Werbung
Deutsche Märkte schließen in 6 Stunden 27 Minuten
  • DAX

    17.788,64
    +18,62 (+0,10%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.937,15
    +23,02 (+0,47%)
     
  • Dow Jones 30

    37.753,31
    -45,66 (-0,12%)
     
  • Gold

    2.395,10
    +6,70 (+0,28%)
     
  • EUR/USD

    1,0683
    +0,0008 (+0,07%)
     
  • Bitcoin EUR

    57.539,11
    -1.819,38 (-3,07%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    82,22
    -0,47 (-0,57%)
     
  • MDAX

    25.963,62
    +36,88 (+0,14%)
     
  • TecDAX

    3.219,04
    -38,02 (-1,17%)
     
  • SDAX

    13.980,46
    -17,89 (-0,13%)
     
  • Nikkei 225

    38.079,70
    +117,90 (+0,31%)
     
  • FTSE 100

    7.884,06
    +36,07 (+0,46%)
     
  • CAC 40

    8.024,49
    +42,98 (+0,54%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.683,37
    -181,88 (-1,15%)
     

Berliner Mauer inspirierte Japaner zu Nachrichten-Startup

Ken Suzuki.
Ken Suzuki.

Alles begann 1989, als er die Berliner Mauer zum ersten mal sah, erzählt Ken Suzuki. Damals 14 Jahre alt und auf Schulausflug, besuchte Suzuki mit seinem japanischen Pass Ostberlin. Auf dem Weg dorthin sah er eine Gedenkstätte für Maueropfer, die beim Versuch, in den Westen zu gelangen, erschossen worden waren. Wenn sie ein paar Monate gewartet hätten, dachte er, würden sie noch leben. Im November jenen Jahres fiel die Mauer.

“Es war ein großer Schock”, sagte Suzuki im Interview zu diesem für ihn denkwürdigen Besuch. “Es brachte mich zum Nachdenken darüber, warum es so absurde Mauern geben muss.”

230 Millionen Dollar in einem Monat für News-App gesammelt

Mehr als zwei Jahrzehnte später versuchte er, etwas gegen Barrieren und Ungerechtigkeit zu unternehmen. Er gründete ein Unternehmen mit dem Ziel, Menschen objektive Nachrichten anzubieten.

WERBUNG

Seine App SmartNews hat letzten Monat 230 Millionen Dollar (198 Millionen Euro) eingesammelt bei einer Bewertung von 2 Milliarden Dollar und ist damit eins der wertvollsten Startups in Japan. Mithilfe seines Algorithmus will das Unternehmen einen neutralen, unparteiischen Mix aus Informationen liefern.

SmartNews ist ein rares Beispiel für ein japanisches Technologieunternehmen, welches auf dem US-Markt Fuß fasst: Die Nutzerzahlen dort haben sich nach Angabe des Unternehmens im vergangenen Jahr verdoppelt. Die App erreichte im Sommer 2019 weltweit 50 Millionen Downloads, die Zahl der monatlich aktiven Nutzer stiegt auf 20 Millionen, so das Unternehmen.

SmartNews wird vom Yamauchi No. 10 Family Office unterstützt, der Investmentfirma, die das Vermögen der Familie hinter dem Spielegiganten Nintendo Co. verwaltet und nach eigenen Angaben Japan verändern will.

"Gesamter Markenauftritt im Eimer" – Berliner Startup sieht sich wegen Facebook zum Rebranding gezwungen

Der in Japan geborene Suzuki besuchte wegen der Arbeit seines Vaters etwa ein Jahr lang die Schule in Düsseldorf. Später studierte er Physik an der japanischen Keio-Universität und promovierte 2009 an der Universität Tokio in komplexen Systemen und künstlichem Leben. Er schrieb sogar ein Buch darüber, wie Wissenschaft zu einer Welt ohne Mauern beitragen könnte.

Suzuki gründete SmartNews 2012 in Tokio zusammen mit Kaisei Hamamoto. Die “Top News”-Seite des Dienstes zeigt Beiträge von verschiedenen Medienhäusern zu Themen wie dem Coronavirus, Wirtschaft und Politik.

Es setzt einen Algorithmus ein, damit seine Kunden Nachrichten aus verschiedenen Blickwinkeln sehen können. Die Technologie hilft zu verhindern, dass die Leser nur Informationen ausgesetzt werden, die lediglich ihre eigenen Überzeugungen widerspiegeln, so das Unternehmen.

Wie viele andere Firmen im Bereich soziale Medien nutzt das Unternehmen seine Technologie, um Nachrichten zu identifizieren und zu kategorisieren. Während aber andere Plattformen mit dieser Technik Inhalte wegfiltern, versucht SmartNews, seinen Nutzern konträre Standpunkte aktiv ans Herz zu legen.

Mit der Funktion “Nachrichten von allen Seiten” können Nutzer politische Nachrichten sowohl von der linken als auch von der rechten Seite des Spektrums lesen. Mit einem Schiebebalken am unteren Bildschirmrand können sie zudem ihre gewünschte Perspektive anpassen.

Das Geld wird mit Anzeigen verdient

Politische Nachrichten spielen eine Rolle bei der Stärkung der Demokratie, argumentiert Suzuki, Vorstandschef von SmartNews. Wenn man sich nicht mit Nachrichten auseinandersetzt, die von der gewohnten Sichtweise abweichen, “hat man eine beschränkte Perspektive.”

Laut Suzuki plant SmartNews, seine Mitarbeiterzahl weltweit “so bald wie möglich” auf etwa 1.000 zu verdoppeln. Derzeit hat das Unternehmen etwa 400 Mitarbeiter in Japan und 100 weitere in den USA. Das Geld wird mit Anzeigen verdient, zur Profitabilität hält es sich bedeckt.

Laut Tomoichiro Kubota, Senior-Marktanalyst bei Matsui Securities Co. in Tokio, ist der Wettbewerb in der Medienbranche nach wie vor hart und es ist schwierig, Gewinne zu erzielen. Die Bereitstellung unvoreingenommener Nachrichten mag ein hehres Ziel sein, zieht aber nicht unbedingt Leser an, so Kubota.

Nie wieder Papierchaos: Hunderte Pilotkunden stehen bei diesem Startup Schlange

“Sie müssen einen Weg finden, die steigenden Nutzerzahlen zu monetarisieren”, so Kubota. “Wenn sie das nicht schaffen, ist es möglich, dass diese Art von Unternehmung scheitert oder übernommen wird.”

Ob das passiert, bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit will die App dazu beitragen, Mauern einzureissen, sagt Suzuki.

“Ich weiß nicht, ob SmartNews in der Lage sein wird, eine endgültige Lösung zu bieten”, sagte Suzuki. “Aber ich glaube, es wird einen Beitrag leisten.”

VIDEO: Achtung, diese TikTok Stars sind fake: US-Startup generiert Likes mit fiktiven TikTokern