Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    37.552,16
    +113,55 (+0,30%)
     
  • Dow Jones 30

    38.502,74
    +262,76 (+0,69%)
     
  • Bitcoin EUR

    62.364,73
    +230,82 (+0,37%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.437,17
    +22,41 (+1,58%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.720,53
    +269,22 (+1,74%)
     
  • S&P 500

    5.073,20
    +62,60 (+1,25%)
     

BDA-Präsident Kramer gibt Amt ab – Dulger soll Nachfolger werden

Die Arbeitgeber stellen sich neu auf: BDA-Chef Kramer zieht sich vorzeitig zurück. Sein Wunschnachfolger soll so genügend Zeit bekommen, sich vor dem Bundestagswahlkampf einzuarbeiten.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer scheidet ein Jahr vorher aus als ursprünglich angedacht. Foto: dpa
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer scheidet ein Jahr vorher aus als ursprünglich angedacht. Foto: dpa

Nach sieben Jahren an der Spitze der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) gibt Ingo Kramer das Amt als ihr oberster Interessenvertreter gegenüber der Bundesregierung vorzeitig ab. Als seinen Nachfolger wolle Kramer Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger vorschlagen, heißt es in einem Brief Kramers an die Präsidiumsmitglieder der BDA, der dem Handelsblatt vorliegt. Zuvor hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) darüber berichtet.

Demnach zieht sich der 67 Jahre alte Bremerhavener Familienunternehmer Kramer zwölf Monate vor dem turnusmäßigen Ende seiner Amtszeit zurück. Kramer begründete seinen vorzeitigen Rückzug mit der Bundestagswahl und der anschließenden Regierungsbildung im kommenden Jahr. Diese würde fast zeitgleich mit der planmäßigen Wahl des BDA-Präsidenten stattfinden.

WERBUNG

Er wolle aber, dass einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin an der Verbandsspitze „ausreichend Zeit verbleibt, sich einzuarbeiten und aktiv an der Debatte über die Schwerpunkte der neuen Legislaturperiode mitwirken zu können“. Daher werde er sein Amt als Arbeitgeberpräsident zur diesjährigen Mitgliederversammlung am 25. November 2020 niederlegen.

Kramers Wunschnachfolger ist Gesamtmetallchef Rainer Dulger, der auch „gern bereit“ sei, für das Amt zu kandidieren, wie Kramer in seinem Schreiben betont. Er kenne den 56-jährigen Heidelberger persönlich aus der langjährigen Zusammenarbeit in der Metall- und Elektroindustrie und schätze ihn „außerordentlich“. Er bitte daher das BDA-Präsidium darum, Dulger bei seiner Kandidatur zu unterstützen.

Dass Kramer sich für Dulger als neuen BDA-Präsidenten stark macht, kommt nicht von ungefähr. In seinem Brief lässt er durchblicken, warum er ihn für den Posten besonders geeignet hält. Dulger sei in Baden-Württemberg ein international erfolgreicher Unternehmer mit „außerordentlich viel Verbands- und Politikerfahrung“. Er stehe zudem für die Tradition eines Familienunternehmens mit Hightech-Produkten und für die Werte der Sozialen Marktwirtschaft.

Dulger führt seit 2012 Gesamtmetall, den Arbeitgeber-Dachverband der Metall- und Elektroindustrie mit vier Millionen Beschäftigten. Dazu zählen die Autoindustrie, der Maschinenbau, aber auch Eisengießereien und Medizintechnikhersteller. Im Hauptberuf ist Dulger Geschäftsführender Gesellschafter der Prominent GmbH in Heidelberg, eines mittelständischen Herstellers von Dosier- und Spezialpumpen mit 2700 Beschäftigten.

„Mann des Interessenausgleichs“

Als Verfechter der Tarifeinheit, aber auch von flexibleren Flächentarifverträgern und Gegner eines gesetzlichen Mindestlohns beschrieb sich Dulger einmal selbst als „Mann des Interessenausgleichs“, der auch bei den Gewerkschaften mit seiner Sachorientiertheit und Umgänglichkeit einen guten Ruf genieße.

Besonders herausfordernd ist für Dulger und seine Kollegen die Coronakrise. Unter dem Druck der Krise erzielten Arbeitgeber und Gewerkschaft der Metall- und Elektroindustrie im April einen schnellen Tarifabschluss mit einer Nullrunde bis Jahresende. Dulger bezeichnete hinterher die Notvereinbarung als „Zeichen der Vernunft“. Es könnten in der Pandemiezeit keine Tarifverhandlungen „nach dem üblichen Muster“ geführt werden.

Im Umgang mit der Regierungspolitik nimmt Dulger, wenn nötig, kein Blatt vor den Mund. Das erste Regierungsjahr der Großen Regierungskoalition aus Union und SPD beurteilte er wegen einer Überregulierung des Arbeitsmarktes kritisch und forderte Ende 2014 nach Frauenquote, Rente mit 63 und dem gesetzlichen Mindestlohn ein „Belastungsmoratorium“ für die Arbeitgeber.

Im vergangenen Jahr ging der Präsident der Metallarbeitergeber den Bundeswirtschaftsminister wegen dessen Großindustriestrategie scharf an und nannte Peter Altmaier (CDU) den „schwächsten Minister“. „Im Schauspiel würde man von einer Fehlbesetzung sprechen“, sagte Dulger seinerzeit der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“. Entweder man müsse das Ensemble umstellen oder das Stück falle durch. Als Kanzleramtsminister sei Altmaier „super“ gewesen, als Wirtschaftsminister aber „gibt er sich Fantasien hin und gefällt sich in schönen Reden, tut aber nichts“.

Mit seinem unverblümten Ton steht Dulger dem amtierenden BDA-Präsidenten in nichts nach. 2013 sorgte Kramer als neuer Mann an der BDA-Spitze mit seinem forschen Auftritt beim ersten offiziellen Zusammentreffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für Aufsehen. „Bestellen Sie bitte nichts, was Sie nicht bezahlen können“, hatte er diese öffentlich mit Blick auf die sich gerade formierende neue Regierung aus CDU/CSU und SPD ermahnt, was die Kanzlerin zu der Aussage veranlasste, Kramer gebe sich für einen Amtsneuling doch „sehr selbstbewusst“.

Dieses Selbstbewusstsein will sich Kramer bewahren – zumindest bis dann sein Nachfolger übernimmt. „Seien Sie versichert“, schreibt er in seinem Brief an das BDA-Präsidium, „dass ich in den noch vor mir liegenden Monaten bis zur Mitgliederversammlung mein Amt weiterhin mit Freude ausüben werde, zumal noch mancher Strauß mit Politik und Gewerkschaften auszufechten ist.“

Rainer Dulger wird die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände in die kommende Bundestagswahl und Legislaturperiode führen. Foto: dpa
Rainer Dulger wird die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände in die kommende Bundestagswahl und Legislaturperiode führen. Foto: dpa