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"Als ich den Bericht sah, war ich, gelinde gesagt, verblüfft": Russischer Kriegsveteran schildert, wie für Putin die Lage im Ukraine-Krieg beschönigt wird

Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu mit Präsident Wladimir Putin (Archivbild) - Copyright: AP Images/Alexei Nikolsky
Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu mit Präsident Wladimir Putin (Archivbild) - Copyright: AP Images/Alexei Nikolsky

Die russische Militärführung belügt Präsident Wladimir Putin offenbar gezielt über das Geschehen auf dem Schlachtfeld in der Ukraine. Entsprechende Berichte häuften sich zuletzt sowohl von russischer als auch von westlicher Seite.

So schreibt etwa ein russischer Kriegsveteran auf dem Telegram-Kanal "Veterans Notes" von beschönigten Berichten von der Front. "Die Geißel dieses Krieges ist die totale Lüge auf allen Ebenen. Falsche Meldungen über die tatsächliche Lage werden immer wieder an die Spitze gebracht", schildert er in dem ansonsten pro-russischen Kanal.

Demnach hat er einen Bericht an den Kreml über eine Einheit gesehen, die er selbst zwei Wochen lang besucht habe. "Als ich den Bericht sah, war ich, gelinde gesagt, verblüfft", schreibt der Veteran weiter. "Denn in dieser Einheit waren die Dinge alles andere als das." Seine Erklärung: Die Berichte würden auf jeder Ebene der Hierarchie beschönigt, "damit es nicht so schlimm aussieht, wie es in Wirklichkeit ist."

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Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen; ähnliche Einschätzungen wurden jedoch zuletzt immer häufiger geäußert. Mehrere russische Militärblogger kritisierten das russische Verteidigungsministerium, weil es vermehrt betrügerische Behauptungen aufgestellt habe.

Auch ein hochrangiger russischer Parlamentarier forderte die Armee vor Kurzem auf, "mit dem Lügen" aufzuhören. Trotz heftiger Rückschläge blieben die Berichte des russischen Verteidigungsministeriums unverändert, kritisierte er.

Und tatsächlich: Seit Beginn des Krieges gibt die russische Militärführung nur selten Rückschläge der eigenen Truppen zu. So spielte der Kreml etwa die Opferzahlen des Silvesterangriffs auf eine russische Militärunterkunft herunter und erfand einen vermeintlichen Vergeltungsschlag, bei dem angeblich 600 ukrainische Soldaten getötet worden seien. Wie Recherchen unter anderem von Reportern der Nachrichtenagentur Reuters zeigten, ist bei dem Angriff jedoch nur eine leere Schule getroffen worden, Opfer gab es demnach keine.

"Es ist politisch gefährlich, Putin Dinge zu sagen, die er nicht hören will"

Die Falschinformationen dienen nach Einschätzungen von Experten nicht nur der Propaganda. Vielmehr hätten die Berater von Präsident Putin zu große Angst, dem Machthaber die Wahrheit zu sagen.

Der britische Militärhistoriker Chris Owen, der die Telegram-Nachricht des russischen Veterans auf seinem Twitter-Account teilte, hatte bereits im September 2022 auf eine "Kultur institutionalisierten Lügens" in der russischen Armee hingewiesen, die dem Kreml ein „geschöntes und falsches Bild der wahren Situation an der Front“ liefere.

Ähnlich äußerte sich der britische Historiker Mark Galeotti. Machthaber Putin habe sich in Russland "ein System geschaffen, in dem es für die Menschen nachteilig ist, wenn sie ihm die Wahrheit sagen", erklärte er im Interview mit der Deutschen Welle. "Es ist politisch gefährlich, Putin Dinge zu sagen, die er nicht hören will."

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