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Beate Uhse meldet Insolvenz an

Der Niedergang des einstigen Börsenstars Beate Uhse war nicht mehr zu stoppen: Nachdem der Erotik-Händler auf falsche Strategien gesetzt und Trends verschlafen hat, meldet er nun Insolvenz an.

Es war ein ungewöhnlicher Anblick auf dem Parkett der Frankfurter Börse: Am 27. Mai 1999 stolzierten dort knapp bekleidete Models herum und verteilten außergewöhnliche Süßigkeiten: in schwarzes Papier gewickelte Busen aus Schokolade. Der Erotik-Konzern Beate Uhse feierte damals seine Erstnotiz. Die zu diesem Zeitpunkt noch lebende Gründerin posierte für Fotos neben dem Bullen vor dem Gebäude. Die Aktie, die es auch als dekorativen Papierausdruck gab, sollte binnen weniger Tage von 13,50 Euro auf über 28 Euro steigen.

Am gestrigen Donnerstag, über 18 Jahre später, notierte die Aktie des Erotik-Händlers gerade mal bei neun Cent. Die Geschäftszahlen, die am heutigen Freitag verspätet präsentiert werden sollten, werden Aktionäre und Anleiheinhaber nicht mehr erfahren. Auch die erhoffte Fortführungsprognose der Wirtschaftsprüfer für den Konzern werden sie nicht bekommen. Die Holding des Konzerns hat beim Amtsgericht Flensburg eine Insolvenz in Eigenregie beantragt. Unterhalb der Holding werde der Betrieb weiterlaufen, teilte ein Unternehmenssprecher dem Handelsblatt mit.

Zu besten Zeiten waren die Aktien des Konzerns (WKN 755140) 75 Millionen Euro wert. Doch dann verschlief das Unternehmen die Digitalisierung. Statt im Laden schauen sich Kunden Sexvideos heute gratis im Internet an. Den Onlinehandel hat der Konzern zu spät und eher dilettantisch aufgebaut. Die Ware soll teils mangelhaft, aber teuer gewesen sein. Sein Schmuddel-Image wurde der Konzern, den 98 Prozent aller Deutschen kennen, nie ganz los.

Eine Gewinnwarnung und Verzögerungen im Jahresabschluss hatte der Konzern bereits Ende Oktober bekannt gegeben. Der neue Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstand Michael Specht wollte danach das gesamte Konzernrechnungswesen neu und eine Unternehmensplanung aufstellen. Die Prognose für den Umsatz wurde auf etwas über 100 Millionen Euro gesenkt. Vor zehn Jahren hatte der Konzern noch 270 Millionen Euro erlöst. Als Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) erwartete der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr laut Mitteilung mehr als sechs Millionen Euro Verlust.

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Der frühere Starbucks-Deutschlandchef und Vorstand des Reiseveranstalters L‘Tur Specht ist der letzte in einer Serie von Vorstandschefs, die gegen Ende immer rascher ausgetauscht wurden. Dem Handelsblatt sagte Specht kurz nach Bekanntgabe der Insolvenzanmeldung: „Ich sehe jetzt große Chancen, das operative Geschäft wieder in Schwung zu bringen. Wir werden beispielsweise im Angebotssortiment aufräumen und wieder verstärkt attraktive Produkte unserer eigenen Marke auflegen.“

Der Online-Handel solle nach dem Modell in Frankreich und den Niederlanden und Belgien optimiert werden. In allen drei Ländern sei Beate Uhse bereits Marktführer. Mit dem neuen Marketingchef Harald Piendl (ehemals Red Bull) habe er eine Koryphäe für das Unternehmen gewinnen können. Auch die Finanzen werden neu aufgestellt. Indirekt hatte Specht in einer Ad-hoc-Meldung von Ende Oktober auch harsche Kritik an Finanzchef Cornelis Vlasblom geübt, den er im Juni 2017 abberufen hatte.

Gespräche mit Investoren über Neufinanzierungen, eine Wandlung von Anleihen in Aktien (Debt-to-Equity-Swap) und einen möglichen Kapitalschnitt hatte der Konzern zuletzt noch angestrebt und auf eine positive Fortführungsprognose der Wirtschaftsprüfer gehofft. Doch daraus wurde nichts mehr. „Die Lage war einfach aussichtslos“, schildert es eine Person, die mit den Vorgängen vertraut ist. Ein Anleiheinvestor, der die Bonds günstig aufgekauft hatte, konnte sich mit potenziellen neuen Eigenkapitalgebern nicht auf die Konditionen einer Umstrukturierung der Anleihe und eines Brückenkredits einigen.

Wenn der Konzern durch das Insolvenzverfahren seine Schulden erst einmal los ist, sei mit neuen Interessenten durchaus zu rechnen, sagte eine Person, die mit den Vorgängen vertraut ist, dem Handelsblatt. Die Investmentgesellschaft Consipio um Aufsichtsratschef Gerard Cook wollte offenbar nichts mehr in den Verlustbringer mit seinen ständig zurückgehenden Umsatzzahlen investieren. Eine Fehlinvestition war die Aktie bis jetzt wohl auch für die Schleswig-Holsteiner Sparkassen. Sie halten unter dem Investmentnamen „Venus Hyggeling“ rund 13 Prozent der Aktien.

Wenig Hoffnung bleibt nun für die Anleger der bis Juli 2019 laufenden Anleihe (WKN A12T1W) mit einem Volumen von 30 Millionen Euro und stolzen 7,75 Prozent Zins. Das Papier stürzte nach Bekanntwerden der Nachricht noch einmal um fünf Prozentpunkte ab und wurde nur noch zu zehn Prozent seines ursprünglichen Wertes notiert. Die Anleihen wurden von der nun insolventen Holding ausgegeben und sind nicht besichert.

Einzig die Besitzer der auf Papier gedruckten Aktien haben mit ihrem Investment Glück. Bei einem Onlinehändler kosten die Papiere 34,50 Euro.