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„Banken verkaufen furchtbare Fonds“: Dieses Paar nennt sieben Fragen, die ihr eurem Bankberater stellen solltet, bevor ihr euer Geld dort anlegt

Annemarie und Hendrik Kohake beraten mit ihrem Unternehmen „Familienbörse“ junge Eltern zum Thema Aktien.
Annemarie und Hendrik Kohake beraten mit ihrem Unternehmen „Familienbörse“ junge Eltern zum Thema Aktien.

„Sehr negativ“, antwortet Annemarie Kohake auf die Frage, wie ihre erste Berührung mit der Börse war. „Meine Eltern waren leider bei der Dotcom-Blase im Jahr 2000 dabei“, erzählt die 33-Jährige im Gespräch mit Business Insider. Damals konnten hoch bewertete Internet-Unternehmen die Gewinnerwartungen nicht erfüllen. Es kam zu einer Finanzkatastrophe. Der Markt brach ein. Unerfahrene Kleinanleger verkauften in Panik, hohe Summen verpufften. Auch Kohakes Eltern waren zum „großen Teil“ investiert, was "mächtig daneben" gegangen sei. Rund 80.000 Euro hat die Familie verloren. Die Fonds, in die sie investiert hatten, wurden sogar aufgelöst.

„Das lag vor allem daran, weil meine Eltern auf Bankberater gehört und nicht verstanden haben, worin sie investieren“, sagt die 33-Jährige. Das sei ein "großer Fehler". Der Verlust wurde in der Familie heftig diskutiert. Kohake war damals zwölf Jahre alt – doch heute hat sie daraus gelernt.

„Keiner kümmert sich um dein Geld so gut wie du selbst“

„Heute ist mir klar, dass ich mit meinem Partner zusammen über das Thema Geld rede“, sagt die zweifache Mutter. Mit ihrem Ehemann Hendrik treffe sie die finanziellen Entscheidungen zusammen und beide stünden dahinter: „Wir beschäftigen uns mit unseren eigenen Finanzen und nehmen sie auch selbst in die Hand.“

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Zudem investiere sie in nichts, was sie selbst nicht verstehe. „Denn wenn ich verstehe, was das Unternehmen macht, kann ich auch Medienberichte dazu besser einordnen und bin von keinem anderen abhängig.“ Kohake ist sich sicher: „Keiner kümmert sich um dein Geld so gut, wie du selbst.“

Seit knapp fünf Jahren beschäftigen sich Annemarie Kohake und Ehemann Hendrik „sehr intensiv“ mit dem Thema Aktien und besuchen Weiterbildungen und Börsen-Seminare, wie sie erzählen. Vor fast zwei Jahren gründeten sie das Unternehmen „Familienbörse“ mit dem Ziel, jungen Familien bei dem Einstieg an der Börse zu unterstützen. Davor war der 38-jährige Hendrik Kohake mehrere Jahre bei BASF Vertriebsingenieur, heute arbeitet er in Teilzeit bei einem Kunststoffhersteller. Annemarie, eine ausgebildete Sozialpädagogin, ist aktuell in Elternzeit. Die beiden sind Eltern von zwei Jungs, die 2,5 Jahre und drei Monate alt sind.

Mit ihrem Unternehmen beraten die beiden aktuell nahezu in Vollzeit andere Eltern, vor allem im Alter zwischen 25 und 40 Jahren, bei dem Einstieg in die Welt der Börse und Aktien.

„Der Gang zur Bank macht keinen Sinn“

Ein Punkt, der den beiden immer wieder auffällt: der Umgang mit den Bankberatern. „Viele verstehen immer noch nicht, dass der Gang zur Bank oder Sparkasse keinen Sinn für die Geldanlage macht“, sagt Hendrik Kohake.

