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Bayer erhält Rückenwind aus Philadelphia: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Tim Loh über göttlichen Beistand. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Justitia macht Hoffnung

Bayer hat endlich eine gute Nachricht von der US-Rechtsfront erhalten: Wenn es um Warnhinweise auf dem Herbizid Roundup und dessen mögliche Gesundheitsrisiken geht, haben Bundesgesetze Vorrang vor dem Recht des Bundesstaates Pennsylvania, entschied ein Berufungsgericht in Philadelphia.

Mit dem Urteil zeigt sich, dass die Bundesgerichte in dieser Frage uneins sind. Ein Berufungsgericht in Atlanta hatte die Argumentation von Bayer, dass Bundesrecht Vorrang vor den Gesetzen der Bundesstaaten habe, im Februar zurückgewiesen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Oberste Gerichtshof der USA mit der Angelegenheit befassen wird.

Bayer sieht sich in den USA mit Tausenden von Klagen von Menschen konfrontiert, die behaupten, das Herbizid Roundup, das Bayer mit der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Monsanto erworben hat, habe bei ihnen Krebs verursacht und Monsanto habe es versäumt, vor den Gesundheitsrisiken des Produkts zu warnen.

Bayer beharrt darauf, dass Roundup sicher sei. Das Unternehmen verweist auch auf die Tatsache, dass die US-Umweltschutzbehörde entschieden hat, dass das Produkt wahrscheinlich nicht krebserregend ist, und die Kennzeichnung von Roundup ohne Warnhinweis genehmigt hat.

Das gestrige Urteil könnte Bayer letztlich helfen, die Kosten für die Beilegung der Roundup-Klagen unter 16 Milliarden Dollar zu halten, sagt Holly Froum, Analystin bei Bloomberg Intelligence.

Die Börse reagierte heute positiv, der Bayer-Aktienkurs stieg um rund 10%. Seit der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 haben die Titel rund 70% eingebüßt.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Alexander Kell, Celine Imensek und Rainer Bürgin: Geldflut ahoi, Altlasten-Abverkauf, Krisenmanagement, BayernLB stapelt tief, und ESG-Bodenbildung.

Geldflut ahoi

Plus, plus, plus. So sieht es derzeit bei den wichtigsten Aktienindizes der Welt aus. Einzige Ausnahme ist der FTSE 100, der leicht im Minus liegt. Ansonsten zeichnen die globalen Aktienmärkte ein durchweg positives Bild. Die zuversichtlich stimmenden US-Konjunkturdaten vom Mittwoch haben die Rezessionsängste in den USA zerstreut, so dass der S&P 500 und der Nasdaq 100 auf die beste Woche seit November zusteuern. Für den Euro Stoxx 600 dürfte es die beste Wochenperformance seit Mai werden. Die Folge der raschen Erholung nach dem Aktienschock könnte eine bevorstehende Liquiditätswelle sein, ausgelöst durch Quant-Fonds. Diese treffen ihre Entscheidungen aufgrund von Marktsignalen und Volatilitätsbewegungen und nicht aufgrund der Fundamentaldaten der Unternehmen. Einem Goldman-Banker zufolge hatten die so genannten systematischen Fonds deshalb das größte Dollar-Volumen an Wertpapieren seit vier Jahren abgestoßen. Nun, da sich die Märkte beruhigt haben, könnten sie bald wieder als Käufer auf den Markt zurückkehren.

Altlasten-Abwurf

Mit dem Kauf der Credit Suisse übernahm die UBS auch eine Menge Altlasten. Doch jetzt scheint das Schweizer Geldhaus beim Aussortieren einen großen Schritt weiter zu sein: Eine Investorengruppe unter der Leitung von Sixth Street will das an die UBS übergegangene US-Hypothekengeschäft der CS kaufen, wie Bloomberg von eingeweihten Personen erfuhr. Sixth Street arbeite zusammen mit dem Co-Investor Davidson Kempner an der Übernahme von Select Portfolio Servicing. Der Verkauf soll im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden, so die Insider. Die UBS hatte diese Woche in ihrem Quartalsbericht einen Deal avisiert, ohne aber den Käufer bekannt zu geben. Eine weitere Altlast, ein 2,2 Milliarden Dollar schwerer, international investierter CS-Immobilienfonds wird unter dem Druck von Rücknahmeforderungen liquidiert, wie die UBS gestern ebenfalls bekanntgab. Die Fortschritte beim der Altlastenentsorgung trugen dazu bei, dass die Zürcher Bank einen unerwartet hohen Gewinn für das zweite Quartal ausweisen konnte.

