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Begegnung in der Lounge

Manchmal ist die Zukunft schrecklich jung und breitbeinig. Jetzt zum Beispiel sitzt diese Zukunft Herrn K. in der Lounge am Flughafen gegenüber und nuschelt ins Handy: „Ja, seit voriger Woche ... Frequent Traveller ... krass, Alter ... voll Businessclass jetzt.“ Der junge Mann fläzt sich im Ledersessel gegenüber. Frisur, Anzug, Handgepäckkoffer – alles an ihm entspricht der internationalen DIN-Norm für Führungskräfte-Nachwuchs. Gibt‘s für die eigentlich mittlerweile Kataloge? So in der Art: „Ich hätt‘ gern noch dreimal Oestrich-Winkel, zwei St. Gallen und einmal Stanford.“

„Ob die in dieser Opa-Fabrik den Business-Case verstehen ... I doubt it“, sagt der Endzwanziger gerade. Aha, denkt Herr K. Auch noch Unternehmensberater. McKinsey wahrscheinlich. War klar. Gerade noch Uni, und jetzt darf er deutsche Mittelständler schon mit seinen Workshop-Weisheiten erschrecken.

Herr K. könnte natürlich versuchen, ein Gespräch mit dem jungen Mann anzufangen. Jovial. Nicht zu belehrend. Er könnte ihm empfehlen, etwas weniger selbstsicher durchs Leben zu gehen, weil Demut letztlich immer hilft. Er könnte ihm verraten, dass die Wanne mit den lauwarmen Frikadellen in der Lounge all die Strapazen der nächsten Jahre ganz und gar nicht rechtfertigt.

Oder noch besser: Er könnte ihm das Lufthansa‘sche Drei-Karten-Gesetz erklären: Frequent Traveller = 14-Stunden-Arbeitstage und wenig zu Hause. Senator = Chefstatus ohne normale Ehe. Hon Circle = „Mama, wer issen der komische alte Mann da an der Tür?“

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Herr K. könnte ihm auch theatralisch zurufen: „Kehre um, Unseliger!“ Aber was glaubt er, was dann passieren würde? Dass der junge Typ sagt: „Mensch, genau, Sie haben voll recht. Ich lass‘ den Karriere-Quatsch, gründe eine Familie samt Öko-Hof in der Niederlausitz und versuche fortan ehrlichen Herzens, als guter Mensch nachhaltig durchs Leben zu gehen!“

Herr K. schaut zu dem jungen Mann, der gerade der Lounge-Kellnerin erklärt, dass er schon seit fünf Minuten darauf warte, dass die Brötchen nachgefüllt werden. Was für ein Idiot ... fast wie er selbst vor 20 Jahren, denkt Herr K. mit einer gewissen Melancholie. Deshalb weiß er auch, dass dieser Businessclass-Novize sich eh nur fragen würde, was der alte Sack von ihm will. Er wird ihn also nicht ansprechen, weil man Weisheiten viel besser annimmt, wenn man die Fehler dazu vorher alle konsequent selbst gemacht hat.

So geht das mit der Menschheit seit Jahrtausenden, denkt Herr K. Deshalb werden immer noch die Falschen Kanzler und Könige. Deshalb werden Kriege geführt. Deshalb ist die Welt voller Tränen und Elend ... und leerer Brotkörbchen in der Lufthansa-Lounge. Da hat der Schnösel völlig recht, auch wenn die Pappteilchen eh nicht schmecken.

Als Herr K. Abitur machte, waren Computer noch etwas für die komischen Typen aus der Informatik AG. Damals kriegten die kein Mädchen ab, heute kontrollieren sie Hidden Champions im Bereich Business Solutions mit Standorten auf drei Kontinenten. Es gab noch keine Smartphones, kein , keine Generation Y, nur Kassettenrecorder, Wählscheibentelefone und sogar die DDR. Patchwork war allenfalls Omas Auslegeware. Herr K. ist - beruflich wie privat - bisweilen irritiert von dieser sich rasant verändernden Welt, will sich aber nichts anmerken lassen. Er ist jetzt in einem Alter, in dem es um letzte Fragen geht: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und wie viel Bonusmeilen gibt's auf dem Weg dorthin? Diese Kolumne will künftig die Antworten liefern. Anregungen für Herrn K. bitte an: oder folgen Sie Herrn K. auf Twitter:

Die besten Kolumnen vom modernen Mann sind am 26. August im Gabal Verlag erschienen (14,90 Euro) – samt neuen Texten und allen Hintergründen rund um Herrn K. Hier können Sie das Buch zur Kolumne bestellen: .