Bayer holt kleinen Erfolg mit OK-Zahlen: Fünf Themen des Tages
(Bloomberg) -- Tim Loh über einen Etappensieg. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.
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Nicht schlecht ist gut genug
Wenn es um Bayer geht, sind Anleger schlechte Nachrichten gewohnt — Gewinnwarnungen, steigende Rechtskosten in den USA oder Probleme in der Medikamentenpipeline.
Doch am Dienstag konnte das Leverkusener Unternehmen mit einer guten Nachricht aufwarten: Die Ergebnisse für das zweite Quartal fielen nicht enttäuschend aus, was für manche eine überraschend gute Nachricht gewesen sein dürfte.
Da der Umsatz über den Erwartungen und der Gewinn im Rahmen der Schätzungen lag, konnte CEO Bill Anderson die Gewinnprognose für 2024 bekräftigen.
Dies ist ein positiver Schritt in den Bemühungen des CEO, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Sein Ansatz ist es, sich auf die Verbesserung der drei weitgehend unverbundenen Geschäftsbereiche von Bayer zu konzentrieren — statt sie aufzuspalten.
Am Dienstag hatte er für jede dieser Sparten gute Nachrichten zu verkünden: Healthcare meldete eine steigende Nachfrage nach dem neuen Krebsmedikament Nubeqa und dem Nierentherapeutikum Kerendia. Crops Science erfreute sich einer starken Nachfrage nach Unkrautbekämpfungsmitteln in Nordamerika. Und Consumer Health profitierte von einer deutlich verbesserten Situation bei Magen-Darm-Präparaten.
Darüber hinaus hat Anderson seinen Stellenabbau vorangetrieben und seit Anfang des Jahres bereits 3.200 Stellen abgebaut, hauptsächlich in Führungspositionen. Er ist mit diesen Bemühungen noch nicht am Ende.
Bei Bayer sind die Ergebnisse natürlich oft gemischt, und es gibt hier einige Herausforderungen. Rechtsstreitigkeiten in den USA stellen weiterhin ein großes Problem dar. Und die Umsätze mit dem Gerinnungshemmer Xarelto sind aufgrund der wachsenden Konkurrenz infolge des Patentablaufs rückläufig.
Vielleicht ist das der Grund, warum sich die Bayer-Aktie heute in etwa so entwickelt hat wie der DAX — mal höher, mal niedriger. Aber auch das ist nicht schlecht.
Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Celine Imensek und Verena Sepp: Turnaround Tuesday, mehr Schatten als Licht, volatiler Tag, per Autopilot, und Pulverfass Naher Osten.
Turnaround Tuesday
Die rasante Talfahrt an den weltweiten Aktienmärkten dürfte den Anlegern gestern schwer zugesetzt haben. Doch es gibt keinen Grund zur Panik, meint Bloomberg-Reporter John Stepek im Newsletter Money Distilled. Anleger sollten bloß vermeiden, jetzt alle zwei Minuten besorgt auf ihr Depot zu schauen und unüberlegte Entscheidungen zu treffen. An einem langfristigen Anlageplan festhalten, lautet die Devise. Der Nikkei 225 und der Topix, die den Abwärtsstrudel angeführt hatten, erholten sich am Dienstag jedenfalls recht solide. Wir könnten also einen klassischen Turnaround Tuesday erleben, an dem sich die Märkte von einem Ausverkauf zu Wochenbeginn erholen. Die schlechte Nachricht ist, dass dies keine Garantie dafür ist, dass die Talsohle erreicht ist. Auf jeden Fall holen die Märkte jetzt das nach, was sie in den letzten Monaten versäumt haben: Sie preisen die Risiken von Tech-Investments ein. Es war offensichtlich leichtsinnig, die Nvidia-Aktie in weniger als zwei Jahren um 1.100% in die Höhe zu treiben. Und die Fed? Sie sollte sich nicht von den Märkten treiben, sondern der Überreaktion des Marktes ihren Lauf lassen, meint Mohamed El-Erian.