Krisenmanagement

In der Varta-Krise, die den Aktienkurs des Batterieherstellers im Juli von 10 auf 1,41 Euro hatte abstürzen lassen, gibt es im Bezug auf die Restruktierung neue Bewegung. Die größte Gläubigergruppe bietet dem Vernehmen nach eine Finanzierung über neues Fremdkapital und eine weitere Kapitalerhöhung an. Wie zu hören ist, offerieren die Schuldscheininhaber 100 Millionen Euro in Form von Super-Senior- oder Wandelanleihen. Die Banken schlagen eine Bezugsrechtsemission von bis zu 200 Millionen Euro vor, mit deren Erlös die aktuellen Schulden mit einem Abschlag von rund 50% zurückgezahlt werden sollen. Die Varta-Aktie hat sich indessen mittlerweile immerhin wieder auf knapp 4 Euro erholt, da schon zuvor zu hören war, dass die Schuldschein-Inhaber eine Lösung präferieren, bei der die Aktionäre nicht leer ausgehen sollen, wie es bei einer Sanierung nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz der Fall wäre. In der Hängepartie um die Umschuldung der Gewerbeimmobilienkonzerns Demire konnte das Management inzwischen Einigung mit Gläubigern formalisieren, die 90% des Bondvolumens halten. Einen Insolvenzantrag gibt es beim Ladesäulen-Anbieter Numbat, der bis vor wenigen Monaten als vielversprechendes deutsches Startup galt.

BayernLB stapelt tief

Tief stapeln und später überraschen. Das scheint derzeit das Motto der BayernLB zu sein. Bereits nach den ersten sechs Monaten des Jahres hat die Landesbank rund 944 Millionen Euro vor Steuern verdient, wie sie heute bekanntgab. Für das Gesamtjahr erwartet sie nun einen Gewinn von mehr als 1,2 Milliarden Euro, nachdem sie bislang von 1 Milliarde Euro bis 1,2 Milliarden Euro ausgegangen war. Doch selbst die neue Prognose erscheint angesichts der Halbjahreszahlen extrem niedrig. Sicher, die Unsicherheiten am Immobilienmarkt bleiben. Die BayernLB ist in diesem Segment einer der größten deutschen Kreditgeber, und im ersten Halbjahr musste sie noch einmal über 100 Millionen Euro an Risikovorsorge für Immobilien bilden. Zugleich gibt es aber auch erste Anzeichen, dass der Immobilienmarkt vor einer Erholung steht. Für ein Verfehlen der Gewinnprognose müsste im zweiten Halbjahr also schon sehr viel schief gehen für die Münchner Bank.

ESG-Bodenbildung

Kaum ein Anlagethema ist politisch so aufgeladen wie ESG. In den USA hatten Führende Vertreter der Republikanischen Partei das Label als „woke“ und sogar als antiamerikanisch bezeichnet. An der Wall Street hat das viele davon abgehalten, überhaupt über ESG zu sprechen. US-Fondsmanager hatten laut Morningstar ihr bisher schlechtestes Quartal für ESG-gekennzeichnete Produkte. Jetzt ebbt die Anti-ESG-Welle aber ab, sagt Deutsche-Bank-Manager Markus Müller. „Wir haben die Talsohle bei ESG-Fonds durchschritten“, so der ESG-Chefanlagestratege der Privatkundenbank in einem Bloomberg-Interview. Weltweit gebe es weniger Gegendruck. Verantwortlich dafür seien vor allem regulatorische Änderungen, die Investitionen in ein breiteres Spektrum von Sektoren ermöglichen. So fänden sich fossile Brennstoffe nun in sogenannten Transformationsstrategien wieder. Investitionen in Öl, Gas und Kohle sind demnach okay, so lange sie Unternehmen bei der Dekarbonisierung helfen. Eine kürzlich von HSBC Holdings veröffentlichte Umfrage zeigte indes, dass das Interesse der Anleger an ESG weltweit nicht in Schwung kommt.

Was sonst noch passiert ist

  • Eisenerz-Absturz

  • Protektionimus wirkt

  • Klimaschutz killt Getreideernte

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