Werbung
Deutsche Märkte schließen in 6 Stunden 40 Minuten
  • DAX

    18.499,13
    +22,04 (+0,12%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.098,53
    +16,79 (+0,33%)
     
  • Dow Jones 30

    39.760,08
    +477,75 (+1,22%)
     
  • Gold

    2.216,30
    +3,60 (+0,16%)
     
  • EUR/USD

    1,0781
    -0,0049 (-0,45%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.554,34
    +688,54 (+1,06%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    81,71
    +0,36 (+0,44%)
     
  • MDAX

    27.087,11
    -4,84 (-0,02%)
     
  • TecDAX

    3.455,79
    -1,57 (-0,05%)
     
  • SDAX

    14.314,16
    -95,97 (-0,67%)
     
  • Nikkei 225

    40.168,07
    -594,66 (-1,46%)
     
  • FTSE 100

    7.969,86
    +37,88 (+0,48%)
     
  • CAC 40

    8.246,49
    +41,68 (+0,51%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.399,52
    +83,82 (+0,51%)
     

Befördert werden die, die sich dafür am besten eignen? Warum das oft nicht so ist — und wie ihr eure Chancen erhöht

Menschen umgeben sich gern mit Menschen, die ihnen ähnlich sind. Das gilt für alle Beziehungen, in denen sie die Wahl haben. Sie bevorzugen dann jene, die die gleichen Werte wie sie haben, die gleichen Hobbys, Interessen, Talente, den gleichen Humor oder sozioökonomischen Hintergrund.

Die Psychologin Angela Bahns vom Wellesley College in Massachusetts hat das in verschiedenen Studien untersucht. Insgesamt, so fand sie heraus, stimmen die grundlegenden Interessen und Einstellungen von Unbekannten, die zu Freunden oder sogar Partnern werden, zu insgesamt 86 Prozent überein.

Besonders am Anfang einer Beziehung sei dieser Ähnlichkeitseffekt wichtig, schreiben Bahns und ihre Kollegen Omri Gillath und Chris Crandall. Dann also, wenn sich entscheidet, ob aus einem Unbekannten ein potenzieller Freund oder Partner wird. Danach spiele er keine gewaltige Rolle mehr. Ist man also erst einmal befreundet, bleibt man es in der Regel auch – selbst dann, wenn man sich später auseinanderentwickelt.

WERBUNG

Interessant ist dabei, dass diesem Prinzip nicht bewusst nachgegangen wird. Die meisten Menschen nehmen nicht die große Ähnlichkeit per se wahr – sondern eher ein Gefühl des Vertrauens, der Nähe und Verbundenheit, das sich einstellt, wenn ihnen jemand ähnlich ist. Sie fühlen sich wohl, ohne genau zu wissen, warum.

Das Ähnlichkeitsprinzip hat jede Menge Vorteile: Mit Menschen, die so ticken wie man selbst, gibt es weniger Streit und Konflikte. Sie verstehen die eigenen Ziele und Wünsche besser oder haben sogar die gleichen. Sie wissen, wie sie helfen können, trösten oder motivieren, weil sie nur von sich ausgehen müssen, um den anderen zu verstehen. Und in Gruppen, in denen Menschen einander ähnlich sind, entsteht eher ein Gefühl der Verbundenheit, des Team-Spirits.

Arbeitgeber stellen oft eher potenzielle Freunde ein, als die besten Kandidaten

An seine Grenzen kommt der Ähnlichkeitseffekt aber im Job. Denn je diverser, desto erfolgreicher sind Teams und auch ganze Unternehmen, wie etwa eine internationale McKinsey-Analyse im Jahr 2020 gezeigt hat. Teams, in denen sich alle ähneln, mögen sich gut verstehen: Für den Geschäftserfolg aber ist Diversität ein wichtiger Faktor.

Wie jedoch die Realität in der Personalauswahl aussieht, hat die Soziologin Lauren Rivera untersucht. Ihre Studie trägt den Titel "Hiring as Cultural Matching: The Case of Elite Professional Service Firms". Rivera hatte 120 Interviews mit Fachleuten ausgewertet, die in US-amerikanischen Elite-Investmentbanken, Anwaltskanzleien und Unternehmensberatungen oft an der Einstellung von Absolventen beteiligt waren.

