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Baukindergeld ist vor allem außerhalb der Großstädte beliebt

Der Zuschuss für den Wohnungs- und Hauskauf wird zwar gut angenommen, zeigen Zahlen der KfW. Doch Großstadthaushalten hilft das Baukindergeld kaum.

Von circa 80.000 Anträgen auf Baukindergeld im Jahr 2019 entfielen gut 80 Prozent auf den Kauf von Eigenheimen. Foto: dpa
Von circa 80.000 Anträgen auf Baukindergeld im Jahr 2019 entfielen gut 80 Prozent auf den Kauf von Eigenheimen. Foto: dpa

Das Baukindergeld kommt bei deutschen Haus- und Wohnungskäufern offenbar an: Von Anfang 2018 bis Ende November 2019 sind bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 171.510 Anträge auf Zuschüsse in Höhe von insgesamt 3,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Allein im Jahr 2018 wurden in Deutschland insgesamt 726.600 Wohnimmobilien im Wert von 180,5 Milliarden Euro verkauft, zeigt der aktuelle Marktbericht der bundesweit tätigen Gutachterausschüsse.

In den sieben größten Städten – Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart – wurden zudem nur 7.100 Anträge auf Baukindergeld gestellt, zeigen Zahlen, die dem Handelsblatt vorliegen. In den sieben Städten wohnen 10,7 Millionen Menschen, also mehr als ein Zehntel der deutschen Bevölkerung. Diese Proportion lässt sich aus den Antragszahlen des Baukindergeldes nicht ablesen.

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Der Immobilienökonom Michael Voigtländer vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) erklärt den proportional geringen Anteil in den Metropolen mit der ohnehin hohen Nachfrage in den Großstädten. Grundstücke sicherten sich meist Projektentwickler, die Wohnungen bauen – welche aber nicht typischerweise von Familien nachgefragt würden. „Das Baukindergeld dient eher dazu, Wohnraum in den Umlandgemeinden zu schaffen“, erklärt Voigtländer. Insgesamt zieht er ein positives Zwischenfazit: „Das Baukindergeld geht in die richtige Richtung, weil es den Zugang zu Wohneigentum erleichtert.“

Ein Viertel aller Anträge entfiel 2019 auf Neubauwohnungen oder neue Eigenheime. Was angesichts der immer wiederkehrenden Forderungen nach mehr Wohnungsbau zunächst wenig wirkt, erleichtert hingegen IW-Immobilienökonom Voigtländer: „Eine große Sorge war immer, dass das Baukindergeld Neubau dort fördert, wo man ihn nicht braucht, auf dem Land, wo es bereits Leerstand gibt. Diese Befürchtungen sind nicht eingetreten.“

Ob das Baukindergeld wirklich dazu beiträgt, mehr Haushalten den Eigentumserwerb zu ermöglichen oder ob nur all jene Haushalte die Förderung mitnehmen, die ohnehin eine Wohnung oder ein Haus gekauft hätten, lasse sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. Noch fehlt es an Analysen, die zeigen, ob sich mehr Haushalte mit unterem oder mittlerem Einkommen Wohneigentum gekauft haben als zuvor.

Im Sommer 2019 hatte das Bundesministerium für Inneres, Bau und Heimat zumindest analysiert, dass 60 Prozent der Empfänger von Baukindergeld ein zu versteuerndes Einkommen unter 40.000 Euro aufweisen.

Der allgemeine Trend bei den Ersterwerberzahlen war in den vergangenen Jahren rückläufig. Analysen des IW Köln zeigen, dass die Zahl der Haushalte, die sich erstmals Wohneigentum kauften, von rund 550.000 im Jahr 2013 unter 400.000 im Jahr 2017.

Kritik an hohen Kosten für die Staatskasse

Dass das Baukindergeld Wohnraum gerade in den angespannten Märkten bezahlbarer macht, bezweifelt indes der Immobilienökonom Tobias Just. Der Zuschuss „erhöht die verfügbaren Einkommen der begünstigten Haushalte und führt so tendenziell zu steigenden Preisen in dem nachgefragten Segment“, sagt der Geschäftsführer der Irebs-Immobilienakademie. Im ländlichen Raum sei dies zwar nicht erheblich. In den Speckgürteln der Städte trage es die Preissteigerung aber in die Fläche. Sollten Bewohner aus den Metropolen ins Umland ziehen, lindere das zumindest ein wenig den Nachfragedruck in den Zentren und den sensitiven Mietwohnungsmarkt.

Kritik übt IW-Ökonom Voigtländer an den hohen Kosten des Baukindergeldes für den Staat. Insgesamt sind rund zehn Milliarden Euro dafür vorgesehen. Zwei Alternative schlägt der Immobilienökonom vor: Zum einen könnten Kreditausfallgarantien des Staates Bürgern ermöglichen, höhere Darlehen aufzunehmen. Zum anderen könnten Nachrangdarlehen Eigenkapital ersetzen. Gerade in den teuren Ballungsgebieten könne dies Schwellenhaushalten helfen, die hohen Eigenkapitalanforderungen – in der Regel 20 Prozent des Kaufpreises – beim Kauf leichter zu erfüllen.

Das Baukindergeld wurde 2018 eingeführt. Familien erhalten vom Staat über zehn Jahre einen Zuschuss von 1200 Euro pro Kind und Jahr. Beantragen können das Baukindergeld alle Haushalte mit einem Kind, deren zu versteuerndes Jahreseinkommen 90.000 Euro nicht übersteigt. Mit jedem weiteren Kind steigt die Einkommensgrenze um 15.000 Euro. Der Zuschuss ist zeitlich befristet. Anträge können nur noch berücksichtigt werden, wenn der Kauf der Immobilie oder die Baugenehmigung für den Neubau bis Ende 2020 erfolgte.