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Wie Banken zu Tech-Unternehmen werden – oder auch nicht

Wohin steuert der Bitcoin, und mit ihm die vielen anderen Kryptowährungen? Einschätzungen, Hintergründe und Anekdoten gibt es immer freitags von den Handelsblatt-Redakteuren Astrid Dörner, Felix Holtermann und Frank Wiebe in unserer neuen Krypto-Kolumne „Coin & Co.“. Heute Teil 16: Banken als Tech-Konzerne

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Blockchain als neue Software Banken vor eine große Herausforderung stellt. Ein weiterer Beweis dafür, wie technologischer Fortschritt das Bankgeschäft nachhaltig verändert. Als wäre es damit nicht genug, folgt zugleich das komplizierte und sensible Thema der Kryptowährungen.

Anfangs waren Banken skeptisch gegenüber Bitcoin & Co. Aber weil sich viele Kunden dafür interessieren und man damit Geld verdienen kann, wächst die Versuchung, sich auf dieses Geschäft einzulassen.

Hinzu kommen noch weitere Bereiche wie die automatisierte Vermögensverwaltung. Oder Chatboxes, also Maschinen, die wie Menschen sprechen können. Google hat gerade eindrucksvoll vorgeführt, wie ein Automat einen Termin beim Friseur und im Restaurant telefonisch vereinbaren kann und dabei so natürlich klingt, dass man ihn kaum von einem Menschen unterscheiden kann. Das ist auch für Banken interessant, als erste Front im Telefonkontakt.

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Banken werden daher immer mehr zu Tech-Unternehmen – eine These, die ich selber schon häufig vertreten habe. Fehlentscheidungen oder unterlassene Investitionen können hier extrem teuer werden. Die Vielzahl von Kooperationen mit reinen Tech-Unternehmen und die große Anzahl von Software-Experten in den eigenen Reihen beweist: Dieser Bereich ist von hoher Bedeutung.

Dennoch stellt dieser Trend die Geldhäuser vor schwierige Fragen: Welchen Stellenwert räumen sie der Technik ein? Wollen sie wirklich Konzerne werden, die Technik als eigenen Erfolgsfaktor ansehen? Oder versuchen sie, die Technik so zu organisieren, dass sie sich möglichst aufs eigentliche Bankgeschäft konzentrieren können, um dort ihren Vorsprung vor der Konkurrenz zu suchen?

Das alte, mittlerweile veraltete Modell, war recht simpel. Technik wurde überwiegend im eigenen Haus entwickelt. Sie galt als Eigentum des Betriebs, das man mit niemandem teilt. Zugleich wurde ihre Komplexität häufig unterschätzt. Das sieht man an Bankenfusionen: Bei der Verschmelzung der zum Teil unsystematisch gewachsenen Plattformen kam es regelmäßig zu unübersehbaren Problemen.

Das radikale Gegenmodell würde bedeuten, Technik entweder zuzukaufen oder sie gemeinsam zu entwickeln, um günstiger wegzukommen. Gemeinsam entwickeln heißt heute oft „open source“, also Software veröffentlichen, an der auch andere weiterarbeiten können.

In diesem Fall lässt sich in diesem Kontext kein Vorsprung mehr erreichen. Doch man ist schneller, flexibler, günstiger – und kann sich, wenn alles gut geht, wieder aufs eigentliche Banking konzentrieren. Sollte sich dieser Trend durchsetzen, dann wären Banken eben keine Technik-Unternehmen mehr, weil sie die Technik nicht wirklich als Wettbewerbsfaktor einsetzen.

In der Praxis herrscht bei vielen Geldhäusern zurzeit Experimentierfreudigkeit. Das gilt allen voran beim Thema Blockchain: Sie kaufen zu oder beteiligen sich an neuen Unternehmen, gehen Kooperationen ein, entwickeln auch selbst.

JP Morgan etwa hat mit Quorum ein eigenes Blockchain-Modell entwickelt, denkt jedoch offenbar darüber nach, es auszulagern, wie die Webseite Coin-Desk schreibt. Ist Technik für JP Morgan also nicht wettbewerbsentscheidend? Es ist möglich, dass die Bank mit der Auslagerung auf Probleme stößt: Wenn sich das Projekt nämlich verselbstständigt und Kunden gewinnt, braucht es eine Kundenbetreuung. Dann wäre JP Morgan plötzlich Konzernmutter eines echten Technik-Konzerns – sofern Quorum nicht gleich verkauft wird.

Es bleibt abzuwarten, ob die Banken für solche Fälle digitale Börsengänge, sogenannte ICOs (Initial Coin Offerings), als Weg der Auslagerung entdecken. Sie könnten sich ihre bisherige Entwicklungsarbeit entlohnen lassen und gleichzeitig Nutzungs- und Mitbestimmungsrechte gewähren. Welche grundsätzliche Strategie sie auch wählen: Technischer Fortschritt bleibt ein extrem spannendes Thema für den Bankensektor.