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Batteriehersteller Sonnen will jetzt Solarstrom und E-Autos vermieten

Eine Photovoltaikanlage zu mieten, ist in den USA längst normal – hierzulande hat sich der Trend noch nicht durchgesetzt. Das soll sich jetzt ändern.

Jetzt, wo Solaranlagen immer billiger werden, der Strompreis für den Verbraucher immer teurer und die Zinsen für Investitionen immer niedriger, wittern Solarkonzerne wie Sonnen ihre Chance. Am Donnerstag stellt der bayerische Batteriehersteller aus dem Allgäu sein neuestes Geschäftsmodell vor. Sonnen will jetzt nicht nur Hausspeicher verkaufen, sondern auch Solaranlagen und Elektroautos vermieten.

„Es ist grundsätzlich falsch, sich hinzusetzen und zu sagen, die Politik wird es schon richten. Das wird nicht passieren. So kann jetzt jeder die Energiewende selbst in die Hand nehmen“, sagt Sonnen-Chef und Gründer Christoph Ostermann im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Das neue Konzept des Branchenvorreiters sieht folgendermaßen aus: Solaranlage auf dem Dach, Batteriespeicher im Keller und Netzstrom für den restlichen Stromverbrauch. Dabei soll der Kunde nicht mehr für seine Stromrechnung ausgeben als bisher. „Bei 70 bis 80 Euro im Monat fangen unsere Angebote an“, sagt Ostermann und liegt damit tatsächlich nur knapp über dem Tarif anderer Grünstromanbieter.

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PV-Anlagen zur Miete - ein Modell, das nicht neu ist. Solar-Leasing bieten auch das 2012 gegründete Unternehmen DZ-4 oder das junge Start-Up Enpal aus Berlin an. Auch einige Stadtwerke haben sich schon an dem Konzept versucht. Der große Durchbruch blieb bislang allerdings aus.

Außerdem könnte die potenzielle Konkurrenz in Zukunft noch größer werden: „Auch Konzerne wie Eon haben solche Modelle auf dem Schirm“, warnt Solarexperte Götz Fischbeck von der Beratungsagentur Smart Solar Consulting. Und auch Energiepionier Tesla bietet schon seit ein paar Monaten ein ähnliches Modell in den USA an. Auf dem europäischen Markt will der E-Autoriese als nächstes starten.

„Es gibt Erfolgsgeschichten mit solchen Modellen, wie zum Beispiel SunRun in den USA. Aber in den Staaten kommen auch über 90 Prozent der Anlagen auf US-Privatdächern von Leasing-Anbietern“, erklärt Fischbeck. Der Deutsche sei bislang eher nicht für das Miet-Modell zu begeistern.

Laut einer Umfrage der Online-Plattform Aroundhome unter Hausbesitzern geben 25 Prozent der Befragten an, eine Solaranlage kaufen zu wollen – nur drei Prozent würden dagegen eine mieten. Aber das stört Sonnen-Chef Ostermann nicht. Die Nachfrage von den mehr als 30.000 Kunden aus der so genannten „Sonnen-Community“ nach Komplettlösungen sei groß.

Durch das neue Modell mit dem Namen „Sonnen Now“ könne nun jeder „sein eigenes Klimapaket schnüren“. Und wer möchte, mietet dann auch noch ein E-Auto über „Sonnen Drive“ dazu: „Ab 250 Euro im Monat kann man dann auch ein Auto dazu leasen, Versicherung und Steuer inklusive“, begeistert sich der Chef des Batterieherstellers. Und rechnen würde sich das Modell für Sonnen und für den Kunden von Anfang an.

Die Wette auf den niedrigen Strompreis

Mit den Umständen meint Ostermann vor allem den hohen Strompreis in Deutschland. Der liegt aktuell für Verbraucher bei über 30 Cent pro Kilowattstunde. Seit fast 20 Jahren ist der Strompreis gestiegen – darauf will Ostermann weiterhin wetten. Auch das Vergleichsportal Verivox geht insgesamt von steigenden Strompreisen aus.

Neben dem Anstieg der Umlage für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zeichnen sich aus Sicht des Internetportals auch bei den übrigen Strompreisbestandteilen zumindest im nächsten Jahr Erhöhungen ab. Und solange der Strompreis hoch bleibt, so glaubt Ostermann, habe der Verbraucher ja auch einen Anreiz, günstigere Alternativen zu wählen.

Außerdem seien die Zinsen niedrig und Solarstrom immer günstiger. Dasselbe gilt allerdings auch als Argument für den Kauf einer Solaranlage, zumindest aus Sicht der Verbraucher. Wer es allerdings lieber komfortabel mag, neigt vielleicht trotzdem eher zu einem Abo-Modell. Einen Markt für Solarleasing-Firmen sehen Experten in jedem Fall. Trotzdem ist es für Sonnen ein gewagter Schritt. Immerhin liegt das finanzielle Risiko komplett bei dem Batteriehersteller.

Das kann sich das bayerische Jungunternehmen nur leisten, weil es den Ölmulti Shell im Rücken weiß. Anfang des Jahres kaufte der britisch-niederländische Ölkonzern den Solarspeicherhersteller. Jetzt unterstützt er die Deutschen und ihre ambitionierten Wachstumspläne.

„Wenn wir wirklich was erreichen wollen mit der Energiewende, können wir es uns nicht leisten, auf Hilfe zu verzichten, nur weil sie von einem Ölkonzern kommt“, rechtfertigt Ostermann die ungewöhnliche Partnerschaft. Ohne die Unterstützung von Shell könnte Sonnen wohl kaum in diesem Tempo weitermachen: Schwarze Zahlen hat das Unternehmen aus Wildpoldsried bislang nicht geschrieben.