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Bayers Milliardensegen für die USA

Vor einer Woche saß der künftige Präsident der mit zwei Herren zusammen, die ihm erklärten, wie man die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung sicherstellen kann. Ob sich angesichts der neuen Marschrichtung „America first“ dafür besonders interessierte, ist nicht überliefert. Spannender dürfte er die Zahlen gefunden haben, die man ihm präsentierte – es geht schließlich um Investitionen und Jobs in den USA.

Bayer-Chef Werner Baumann und Monsanto-CEO Hugh Grant trafen an diesem Tag Trump, um ihn von ihrem gemeinsamen Projekt zu überzeugen: Der Schaffung eines globalen Marktführers in der Agrarchemie mit der größten Schlagkraft in der Entwicklung ertragreicher Pflanzensorten und digitalen Landwirtschaft. 66 Milliarden Dollar lässt sich die Übernahme des US-Saatgutherstellers kosten.

Der Besuch im Trump Tower war kein zufall. In den USA ist die kartellrechtliche Prüfung der Großfusion angelaufen, und es gibt viele Stimmen, die den Zusammenschluss skeptisch sehen. Die Agrochemiebranche ist bereits hoch konzentriert, manche Experten halten im Zuge weiterer Zusammenschlüsse entstehende Marktmacht für gefährlich. Eigentlich ist allein das Justizministerium für die Prüfung der Übernahme zuständig. Aber Trump kann da reingrätschen. Besser also, man erklärt ihm, was die Fusion bringt – vor allem für Amerika.

Es sei ein produktives Treffen gewesen, hieß es im Anschluss. Am Dienstag dann nannte ein Trump-Sprecher Details aus dem Gespräch: Bayer habe Investitionen in Höhe von acht Milliarden Dollar in den USA zugesichert. Der Konzern wolle seine 9000 Mitarbeiter behalten und 3000 neue „High-Tech-Jobs“ schaffen. Acht Milliarden Dollar Investitionen – ein dicker Batzen Geld. Trump selbst verkündete dies am Mittwoch auf Twitter stolz als eigenen Erfolg.

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Das beeindruckt, und es passt in die Landschaft. Reihenweise rücken die CEO amerikanischer und ausländischer Konzern in den Trump Tower und präsentieren ihre Firmen gegenüber dem designierten Präsidenten als Jobmaschinen. Sie kennen das Spiel: Trump mag Deals, mit denen er sich anschließend öffentlich brüsten kann.

Doch beim genauen Blick zeigt sich: Die meisten Ankündigungen der Firmen sind keine „Trump-Tower-Deals“ sondern Teile einer längst verabschiedeten Konzernstrategie. Kurz: Sie sind nicht neu. Das zeigt sich auch beim Blick auf die versprochenen Bayer-Milliarden.


Konzerne versprechen Hightech-Jobs

Monsanto bestätigte am Dienstagabend die Angaben . Das fusionierte Unternehmen werde in den kommenden sechs Jahren insgesamt annähernd 16 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung (F&E) investieren, davon die Hälfte in den USA.

Die Zahl ist allerdings schon seit September vorigen Jahres beschlossen, als beide Konzerne den Zusammenschluss verkündeten. Monsanto und Bayers Division Cropscience kommen auf ein gemeinsames Budget für F&E in Höhe von etwas mehr als 2,5 Milliarden Dollar. Auf sechs Jahre gesehen werden also annähernd 16 Milliarden Dollar für Forschung ausgegeben. Eine einfache Rechenleistung also.

Stutzig macht die Aussage des Trump-Sprechers, Bayer wolle „seine 9000 Mitarbeiter in den USA behalten“. Der Konzern beschäftigt in dem Land nämlich bereits rund 15.000 Menschen. Vermutlich waren die annähernd 10.000 Arbeitsplätze von Monsanto in den USA gemeint. Dass die meisten Monsanto-Beschäftigten eine Zukunftsperspektive im neuen Konzern bekommen sollen, ist ebenfalls längst abgemacht. Den großen Kahlschlag plant Bayer nicht.

Immerhin: Monsanto und Bayer versprachen Trump, dass ihr Projekt langfristig mehrere Tausend neue und gutbezahlte Hightech-Jobs bringen wird. Das wird Trump gerne gehört haben. Schließlich will er die beschäftigungslosen Amerikaner zurück in Lohn und Brot bringen. Die dürfen sich also ab sofort beim neuen Agrochemie-Großkonzern bewerben. Gesucht werden nach Angaben von Monsanto: Experten für Gentechnik, Robotik und Datenanalyse, Spezialisten für die Auswertung von Satellitenbildern, Ingenieure und Statistiker.

KONTEXT

Der Saatgutkonzern Monsanto

Hersteller

Der US-amerikanische Konzern Monsanto ist einer der weltgrößten Hersteller von - oft auch gentechnisch verändertem - Saatgut sowie Unkrautbekämpfungsmitteln.

Umsatz

Das Unternehmen mit Hauptsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri gehört zu den 500 größten börsennotierten in den USA und setzte zuletzt rund 15 Milliarden US-Dollar (gut 13 Mrd. Euro) um. Dabei erzielte Monsanto einen Überschuss von 2,3 Milliarden Dollar.

Mitarbeiter

Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA. Der Saatgutkonzern ist in 66 Ländern vertreten - auch in Deutschland.

Kritik

Monsanto bezeichnet eine nachhaltige Landwirtschaft als "Kernanliegen", wird jedoch weltweit von Umweltschutzorganisationen unter anderem für die Herstellung von gentechnisch veränderten Saatgut heftig kritisiert.

Quelle: dpa