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Bayer schrumpft im Kerngeschäft

Bayer fokussiert sich auf Life Science – doch zwei von drei Divisionen schwächeln. Die Jahresziele hat der Konzern deutlich nach gesenkt. Für Stabilität sorgt erneut eine Tochter, die nicht mehr zur Familie gehört.

Die Bayer AG ist im zweiten Quartal nicht vom Fleck gekommen. Schuld daran sind bereits angekündigte Belastungen in Agrargeschäft und die anhaltend schwache Lage bei rezeptfreien Medikamenten. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) stagnierte bei 3,06 Milliarden Euro, der Umsatz legte wechselkursbereinigt nur um 1,9 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis lag leicht über den Erwartungen der Analysten.

Die Probleme im zweiten Quartal werden sich auf die Jahresziele deutlich auswirken, die Vorstandschef Werner Baumann nun spürbar gesenkt hat. Statt 51 Milliarden Euro peilt Bayer nun auf Konzernebene einen Umsatz von mehr als 49 Milliarden an. Das bereinigte Betriebsergebnis soll im oberen einstelligen Prozentbereich wachsen. Baumann hatte noch im April ein Gewinnzuwachs von mehr als zehn Prozent versprochen.

Die schwache Lage bei Bayer wird noch deutlicher, wenn man nur das Kerngeschäft betrachtet. Der Konzern fokussiert sich auf so genannte Life-Science-Geschäft, also Arzneien und Agrarprodukte. Drei Divisionen machen diesen Kern aus – zwei davon schwächeln. Der Umsatz der Life-Science-Geschäfte sank im zweiten Quartal um 2,8 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn ging um fast neun Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zurück.

Damit festigte sich bei Bayer der zuletzt erkennbare Trend: Im Kerngeschäft sorgt allein die starke Pharmadivision für Schwung, dazu kommt das erfolgreiche, aber vergleichsweise kleine Tierarzneigeschäft. Daneben bringt nur noch ausgerechnet die Kunststoffherstellung dem Konzern Zuwächse. Bayer hatte die Sparte im Herbst 2015 unter dem Namen Covestro ausgegliedert. Sie gehört nicht mehr zum Kern, wird aber weiterhin voll einbezogen. Covestro steigerte den Gewinn im zweiten Quartal um 49 Prozent 808 Millionen Euro.

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Vor allem die Probleme auf dem wichtigen Agrarmarkt Brasilien setzten Bayer zuletzt zu. Nach Ende der dortigen Erntesaison im Frühjahr hatte sich gezeigt, dass die Farmer viel weniger Pflanzenschutzmittel als erwartet brauchten. Die Läger bei den Vertriebspartnern von Bayer blieben voll. Das belastet das Ergebnis von Bayer Crop Science um 355 Millionen Euro im zweiten Quartal, es sank um 52 Prozent auf 317 Millionen Euro. In den anderen Regionen, vor allem in den USA, lief das Geschäft aber besser. Der Umsatz ging um 16 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zurück.

Zweiter Grund für die Prognosesenkung von Bayer ist das anhaltend schwache Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten in der Division Consumer Health. Der Umsatz sank von April bis Ende Juni um 2,2 Prozent auf 1,54 Milliarden Euro. „Aufgrund des schwierigen Marktumfelds verzeichneten wir bei Consumer Health deutliche Umsatzrückgänge in Nordamerika, insbesondere in den USA", erläuterte Baumann. Der Gewinn verringerte sich um 4,3 Prozent auf 314 Millionen Euro. Auch hier musste Bayer Warenbestände abschreiben.

Treiber im Konzern war wieder einmal die Pharmasparte, die rezeptpflichtige Mittel verkauft. Der Umsatz legte um 4,4 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro zu, das Ebitda wuchs um 9,5 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro. Der Konzern profitierte wieder einmal von den bisherigen Umsatzbringern, die in dem Zeitraum noch deutlich zulegen konnten. Der Umsatz mit dem Gerinnungshemmer Xarelto stieg um 18 Prozent, auch das Augenmittel Eylea und das Krebsmedikament Xofigo legten zweistellig zu.

Zur angestrebten Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto im Wert von 66 Milliarden Dollar gab es keine Neuigkeiten. Bayer hatte Ende Juni die Freigabe bei der EU-Kartellbehörde beantragt. „Wir machen Fortschritte in der Diskussion mit den Regulierungsbehörden und liegen im Zeitplan“, sagte Baumann. Bis Ende 2017 soll der Deal unter Dach und Fach sein.

