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Bayer wird mRNA-Impfstoff von Curevac produzieren – aber erst Ende 2021

Bayer will die Produktion am Standort Wuppertal anpassen, um die Vakzinversorgung zu sichern. Den aktuellen Impfstoff-Engpass behebt dies nicht.

Der Pharmakonzern Bayer steigt in die Produktion des geplanten Impfstoffs von Curevac ein. Die Leverkusener werden dazu ihren Standort in Wuppertal aufrüsten. Da dies samt Zulassungsverfahren aber Monate dauern wird, kann mit der Fertigung frühestens Ende 2021 begonnen werden. Aktuell plant Bayer die Herstellung von 160 Millionen Dosen im Jahr 2022.

Auf den aktuellen Engpass bei der Impfstoffversorgung hat diese Ankündigung keine Auswirkungen. Ohnehin hat der Curevac-Impfstoff noch keine Zulassung. Er wird derzeit in der entscheidenden klinischen Phase an 36.000 Probanden weltweit getestet. Eine Zulassung könnte nach bisherigen Einschätzungen Curevacs Ende März beantragt werden.

Da der Curevac-Impfstoff auf der mRNA-Technologie basiert, rechnen Experten auch bei diesem Mittel mit einem hohen Wirkungsgrad. Die bereits zugelassenen Produkte von Biontech und Moderna haben den Studien zufolge eine Wirksamkeit von 95 Prozent. Sie werden seit einigen Wochen bei der Impfung von Hochrisikogruppen in Pflege- und Seniorenheimen eingesetzt.

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Curevac will mit seinem Produktionsnetzwerk in diesem Jahr rund 300 Millionen Dosen herstellen. Im kommenden Jahr sollen es mit Unterstützung von Bayer rund eine Milliarde Dosen sein. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht davon aus, dass auch 2022 eine hohe Zahl von Impfstoffen benötigt wird. Es sei noch unklar, ob es beispielsweise Auffrischungsimpfungen geben müsse.

Zudem müsse man sich auf die Bekämpfung weiterer Virusmutationen einstellen. Die neue mRNA-Technologie kann relativ schnell auf neue Varianten des Erregers reagieren. Dazu muss der Bauplan für die Proteinproduktion angepasst werden, der durch die Impfung injiziert wird. Die dann im Körper hergestellten Virusproteine lösen die Immunreaktion aus.

Bayer und Curevac kooperieren bereits seit einigen Wochen bei der Entwicklung des Impfstoffs der Tübinger Firma. Der Pharmakonzern bringt seine Expertise bei der Organisation der weltweiten Studie ein sowie bei der Aufbereitung des Zulassungsantrags und des Sicherheitsprofils des Mittels. Nach einer Zulassung wird Bayer beim Vertrieb in EU-Ländern und ausgewählten anderen Ländern helfen.

Ende des Jahres soll dann auch in Produktionsanlagen von Bayer gefertigt werden. Vorprodukte für den Impfstoff sollen aus dem Netzwerk der Leverkusener kommen, die finale Fertigung erfolgt dann am Standort Wuppertal. Bestenfalls könnte damit Ende des Jahres gestartet werden.

Laschet will Antrag schnell bearbeiten lassen

Bis dahin muss Bayer die Fertigung in Wuppertal umrüsten. Dort verfügt der Konzern bereits über die nötige grundlegende Technologie. Der Konzern wird an dem Standort einen „substanziellen Millionenbetrag“ investieren, wie Vorstandschef Werner Baumann dem Handelsblatt sagte.

Der Bayer-Chef sieht kein Problem darin, dass der Konzern erst Ende 2021 mit der Impfstoff-Auslieferung starten kann. „Das Coronavirus wird uns noch lange beschäftigen, weil es mutiert – und weil bislang völlig unklar ist, ob die Impfungen aufgefrischt werden müssen“, sagte er. „Der Bedarf wird also andauern.“

Bayer hatte in Wuppertal eine hochmoderne Biotechanlage für das Bluterpräparat Kogenate hochgezogen, die aber wegen der angespannten Konkurrenzlage in dem Segment nicht hochgefahren wurde. Die Fabrik wurde im vorigen Jahr an den chinesischen Biotechzulieferer Wuxi verkauft.

Nach Angaben von Bayer wird die mRNA-Produktion aber nicht in dieser Anlage erfolgen, sondern es werden bestehende Einrichtungen des Konzerns modifiziert. Zwar will auch die chinesische Firma in Wuppertal möglicherweise Impfstoffe fertigen. Die verkaufte Anlage ist allerdings besser für Proteine aus Zellkulturen geeignet – und damit für die Herstellung von Mitteln, die nicht auf mRNA beruhen.

Spahn rechnet damit, dass sich die Lage bei der Impfstoffversorgung im zweiten Quartal deutlich verbessern wird. Biontech kündigte am Montag an, im zweiten Quartal möglicherweise bis zu 75 Millionen zusätzliche Dosen seines Vakzins an die Europäische Union ausliefern zu können. Diese Lieferung ist Teil der neuen, erweiterten Bestellung von 200 Millionen Dosen durch die EU und wird früher als angenommen zur Verfügung stehen.

Der Gesundheitsminister hält nichts davon, Pharmafirmen per Zwangsmaßnahmen für die Produktion von Impfstoffen zu verpflichten. Zum einen sei die Bereitschaft zur Kooperation in der Branche aktuell sehr hoch, wie das Beispiel Bayer/Curevac zeige.

Zum anderen sei die Umstellung auf eine Impfstoffproduktion eine hochkomplexe Angelegenheit. Sie ist nur in Werken möglich, die bereits über grundlegendes Biotech-Know-how und spezielle Technologien verfügen. Und die müssen dann über Monate umgerüstet und zertifiziert werden. Das Land NRW will das Zulassungsverfahren für die neue Bayer-Produktion in Wuppertal möglichst schnell abschließen, wie Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ankündigte.

Curevac-Chef Franz-Werner Haas unterstrich am Montag, dass gerade bei den mRNA-Produkten die globale Fertigung komplett neu aufgebaut werden muss, weil bislang derartige Mittel noch nicht hergestellt wurden. Die dafür nötigen Maschinen und Vorprodukte seien am Weltmarkt nur begrenzt verfügbar, dies sei für alle Hersteller ein Problem.

Die Kooperation mit Bayer könnte weit über die Fertigung von mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 hinausgehen. Spahn erwartet, dass die neue Technologie in den nächsten Jahren eine wachsende Bedeutung etwa auch in der Krebstherapie bekommen werde. „Ich möchte, dass Deutschland der Standort für Entwicklung und Herstellung von mRNA-Mitteln wird“, sagte er.

Bayer-Chef Baumann will sich da noch nicht festlegen. „Wir haben eine gute Partnerschaft, die wir für beide Seiten zum Erfolg machen wollen“, sagte er.