagener Börse Unternehmen, die vom Nachhaltigkeitstrend profitieren, eine wichtige Rolle. So gehört der bekannte Windturbinenhersteller Vestas ebenso zu den großen Kursgewinnern wie der Versorger Orsted, der bis 2017 als Dong Energy firmierte und schon länger erfolgreich auf den Aufstieg erneuerbarer Energien setzt. Auch diese beiden Unternehmen zählen zu den Schwergewichten im Index.

Peter Garnry, Leiter der Aktienstrategie bei der dänischen Saxo Bank, sagte deshalb schon im April, als der OMX Copenhagen durchzustarten begann: „Es geht um die Story der Gesundheits- und der grünen Aktien und nicht darum, dass Dänemark großartig ist.“

Index nicht auf dem Radar

Fondshäuser haben dänische Aktien als Gesamtmarkt nicht auf dem Radar. Das Fondsratinghaus Scope Analysis listet in seiner Datenbank zwar immerhin 21 Fonds für Aktien aus Skandinavien auf, aber mit dem „Denmark Focus Class A“ von der Danske Bank nur einen Fonds speziell für Dänemark. Zu dessen größten Positionen gehören Orsted und Novo Nordisk.

Nicht im Danske-Fonds befand sich zuletzt die Aktie des Schmuckherstellers Pandora, die mit einem Plus von fast 57 Prozent in diesem Jahr der größte Kursgewinner an der Kopenhagener Börse ist. Ähnlich wie andere Juweliere litt zwar auch Pandora unter dem Lockdown in Corona-Zeiten. Die Zahlen zum zweiten Quartal fielen indes weniger schlimm aus als befürchtet, vor allem dank der boomenden Onlineverkäufe. Bereits 2021 wird Pandora nach Einschätzung von Konzernchef Alexander Lacik wieder so viel Gewinn wie im Jahr 2019 erzielen.

Nach dem Kursanstieg wird die Pandora-Aktie jedoch nur mit dem gut 13-Fachen des für das kommende Jahr erwarteten Gewinns bewertet und gilt von daher im Vergleich zu anderen Luxusgüterherstellern als günstig. Viel von der Gewinnentwicklung hängt aber davon ab, wie die Corona-Pandemie weiter verläuft. Im August musste Pandora schon wieder einige Läden schließen.

Ein paar Verlierer

Noch viel härter getroffen hat die Corona-Pandemie die Aktie des Bürodienstleisters ISS, die in diesem Jahr mehr als 50 Prozent verloren hat und damit das Schlusslicht an der Börse in Kopenhagen ist. Zu den größeren Verlierern zählen auch die Aktien der unter einem Geldwäscheskandal leidenden Danske Bank und der Carlsberg-Brauerei, die mit dem sinkenden Absatz in der Gastronomie zu kämpfen hat. Sie alle sind jedoch keine Schwergewichte im OMX Copenhagen und verhinderten daher nicht dessen Aufstieg zum bislang besten Aktienindex der Welt.