Ihr zufolge zählte das persönliche Gefühl der Recruiter bei der Auswahl neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr, als die objektiv belegbaren Kenntnisse und Fähigkeiten der Kandidaten. Mehr als die Hälfte gab sogar an, dass das wichtigste Kriterium für sie wahr, wie ähnlich der Bewerber den anderen Mitarbeitern im Unternehmen war – in Bezug auf ihre Hobbys, ihren sozialen Hintergrund und ihre Persönlichkeit.

"Meine Ergebnisse zeigen, dass Arbeitgeber in vielerlei Hinsicht bei der Einstellung von Mitarbeitern eher an die Wahl von Freunden oder Liebespartnern denken als an die Auswahl neuer Mitarbeiter", sagt Rivera selbst dazu. Arbeitgeber wollen demnach Menschen, mit denen sie sich identifizieren können und wohlfühlen. "Infolgedessen stellen Arbeitgeber nicht unbedingt die am besten qualifizierten Bewerber ein".

Der Forscherin zufolge sind die wichtigsten Momente des Bewerbungsgespräches daher die allerersten Minuten, in den es nur um Smalltalk geht. Hier wird abgeglichen, ob und welche Ähnlichkeiten es gibt. Je höher in der Hierarchie ein Job angesiedelt sei, desto wichtiger werde das Ähnlichkeitsprinzip, ist Rivera überzeugt. Es gebe aber auch Berufe, in denen es weniger wichtiger sei als in anderen. "Wenn Sie zum Beispiel einen Neurochirurgen einstellen würden, würde der Schwerpunkt wohl eher auf der Leistung als auf der kulturellen Übereinstimmung liegen", so die Forscherin.

Beförderung ist noch weniger strukturiert in der Auswahl

Noch wichtiger wird das Ähnlichkeitsprinzip, wenn es um die Beförderung geht. Eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln von 2017 zeigt: Gerade in großen Unternehmen kommen Führungskräfte meist aus den eigenen Reihen. In Deutschland ist der Auswahlprozess hier noch weit weniger strukturiert als in anderen Ländern oder auch als in Positionen für Berufsstarter, wie der Wirtschaftspsychologe Uwe Kanning von der Hochschule Osnabrück Business Insider einmal erzählte.

Gerade die Eignung von Führungskandidaten werde zu wenig nach objektiv messbaren Leistungskriterien beurteilt, sondern eher nach subjektiven Kriterien der Entscheidungsträger. „Hochstrukturierte Interviews und standardisierte Auswahlverfahren etwa, die helfen würden, gibt es kaum. Diese aber bräuchte es, damit Führung bis nach ganz oben stimmig ist und nicht mehr das Buddy-Prinzip vorherrscht“, so Kanning. Herkunft, Werte, Hobby: Hier entscheide sehr oft das Ähnlichkeitsprinzip. Ein professionelles Einstellungsinterview für Führungskräfte, das hätten derzeit maximal fünf Prozent der deutschen Unternehmen.

Was also tun? Neben der Tatsache, dass Unternehmen selbst dieses Problem angehen müssen – zum Beispiel auch, indem sie ihre Führungskräfte coachen und auf ihre eigene Wahrnehmung und das Ähnlichkeitsprinzip aufmerksam machen – müssen sich Bewerberinnen und Bewerber zunächst selbst behelfen. Das muss nicht heißen, sich anzubiedern und dem Gegenüber im Bewerbungsgespräch in allem zuzustimmen. Menschen haben meist feine Antennen dafür, was authentisch ist und was nicht.

Eine gute Idee ist aber, sich vor der Bewerbung oder dem Gespräch zur potenziellen Beförderung ganz genau mit den Unternehmenswerten auseinanderzusetzen und sie mit den eigenen abzugleichen. Im besten Fall sollten sie sich ohnehin nicht widersprechen, wenn ihr in dem Job glücklich werden wollt. Auf diese Werte früh im Bewerbungsgespräch hinzuweisen und sich an ihnen entlangzuhangeln, kann sehr helfen. Denn Führungskräfte stehen in der Regel hinter der Mission ihres Unternehmens und handeln nach den gleichen oder ähnlichen Werten. Auch wenn es also sonst wenig Gemeinsamkeiten geben sollte: Hier habt ihr eine gute Chance, das Ähnlichkeitsprinzip in eurem Sinne arbeiten zu lassen.