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Banken zwingen Christo Wiese zum Aktienverkauf

Beim schwankenden Möbelriesen Steinhoff räumen die Banken jetzt auf. Erst musste am 6. Dezember der langjährige Vorstand Markus Jooste gehen. Jetzt haben die Geldinstitute auch den Einfluss des bisherigen Großaktionärs und Aufsichtsratschefs Christo Wiese deutlich beschnitten.

Die Geldhäuser zwangen Wiese am Donnerstag, aus seinem Vermögen rund 100 Millionen Steinhoff-Aktien zu verkaufen, zu einem lächerlichen Kurs von 48 Cent. Damit hat Wiese, der mehrere Milliarden Euro in den Konzern investiert hatte, gerade mal 48 Millionen Euro für das Teilpaket erlöst. Die Aktie war in besseren Zeiten weit über fünf Euro wert. Das nun verkaufte Aktienpaket hatte Wiese bei den Banken als Sicherheit für neue Steinhoff-Kredite genutzt.

Mit der Veräußerung der Anteile zerbrach automatisch der Aktionärspool, den Wiese zur Kontrolle des Unternehmens aufgebaut hatte. Die Stimmrechte des Pools waren unter die entscheidende Schwelle von 30 Prozent gefallen. Wiese selbst hält knapp 23 Prozent der Aktien.

Der Steinhoff-Konzern war mit einem nach eigenen Angaben weltweiten Umsatz von 20 Milliarden Euro Anfang Dezember ins Chaos gestürzt. Er konnte keine bilanzierten Jahreszahlen vorlegen und musste eingestehen, dass Bilanzpositionen in Höhe von bis zu sechs Milliarden Euro anzuzweifeln seien. „Investoren könnten sich auf die Zahlen nicht verlassen“, warnte der Konzern in mehreren Ad-hoc-Mitteilungen. Nach dem Rücktritt von Jooste hatte der 76-jährige Christo Wiese provisorisch selbst die komplette Firmenlenkung übernommen.

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Wiese habe den Rücktritt angeboten, um ein unabhängiges Management zu gewährleisten, teilte der deutsch-südafrikanische Einzelhandelsriese am Donnerstagabend mit. Aufsichtsratsmitglied Heather Sonn werde vorerst seine Aufgaben übernehmen. Allerdings dürfte es auch großen Druck von Seiten der Investoren gegeben haben. Vor allem der südafrikanische staatliche Pensionsfonds PIC störte sich an der Doppelfunktion Wieses. Einige von Wieses Firmen sind zudem eng mit dem Steinhoff-Imperium verflochten.

Das Unternehmen hatte bis zum Rücktritt Joostes stets bestritten, Bilanzen manipuliert zu haben. Von seinen Ad-hoc-Mitteilungen abgesehen, gibt es seither keine Stellungnahmen mehr ab.

Wiese, der als einer der reichsten Afrikaner gilt, hat nach dem schicksalshaften 5. Dezember praktisch über Nacht mehr als drei Milliarden Dollar verloren und ist mit einem Rest-Vermögen von „nur noch“ 742 Millionen Dollar kein Milliardär mehr, errechnete die US-Zeitschrift Forbes. Im März 2017 hatte Forbes Wieses Vermögen noch auf 5,9 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Steinhoff war in den vergangenen 20 Jahren zu einem der weltweit größten Haushaltswaren- und Möbelkonzerne aufgestiegen. Vor zwei Jahren ging das Unternehmen auch an die Frankfurter Börse. Damals war der Tag der Erstnotiz von einer Razzia der Staatsanwaltschaft Oldenburg in mehreren Steinhoff-Büros in Deutschland überschattet. Die Behörde ermittelt bis heute wegen möglicher überhöhter Umsätze und Steuervergehen. In Europa ist der vom Westersteder Unternehmer Bruno Steinhoff gegründete Konzern vor allem als zweitgrößter Möbelhändler nach Ikea bekannt.