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Bayer-Chef Werner Baumann muss sich als kühler Stratege beweisen

Werner Baumann spult die Antworten in gekonnt sachlicher Manier ab. Nein, man werde wegen der Monsanto-Übernahme auf keinen Fall die anderen Konzern-Divisonen bei Bayer vernachlässigen. Und, nein, man werde künftig keine armen Kleinbauern verklagen, wenn die unrechtmäßig Saatgut-Lizenzen nutzen – so wie Monsanto es getan hatte. Und ja, Bayer stehe weiter für höchste ethische, ökologische und soziale Standards.

Es war an einem Freitag Ende Mai, als Bayer-Chef Baumann beim jährlichen Aktionärstreffen in Bonn in die Defensive geraten ist. Im Zehnminuten-Takt ratterten Investorenvertreter, Umweltaktivisten und Bienen-Freunde Kritik und teils auch Beschimpfung in Richtung Vorstandschef. Es ging dabei vor allem um Monsanto.

Insgesamt zwei Jahre hat Baumann vom ersten Vorstoß bis zum Abschluss gebraucht, jetzt ist die 63 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Saatgutkonzerns durch Bayer endgültig besiegelt, alle Wettbewerbsbehörden haben zugestimmt. In zwei Monaten, wenn die kartellbedingten Verkäufe an BASF abgeschlossen sind, beginnt die Integration.

Es ist Bayers größte Übernahme bisher und das herausforderndste Projekt, dass die Leverkusener je gestartet haben. Baumanns Job hängt am Erfolg der Übernahme – er selbst hat diese Verknüpfung einmal öffentlich unterstrichen.

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Und: Was der 55-Jährige auf der Hauptversammlung erlebte, war wohl nur ein Vorgeschmack auf die kommenden Jahre. Umweltaktivisten, Verbraucherverbände und Teile der Politik stehen der industriellen Landwirtschaft mit ihrem massenhaften Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, weitläufigen Monokulturen und patentiertem Saatgut zunehmend feindselig gegenüber.

Der Bayer-Chef muss noch jede Menge Überzeugungsarbeit leisten: Auch nach Abschluss des Deals bricht in der Öffentlichkeit und auch am Finanzmarkt noch kein großer Jubel darüber aus, dass gerade Bayer mit seiner starken Reputation sich eines der umstrittensten Unternehmen der Welt einverleibt – und das auch noch zu einem in den deutschen Wirtschaftsgeschichte nie dagewesenen Preis.

Die Herausforderung ist riesig: Baumann war von Beginn an klar, dass die Übernahme ein Megaprojekt sein wird. Die Wucht der Kritik hat ihn aber auch überrascht. Jetzt muss er eine in Sachen Landwirtschaft und Technologie kritische und verunsicherte Gesellschaft befrieden.

Das steht, neben dem operativen Erfolg der Fusion, auf seiner Agenda ganz oben. Baumann war früh klar, dass dies angesichts des schlechten Rufs nur ohne den Namen Monsanto gelingt. Im August wird er eliminiert.

Baumann wird in der Öffentlichkeit Präsenz zeigen müssen, dabei steht er nicht gerne im Rampenlicht. Der studierte Betriebswirt ist ein analytischer Stratege, ein kühle Rechner, der jeden Plan bis ins letzte Detail ausarbeiten lässt. Das war schon der Fall, als er im April 2016 beim Besuch des Labors von Monsanto ein Papier aus seiner Aktentasche zog und es CEO Hugh Grant überreichte.

Der Monsanto-Chef hatte einige Wochen zuvor vorgeschlagen, die Agrargeschäft beider Konzerne in einem Joint Venture zusammenzuführen. Gemeinsam sei man unschlagbar. Das sah Baumann genauso, allerdings mag er keine Gemeinschaftsunternehmen. Er legte Grant ein Kaufangebot vor, der Schotte war sprachlos.

Diesen kühnen Vorstoß hatte bei Bayer Baumann kaum jemand zugetraut – doch er wusste Aufsichtsratschef Werner Wenning hinter sich. Die Übernahme von Monsanto, sie ist ihr Gemeinschaftswerk, mit dem sie den Konzern für die nächsten 50 Jahre prägen werden.

Beide haben ihr gesamtes Berufsleben bei Bayer verbracht, sind erst in den Finanzstäben des Konzerns und dann im operativen Geschäft groß geworden. Wenning ebnete Baumann den Aufstieg an die Spitze. Dort sei man nun „froh und glücklich“, sagt der Bayer-Chef. Und ihm ist selbst klar, dass die eigentliche Arbeit erst beginnt. An der Integration vom Monsanto wird sich das Lebenswerk des Bäckersohns aus Krefeld entscheiden.