KONTEXT

Die größten Chemiekonzerne der Welt

Platz 10

PPG Industries (USA)Mit 15,33 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz landet das US-Unternehmen mit Firmensitz in Pittsburgh (Pennsylvania) auf dem zehnten Platz der umsatzstärksten Chemieunternehmen weltweit.Zu den Produktbereichen gehören Kunstglasprodukte, Kunstharze und Beschichtungswerkstoffe für Raumfahrt, Architektur und Industrie.

Quelle: Unternehmensangaben, Statista 2017 / Gesamtjahr 2016, jeweils letzte verfügbare Angaben

Platz 9

Linde (Deutschland)Der deutsche Technologiekonzern mit dem Kerngeschäft um Gase und Prozess-Anlagen hat im letzten Jahr 17,83 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht und erreicht so den neunten Platz im Unternehmensranking.

Platz 8

Air Liquide (Frankreich)Auf Platz acht des aktuellen Rankings landet das führende, französische Unternehmen bei Gasen für Industrie, Medizin und Umweltschutz. 19,08 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz in 2016 machen dies möglich. Mit Linde und Praxair zählt Air Liquide zu den drei größten Industriegasherstellern der Welt.

Platz 7

Henkel (Deutschland)Der Düsseldorfer Konzern gliedert sich in drei Unternehmensbereiche: Wasch-/Reinigungsmitte, Schönheitspflege und die Klebstoffe und fuhr 2016 einen Jahresumsatz von 19,69 Milliarden US-Dollar ein. In naher Zukunft möchte der Siebtplatzierte sowohl die US-Firma Darex Packaging Technologies für mehr als 1,05 Milliarden US-Dollar übernehmen als auch den mexikanischen Anbieter von Friseurprodukten Nattura Laboratorios aufkaufen. Der Düsseldorfer Konsumgüterkonzern will so vor allem das eigene Friseurgeschäft in Mexiko und den USA ausbauen.

Platz 6

DuPont (USA)24,6 Milliarden US-Dollar Umsatz und Platz sechs für den Konzern für Chemie, Materialien und Energie. Im Dezember 2015 gaben DuPont und der Konkurrent Dow Chemical bekannt, dass sie fusionieren wollen. Danach soll das Gemeinschaftsunternehmen in drei börsennotierte Unternehmen für Agrarchemikalien, Spezialchemikalien und Kunststoffe aufgespalten werden.

Platz 5

Lyondell Basell (USA)Im Mittelfeld des Rankings und mit 29,18 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz landet Lyondell Basell. Der weltweit größte Produzent von Polyolefinen und Katalysatoren betreibt zudem Erdölraffinerien und produziert Treibstoffzusätze wie MTBE.

Platz 4

Saudi Basic Industries (Saudi-Arabien)Unverändert auf dem vierten Platz befindet sich der saudi-arabischer Chemie- und Metall-Konzern Saudi Basic Industries. Mit 39,5 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz reichte es für Metallkonzern nicht für den Sprung unter die Top-3-Chemiekonzerne. Neben Grundchemikalien wie Methanol und Ethanol stellt das Unternehmen aus dem Nahen Osten auch Düngemittel her.

Platz 3

Dow Chemical (USA)Mit 48,16 Milliarden US-Dollar Umsatz fiel der zukünftige Fusionspartner von DuPont um einen Platz im Vergleich zum Vorjahr. Die Hauptgeschäftsbereiche des US-Unternehmens aus Midland (Michigan) erstrecken sich auf die Kunststoffherstellung, Vorprodukte für die Wasseraufbereitung, Klebstoffe, Insektiziden, Saatgut und die Herstellung von Grundstoffen wie Chlor und Natronlauge.

Platz 2

Bayer (Deutschland)Der zweitplatzierte deutsche Konzern (49,2 Milliarden US-Dollar Umsatz 2016) mit Schwerpunkt auf der chemischen und pharmazeutische Industrie plant eine Megafusion mit Monsanto. Damit möchte das Unternehmen seine Agrarchemie-Sparte um genverändertes Saatgut erweitern. Um diese umstrittene Fusion unter Dach und Fach zu bringen, sollen Bayer und Monsanto bereit sein, Firmenteile für 2,5 Milliarden Dollar zu verkaufen.

Platz 1

BASF (Deutschland)Unveränderter Spitzenreiter mit 60,54 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz: BASF. Der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit größte Konzern, mit Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein, wird sich angesichts der Megafusionen in der Branche künftig neu positionieren müssen. Dabei würde aber, laut Unternehmensführung, mehr Wert auf die Wettbewerbsfähigkeit der bestehenden Geschäftsfelder, als an Größe an sich gelegt werden.