Mehr Schatten als Licht
Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie sind im Juni erstmals in diesem Jahr gestiegen und haben damit eine fünfmonatige Flaute beendet. Während alle von Bloomberg befragten Ökonomen nur mit einem moderaten Plus von 0,5% gerechnet hatten, stieg die Nachfrage gegenüber dem Vormonat um 3,9%. Treibende Kräfte waren vor allem die Automobilindustrie, aber auch die Hersteller von Metallerzeugnissen und der sonstige Fahrzeugbau. Besonders stark waren die Inlandsbestellungen. Daten aus der vergangenen Woche hatten gezeigt, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal unerwartet geschrumpft war und sich auch die Stimmung in den Unternehmen verschlechtert hatte. Das Geschäftsklima in der Chemischen Industrie ist laut Ifo im vergangenen Monat weiter gesunken, auf einen Indexstand von minus 10,5 Punkten, nach plus 4,5 Punkten im Juni. “Immer mehr Chemieunternehmen in Deutschland sind im internationalen Wettbewerb preislich unterlegen”, so Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf. “Das liegt nicht nur an den Energiekosten“. Im Kontraktionsbereich verharrt der von S&P Global veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das deutsche Baugewerbe. Der Index lag im Juli bei 40, gegenüber 39,7 im Juni.
Volatiler Tag
Nach einem Sprung um knapp 7% scheint die Euphorie um Zalandos Ergebnisse schon wieder dahin zu sein — das Papier notierte in Frankfurt zuletzt 0,6% im Minus. Der Online-Modehändler konnte zwar die Q2-Erwartungen beim Bruttowarenvolumen übertroffen und einige Analysten lobten die Rückkehr zum Umsatzwachstum. Laut Barclays-Analystin Sarah Roberts geht das den Anlegern aber nach wie vor zu langsam. Um über 5% sprang der deutsche Hersteller von Großküchengeräten Rational nach oben, getrieben durch höhere Umsätze. Er hob die Margenprognose für das Gesamtjahr an. Während die Zahlen des Online-Geschäftsnetzwerks New Work für wenig Aufregung sorgten, herrscht angesichts der Delisting-Pläne des Mehrheitseigentümers Burda Aufregung. Vorstand und Aufsichtsrat von New Work unterstützen zwar das Vorhaben, halten aber den angebotenen Preis für zu niedrig. Dieser ist bislang bei 66,25 Euro pro Aktie angesetzt, zuletzt notierte das Papier bei 66,20 Euro.
Per Autopilot
Ins Auto steigen, Motor an und... zurücklehnen. Das soll bald mit autonomem Fahren möglich sein. Nach General Motors und Tesla erhielt nun auch Mercedes die Erlaubnis, die fortschrittliche Technologie auf Chinas Straßen zu testen. Laut eigenen Angaben ist der Stuttgarter Konzern aber der erste, der es in Peking versuchen darf. Unter anderem soll getestet werden, ob die Fahrzeuge im dichten Stadtverkehr beim Einparken, Rückwärtsfahren und Linksabbiegen ohne die Hilfe des Fahrers zurechtkommen. Wie schnell sich die Technologie jedoch entwickelt, ist fraglich. Tesla hatte seine Präsentation des neuen Robotaxis für ein autonomen Taxidienst zuletzt auf Oktober verschoben. Eigentlich sollten die Prototypen in zwei Tagen enthüllt werden. Mit einem Fortschritt beim selbstständigen Fahren wollen sich die Hersteller auf dem hart umkämpften Automarkt eine Pole Position sichern. In China sieht es für alle ausländischen Hersteller da gerade nicht so gut aus. Mit Elektroautos erreichen die deutschen Autobauer diese sicherlich nicht. Im Juli waren die Verkaufszahlen für die batteriebetriebenen Fahrzeuge im heimischen Markt um 37% eingebrochen.
Pulverfass Naher Osten
Die USA und ihre Verbündeten versuchen, einen iranischen Angriff auf Israel abzuwenden und einen größeren regionalen Krieg zu verhindern. Die Sorge geht um, dass es jeden Moment zu einem Vergeltungsschlag für die Tötung eines führenden Hamas-Führers kommen könnte. Die Biden-Administration hat zusätzliche Truppen in die Region verlegt, und Außenminister Antony Blinken beriet sich am Montag mit Spitzenbeamten aus Katar und Ägypten. Der Iran hat Vergeltung angekündigt, nachdem der Hamas-Führer Ismail Hanija bei einem Luftangriff auf Teheran getötet wurde. Der Vorsitzende des israelischen Parlamentsausschusses für Auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung forderte einen Präventivschlag. “Es ist unter unserer Würde, untätig herumzusitzen, anstatt die Initiative zu ergreifen”, sagte Yuli Edelstein. Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte am Montag, der Iran wolle die Spannungen nicht eskalieren lassen, dürfe aber nach internationalem Recht Israel bestrafen. In Deutschland wird ein Beistand der Bundeswehr für Israel diskutiert, auch wenn dieser gar nicht angefordert wurde. In der CDU gibt es sowohl Befürworter wie Gegner eines solchen Angebots.
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