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Sie bauen autonome Containerschiffe – die von Drachensegeln gezogen werden

So ungefähr sollen die CargoKite-Schiffe einmal aussehen.
So ungefähr sollen die CargoKite-Schiffe einmal aussehen.

Von Drachensegeln gezogene, autonome Containerschiffe. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Amelie Binder und Marcus Bischoff sind es, sie sind die Gründer des Münchener Startups Cargokite. Das will nicht weniger, als den weltweiten Containerverkehr auf den Kopf stellen. Und ihn umweltfreundlich machen. Denn die Cargoschiffe fahren nicht mit Schweröl, das im Falle einer Havarie ganze Meeresregionen nachhaltig zerstört. Sondern einzig und allein mit Wind.

Angefangen habe alles während des Schiffsbaustudiums ihres Mitgründers, erzählt Amelie Binder im Gespräch mit Gründerszene. Der habe erfahren, dass sich spezielle Drachensegel, die eigentlich zur Stromgewinnung genutzt werden, unter Umständen auch für den Antrieb von Schiffen eignen könnten – und war von der Idee so fasziniert, dass er sich gleich an die Forschung machte.

„Ich wusste auf jeden Fall, dass ich etwas gründen will“

Die weitere Geschichte erzählt Binder so: Ihrem späteren Mitgründer begegnet sie an der TU München. Sie selbst ist dort, weil sie noch nach einer Geschäftsidee sucht. „Ich wusste auf jeden Fall, dass ich etwas gründen will“, sagt sie heute. Beide tauschen sich aus, Binder findet findet die Idee eines gemeinsamen Startups vielversprechend. „Ich kannte mich damit nicht aus und wusste nicht, ob es funktionieren kann. Aber Marcus hat die Idee einfach sympathisch und faszinierend rüber gebracht.“

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Mit drei anderen interessierten Studenten entwickeln sie die Idee weiter. Am Ende zeigen aber nur Binder und Bischoff das Durchhaltevermögen und den Willen, das Projekt anzugehen – während der Studienzeit arbeiten sie nebenbei daran, in den Semesterferien hängen sie sich voll hinein. Mittlerweile ist es ihr Vollzeitjob, mit Max Perschen und Tim Linnenweber haben sie zudem weitere Mitgründer gefunden, die das Konzept des umweltfreundlichen Frachtschiffs zur Realität machen wollen.

Rumpfdesign zum Patent angemeldet

Und das funktioniert so: Weil es in 100 bis 300 Metern Höhe über dem Meer fast keine Flauten gibt, sollen die Drachensegel immer genug Wind haben, um die Containerschiffe ans Ziel zu bringen. Das Segel solle ein Schiff ziehen können, das mit bis zu 16 der standardisierten Frachtcontainer beladen ist, so Binder. Mehr werde allerdings nicht realistisch sein. Die Drachen selbst entwickelt Cargokite auch nicht selbst, sondern holt sie sich von bestehenden Anbietern. Der Vorteil: So bleiben die Kosten niedrig, sagt Binder. Für ihren eigenen Schiffs-Prototypen haben die Cargokite-Gründer einen Drachenprototypen geliehen bekommen, später wollen sie die Schiffsantriebe zum Beispiel leasen.

Setzen auf Nachhaltigkeit: die Cargokite-Gründer Amelie Binder, Max Perschen, Tim Linnenweber und Marcus Bischoff
Setzen auf Nachhaltigkeit: die Cargokite-Gründer Amelie Binder, Max Perschen, Tim Linnenweber und Marcus Bischoff

Das eigentliche Kernstück der CargoKite-Schiffe ist der Rumpf. Für den haben sich Binder und ihre Mitstreiter etwas besonderes einfallen lassen. Was genau es ist, will die Gründerin aber (noch) nicht öffentlich machen, zu groß sei das Risiko für das junge Startup, vor allem weil derzeit noch die Patentanmeldung läuft. Durch die eigens entwickelte Konstruktion werde der Drachenantrieb erst möglich, weil er im Zusammenspiel mit dem Cargokite-Rumpf effizienter wirken kann.

Im November soll das erste Cargokite-Schiff getestet werden, erst einmal auf einem See in der Nähe von München-Garching, wo das Startup sein Büro hat, dann auf hoher See. Dabei handelt es sich zunächst um einen ersten Prototypen für zwei Personen und mit viel manueller Steuerung. 2022 soll dann die nächste Stufe folgen. Das Schiff für einen Container werde zwar auch noch nicht autonom fahren. Allerdings soll die Steuerungssoftware, die das junge Unternehmen genauso selbst entwickelt hat wie den Routenalgorithmus, dann schon viel übernehmen – nur noch Richtung und Geschwindigkeit muss eingestellt werden.

Bislang ohne Investorengeld gebootstrappt

Finanziert haben Binder, Bischoff, Perschen und Linnenweber ihre Firma bislang ohne Investorengeld. Zum einen gewannen sie mit dem Projekt die European Student Challenge. „Das hat uns 10.000 Euro gebracht und vor allem einen echten Fachmann als Mentor.“ Der heißt Uwe Ahrens und führt selbst ein Kite-Unternehmen für industrielle Anwendungen. Ein Prototypen-Inkubator stellte zudem Kapital für die ersten Gehversuche bereit. „Bis zum Ende des Jahres sind wir durchfinanziert“, sagt Binder. Dann soll es allerdings eine Finanzierungsrunde geben, bis zu 1,5 Millionen Euro will die Gründerin dann von externen Geldgebern aufnehmen. Das wollen die Unternehmerin und ihre drei Mitgründer dann auch in Beschäftigte investieren. Derzeit sind sie etwa auf der Suche nach einem Programmierer.

Wie ein 16-Container-Schiff mit den Ozeanriesen mithalten soll, die man gewöhnlich im Sinn hat, wenn man an Seetransport denkt? Gar nicht. Cargokite soll vielmehr kleinere Routen bedienen. Etwa zwischen Europa und der südamerikanischen Küste. Mit der entsprechenden Logistik könne Cargokite viele solcher Routen bedienen. „Das Geschäft skaliert nicht mit der Größe, sondern mit der Zahl der Schiffe“, sagt Binder. Punkten will Cargokite auch mit den Anschaffungskosten. Zwischen 600.000 und einer Million Euro soll eines der Schiffe kosten – je mehr Cargokite produzieren kann, desto billiger können sie werden. Was aber den größten Unterschied mache: „Unsere operativen Kosten werden bis zu 75 Prozent niedriger sein als bei herkömmlichen Frachtschiffen“, sagt Binder, denn Personal werde auf den autonom fahrenden Schiffen zum Beispiel nicht nötig sein.

Hinzu kommt, dass neue Regularien etwa zur Bepreisung des CO2-Ausstoßes dem jungen Startup in die Karten spielen. Schließlich fahren die Schiffe auf hoher See allein mit Windkraft. Und der Elektromotor für die Hafeneinfahrt wird ebenfalls mit Windkraft aufgeladen. Der soll auch helfen, wenn es mal eine Flaute gibt. „Das werden wir mit guten Wetterdaten und Erfahrung aber verhindern können“, ist sich Binder sicher.