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Bayer-Spaltung entfacht keine Fantasie: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Eyk Henning über Ankündigungen, die nicht ausreichen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Müde Reaktion

Bayers neuer Chef Bill Anderson hat sich mit seinem zweiten Auftritt zu den Quartalsergebnissen des Konzerns bereits weitestmöglich von Vorgänger Werner Baumann distanziert. Der von einigen Investoren schon von Baumann erhoffte Strategie-Schwenk samt damit einhergehender Rosskur ist nun offiziell die Marschroute des Leverkusener Pharma- und Chemiekonzerns.

Laut Anderson sollen dabei mehrere Managementebenen gestrichen, Prozesse radikal verschlankt und mindestens eine der drei Bayer-Sparten abgespalten werden. Gerade letzteres war von Baumann immer ausgeschlossen worden — Anderson setzt es jetzt offiziell auf die Agenda. Entweder die Saatgut- und Pflanzenschutzsparte (Crop Science) — der Großteil davon das, was man sich mit der glücklosen Monsanto-Akquisition eingebrockt hat — oder das Geschäft mit Aspirin und anderen verschreibungsfreien Medikamenten (Consumer Health) könnten letztlich doch abgegeben werden, so Anderson heute recht eindeutig.

Doch obwohl Anderson damit die Wünsche vieler Aktionäre erfüllt, klatscht so richtig keiner Beifall. Die Bayer-Aktie fällt, wie so oft nach Quartalszahlen, was wohl auch der trüben Gegenwart zuzuschreiben ist, die immer wieder unter unberechenbaren Abschreibungen leidet. Zudem gab Anderson zu bedenken, dass bis zur vollständigen Umsetzung der Abspaltung noch bis zu fünf Jahre vergehen könnten.

Die Bayer-Investoren sind nach den letzten Jahren wohl zu zynisch geworden, um nach einer bloßen Ankündigung in Euphorie zu verfallen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Stephan Kahl, Verena Sepp und Alexander Kell: Solaris strahlt, Berichts-Marathon, EZB muss standhaft bleiben, Einschläge, und immerhin wird geredet.

Solaris strahlt

Mit einem blauen Auge davongekommen ist offenbar die Berliner White-Label-Bank Solaris in einer Auseinandersetzung mit der Bafin. Die Aufsichtsbehörde hatte in einem Brief aus dem September — den Bloomberg einsehen konnte — das Fintech-Unternehmen dazu verdonnert, seine Einlagen deutlich zurückzufahren. Hinter der angedachten Maßnahme standen Sorgen der Bafin, dass Kontrollmechanismen und Kapitalstärke nicht mit den Wachstumsambitionen des Unternehmens Schritt halten. Insbesondere ging es dabei um die geplante Übernahme des ADAC-Kreditkartenportfolios durch Solaris und Belastungen durch den Kaufpreis. Solaris erklärte auf Anfrage von Bloomberg, dass die Anordnung inzwischen vom Tisch sei. Das habe die Bafin bestätigt. Grund für den Rückzug seien eine kapitalschonende Neustrukturierung des ADAC-Deals und eine Kapitalerhöhung. Die Drohung der Bafin, die sich zu Solaris nicht äußern wollte, zeigt einmal mehr, dass die Behörde seit dem Untergang von Wirecard die Zügel bei den Neuankömmlingen in der deutschen Finanzbranche deutlich angezogen hat.

Berichts-Marathon

An der Frankfurter Börse hagelte es zur Wochenmitte Unternehmenszahlen. Der Commerzbank bescherten gestiegene Zinsgewinne im dritten Quartal einen Nettogewinn von 684 Millionen Euro — Analysten hatten 619 Millionen Euro erwartet. Die Bank kündigte daraufhin einen Aktienrückkauf im Umfang von 600 Millionen Euro an. Adidas konnte auf bereinigter Basis nur ein leichtes Umsatzplus von 1% auf 6 Milliarden Euro verbuchen, die operative Marge schrumpfte von 8,8% im Vorjahr auf 6,8%. Die weltweite Nummer 2 der Sportartikler sieht sich jedoch auf Kurs für die 2023-Prognose. Das trifft auf den Autozulieferer Continental nicht zu. Nach einem Umsatzrückgang um 1,2% senkte er die Prognose für das Gesamtjahr. Stabile Margen konnten diese Nachricht jedoch abfedern. Der Energieversorger Eon hält an seinem bereinigten Ebitda-Ausblick für das Gesamtjahr fest, positiv deuten das Analysten von Metzler jedoch nicht. Den krönenden Abschluss bildet Auto1. Die Gebrauchtwagen-Plattform hat im dritten Quartal einen Rekord-Bruttogewinn von 134,4 Millionen Euro erreicht — dank Einsparungen bei Personal- und Marketingkosten.