Die zweifache Mutter ergänzt, dass sie es gut finde, sich andere Meinungen dazu anzuhören, das stärke das Bewusstsein, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Doch wenn man zum Bankberater geht, muss man sich fragen: Möchte er mein Wohl oder möchte er sein Wohl?“, sagt Annemarie Kohake. Denn der Bankberater verkaufe nur Produkte. „Da muss ich drauf achten, ob er es grade für sich macht oder für mich.“

Auch Sandra Klug, Finanzexpertin von der Verbraucherzentrale Hamburg, warnt davor, „unreflektiert“ Verträge bei der Bank abzuschließen. „Banken beraten nicht, sie verkaufen“, sagte Klug im Gespräch mit Business Insider. Dass es sich um Verkaufsgespräche und nicht um Beratungsgespräche handelt, sei „den Menschen gar nicht klar“. Klug glaubt, dass junge Menschen in die Lage versetzt werden müssen, mit „gesunder Skepsis Fragen zu stellen“. Aber sie würden „oftmals gar nicht wissen, welche Fragen sie stellen müssen“, erklärt die Expertin.

Um Kunden vor Bankberatern zu sensibilisieren, haben die Kohakes sich sieben Fragen überlegt, die man einem Bankberater stellen sollte.

Banken verkaufen, „ohne schlechtes Gewissen“ zu haben

Da die meisten Kunden in Fonds investieren, solltet ihr den Bankberater als Erstes immer fragen: Ist das Bankprodukt nach Abzug aller Kosten besser als Produkte des weltweiten Aktienmarktes, wie der MSCI All Country World Index? Dieser ETF investiert in rund 3000 Unternehmen und deckt somit rund 85 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung ab. Kohake hätte noch nie ein Bankprodukt gesehen, bei dem das der Fall gewesen sei. Das liege vor allem an den hohen Gebühren der Bank-Fonds.

„Was ich gesehen habe bei den Fonds der Bank-Kunden war echt gruselig“, sagt Kohake. Die beiden hätten einen Kunden gehabt, der von 2011 bis 2020 in einen Fonds investiert habe. Dieser Fonds soll in diesem Zeitraum minus 15 Prozent gemacht haben, während in der gleichen Zeit der Aktienmarkt über 200 Prozent gestiegen ist. „Die Banken verkaufen Kunden furchtbare Fonds, ohne scheinbar ein schlechtes Gewissen zu haben“, meint Kohake. „Und das stört uns gewaltig.“

Nutzt der Bankberater auch sein eigenes Produkt?

Als Zweites solltet ihr den Bankberater fragen, ob er finanziell frei sei. „Wenn ich finanziell frei sein will, dann gehe ich doch zu jemandem, der das schon erreicht hat und nicht zu einem Bankberater, der es selber nicht geschafft hat“, sagt die ehemalige Sozialpädagogin.

Anschließend sollt ihr nach den genauen Kosten des Bankprodukts nachfragen und euch diese im Detail erklären lassen. Dann solltet ihr schauen, ob sich der Bankberater nach eurer Situation erkundigt, bevor er ein Produkt anbietet. Zeigt er Interesse am Kunden oder will er schnell ein Produkt verkaufen?

Nennt daraufhin einen konkreten Betrag, den ihr monatlich investieren wollt und lasst euch dann zeigen, welche Produkte der Banker auswählt. Danach sollt ihr fragen, ob er oder sie dieses Produkt auch selbst nutzt.

Abschließend solltet ihr „unbedingt“ danach fragen, wie hoch die Ausgabeaufschläge des Produkts sind. Der Ausgabeaufschlag ist eine einmalige Gebühr, die beim Erwerb von Fondsanteilen anfällt. Wenn ihr 10.000 Euro anlegen möchtet und dabei fünf Prozent Ausgabeaufschlag zahlen müsst, dann sind 500 Euro direkt weg, ohne dass ihr was davon habt. „Das Geld könnt ihr besser in Bildung investieren“, sagt Hendrik Kohake. Vor allem in eure eigene Finanz-Bildung, sodass ihr beim nächsten Mal noch besser vorbereitet zu einem Gespräch gehen könnt.