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Wie beim E-Auto-Boom: So profitiert Tado vom neuen Hype um Wärme

Christian Deilmann und Johannes Schwarz (Mitte links und rechts) haben Tado 2011 gegründet. Damals war Smart Home noch ein Fremdwort. Emanuel Eibach (l.) und Toon Bouten (r.) kamen später zum Unternehmen dazu.
Christian Deilmann und Johannes Schwarz (Mitte links und rechts) haben Tado 2011 gegründet. Damals war Smart Home noch ein Fremdwort. Emanuel Eibach (l.) und Toon Bouten (r.) kamen später zum Unternehmen dazu.

„Ich kann mich noch an die Wahl erinnern, ich war beeindruckt“, sagt Christian Deilmann. Die Rede ist allerdings nicht von der Bundestagswahl vor einigen Tagen, sondern dem Europaparlament im Mai 2019. Damals hatten unter den jungen Wählern besonders viele grün gewählt und die EU investiert seither verstärkt in nachhaltige Technologien.

Davon profitiert auch Deilmann und seine Smart-Home-Firma Tado. Denn damit die EU ihr Ziel erreicht, bis 2050 klimaneutral zu werden, subventioniert sie etwa erneuerbare und effizientere Heizungssysteme, da Heizen für große Teile der Treibhausgase verantwortlich ist. Tado verkauft seit zehn Jahren Produkte in diesem Bereich. Dazu gehören smarte Thermostate, die über das Internet ins eigene Zuhause angebunden sind und sich per Smartphone oder Sprachbefehl von Google, Siri oder Alexa steuern lassen.

Die Geräte von Tado werden in Asien gefertigt und kommen dann mit dem Schiff nach Europa. Klimatechnisch ist das ausbaufähig. Dennoch sparen Kunden der Firma massiv CO2 und damit auch Heizkosten ein, indem die smarten Thermostate die Räumlichkeiten nur erwärmen, wenn es notwendig ist. Dafür erkennt die Technik etwa, ob sich die Bewohner im Haus befinden oder Fenster geöffnet sind.

Tado geht neue Themen an

Laut Unternehmen hätten ihre Nutzer so bis Ende 2020 rund 466.000 Tonnen CO2 eingespart. Das komme einer Million Flugreisen von München nach New York gleich, rechnet Tado aus. Bemüht man unabhängige CO2-Rechner wie den des Umweltbundesamtes oder von Atmosfair, ergibt sich eine Ersparnis von rund 250.000 Flügen, bei fast zwei Tonnen CO2 pro Flug. Also deutlich weniger als von Tado angegeben, aber immer noch beachtlich.

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Zudem mischt das Unternehmen aus München inzwischen auch in anderen Bereichen mit. So werden die nächsten Jahre für Tado bestimmt durch die Elektrifizierung von Heizungsanlagen und die Integration ins Energienetz, sagt Deilmann. „Heizungen und Klimaanlagen werden alle intelligent gemanagt, das steht komplett außer Frage. Die großen Verbraucher im Energienetz – die Wärmepumpen und Elektroautos – werden ein Teil des dezentralen Energienetzes werden. Hier wollen wir als führender Spieler relevant sein“, so der Gründer.

Eine Wärmepumpe zieht Wärme aus der Luft, der Erde oder dem Grundwasser und läuft im Gegensatz zu aktuellen Lösungen nicht mit Gas oder Öl sondern mit Strom. Der kann nachhaltig produziert werden, etwa durch Photovoltaik- oder Windkraftanlagen, wodurch CO2 eingespart wird.

USA derzeit kein Thema

Für seine Expansion hat Tado immer wieder Geld eingesammelt. Zuletzt erhielt die Firma im Sommer 38 Millionen Euro. Das Geld kam von den Altinvestoren wie Amazon, Eon und Siemens, die sich schon im Jahr 2018 beteiligt hatten, und einem Neuzugang, der Noventic-Gruppe. Diese betreibt unter anderem sogenannte Submetering-Geräte zur Heizkostenverteilung in acht Millionen Haushalten. Gemeinsam mit Tado sollen smarte Steuerungslösungen in der Wohnungswirtschaft entstehen.

Tado ist also auf Expansionskurs – will aber vorerst nur in Europa wachsen. „Wir haben uns entschieden, dass wir erst europäischer Marktführer sein wollen, bevor wir uns in der Welt verzetteln“, so Deilmann. „Wir kratzen in Europa noch an der Oberfläche des Potenzials.“ In den USA hätte man Giganten wie den Smart-Home-Spezialisten Nest als Konkurrenten, der für mehrere Milliarden von Google gekauft wurde. In den Vereinigten Staaten war Tado zwar mit einem Produkt über Kickstarter gestartet, das laufe aber derzeit nur so mit, sagt der Gründer.

Die stärksten Märkte in Europa sind die DACH-Region, knapp gefolgt von Großbritannien und den Benelux-Staaten sowie Italien, Spanien und Frankreich auf einem ähnlichen Level, so Deilmann.

Zweistelliges Wachstum dank Corona

Für das Unternehmen arbeiten inzwischen rund 200 Menschen. Mit sonstigen Zahlen etwa zum Umsatz geizt die Firma aber. Nur so viel: Zuletzt sei Tado im zweistelligen Prozentbereich gewachsen, sagt Deilmann. Dabei geholfen hat auch Corona. „Dadurch dass die Leute mehr Zeit in ihrem Zuhause verbracht haben, haben natürlich viele in die Optimierung ihrer eigenen vier Wände investiert“, so Deilmann. Seine Firma profitiere auch weiterhin von dem Trend, dass sich die Menschen mit ihrem Zuhause identifizierten.

Zudem hätten sie im Sommer gemerkt, dass sie fürs Homeoffice eine Klimaanlage bräuchten. Auch davon hat Tado profitiert, da es neben Thermostaten für Heizungen smarte Klimaanlagen-Steuerungen verkauft.

Die Branche wachrütteln

Tado-Gründer Christian Deilmann selbst ist kein großer Fan des Homeoffice und lieber im Büro. „Ich arbeite lieber von hier“, sagt er. Dort beschäftigt der Gründer auch ein eigenes Team, um den CO2-Fußabdruck der Firma zu verringern. Das verkauft etwa generalüberholte Produkte, kümmert sich um umweltschonende Verpackungen oder ein nachhaltiges Müllkonzept im Bürobetrieb.

Wie groß der Fußabdruck des Unternehmens aber konkret ist, hat Tado bisher nicht ermitteln lassen. Es dürfte aber auch zweitrangig sein. Denn wie schon bei der Elektrifizierung der Mobilität führt beim Thema Heizen und Kühlen kein Weg daran vorbei, Innovationen voranzutreiben. Die fossilen Ressourcen sind endlich und das europäische Ziel der Klimaneutralität liegt noch in weiter Ferne.