EZB muss standhaft bleiben

Die Inflationserwartungen für die kommenden 12 Monate sind im Euroraum im September “merklich” gestiegen, wie die EZB heute mitteilte. Sie kletterten auf 4% von 3,5% im Vormonat, was den Frankfurter Währungshütern Anlass gibt, die Zinsen für einen längeren Zeitraum hoch zu halten. Die Erwartungen für die kommenden drei Jahre blieben unverändert bei 2,5% und liegen damit über dem 2%-Ziel der Notenbank. Laut Chefvolkswirt Lane steht im Fokus der Währungshüter “die Zinsen zu halten, wo sie sind”. Aus Sicht von Bundesbankpräsident Nagel ist die “letzte Meile” vor Erreichung des Inflationsziels die schwierigste für die EZB. Der lettische EZB-Rat Kazaks war bei einer Podiumsdiskussion in Riga nach allen Seiten offen — was bedeutet, dass “weitere Zinserhöhungen notwendig sein könnten”. Der Umfrage zufolge werden die Verbraucher auch immer pessimistischer hinsichtlich der Wirtschaftsaussichten. EZB-Rat Pierre Wunsch konstatiert denn auch, dass die Eurozone derzeit “in eine Form der Stagflation” eintritt.

Einschläge

Die Probleme des Gewerbeimmobilien-Sektors werden auf der ganzen Welt immer offenkundiger. Der Bürovermieter WeWork, noch vor wenigen Jahren ein mit 47 Milliarden Dollar schwindelerregend bewertetes und bejubeltes Startup, musste sich nach Skandalen, Pandemie und Zinswende nun wirklich in die Insolvenz flüchten. Bei der Deutschen Pfandbriefbank hinterlässt die Büroimmobilienkrise in den USA im dritten Quartal tiefe Bremsspuren in der Bilanz — die Risikovorsorgen steigen auf das fünffache des Stands zum Halbjahr, der Ausblick wird kassiert und die Aktie rasselt in den Keller. Andere Banken hatten ihre Vorsorgen schon früher angehoben als die aus der gescheiterten Hypo Real Estate hervorgegangene PBB. Beim wackelnden Signa-Imperium ist immer noch unklar, ob der Gründer René Benko wirklich seine Macht an einen Restrukturierungsexperten abgibt, wie es einige seiner Gesellschafter fordern. Ein weiterer Signa-Investor, der sicherheitshalber schonmal Rechtsbeistand sucht, ist offenbar der saudische Staatsfonds PIF, wie informierte Kreise berichten.

Immerhin wird geredet

Die Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien ist mit der friedlichen Lösung der palästinensischen Frage verknüpft, sagte Khalid Al-Falih, Saudi-Arabiens Minister für Investitionen. Sein Land versuche, durch Gespräche Frieden zu schaffen, so der Minister auf dem Bloomberg New Economy Forum in Singapur. Hierfür werde Saudi-Arabien getrennte Gipfeltreffen mit arabischen, afrikanischen und islamischen Ländern einberufen. Gefragt, ob sein Land den Ölpreis als Druckmittel für einen Waffenstillstand einsetzen würde, lachte Al-Falih und sagte: “Das steht heute nicht zur Debatte”. Die G7-Außenminister fordern humanitäre “Pausen” im laufenden Krieg, in dem die israelische Armee nach den Worten von Verteidigungsminister Gallant “im Herzen von Gaza-Stadt” steht. Entspannungssignale werden von der US-Westküste erwartet. Chinas Präsident wird Kreisen zufolge als Ehrengast an einem Dinner mit führenden US-Wirtschaftsvertretern teilnehmen, wenn er nächste Woche zum Gipfel der Asia-Pacific Economic Cooperation nach San Francisco kommt. Dort soll Xi Jinping dann auch auf Präsident Biden treffen.

Was sonst noch passiert ist:

  • Möglicher OLB-IPO

  • Weniger bringt mehr

  • Spannungsmotor E-Auto

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