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Banken drehen an der Gebührenschraube

Bisher waren Papier-Überweisungen kostenlos. Doch diese Zeiten sind - zumindest bei der Postbank - bald vorbei. Foto: Jens Büttner

Mini-Zinsen nagen nicht nur an den Sparguthaben der Verbraucher, sie machen auch den Kreditinstituten zu schaffen. Die Folge: Geldhäuser treten auf die Kostenbremse. Für manchen bisher kostenlosen Service müssen Kunden nun zahlen.

Strafzinsen auf Guthaben von Großkunden oder Extra-Gebühren für Papier-Überweisungen: Angesichts der Mini-Zinsen im Euroraum werden Kreditinstitute immer kreativer, um mit ihren Kunden Geld zu verdienen. Jüngstes Beispiel ist die Postbank, die ab 1. April von Kunden, die Papierbelege einreichen, prinzipiell 99 Cent pro Überweisung verlangen will.

Die Deutsche-Bank-Tochter begründet den Schritt mit den hohen Kosten, die mit der Abwicklung der Papierbelege verbunden seien. «Wir konnten das über Jahre kostenlos anbieten, weil wir mit dem Geld auf den Konten arbeiten konnten. Wegen der niedrigen Zinsen geht das jetzt aber nicht mehr», erklärt ein Firmensprecher. Im Einzelfall will sich das Institut kulant zeigen.

«Wenn sich eine 85-jährige Kundin beschwert, die 20 Kilometer vom nächsten Serviceterminal entfernt wohnt und kein Online-Banking betreiben kann, schauen wir, ob wir eine Kulanzentscheidung treffen können», sagt Postbank-Sprecher Ralf Palm dem «Mannheimer Morgen». Online-Überweisungen, Telefon-Banking und die an den Terminals in den Filialen abgewickelten Geschäfte sind weiter kostenlos.

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Auch andere Geldinstitute drehen an der Gebührenschraube. So erhöhten zum Jahreswechsel zum Beispiel die Sparkassen Gladbeck und Bottrop erstmals seit gut einem Jahrzehnt ihre Girokonto-Gebühren. In Bottrop verteuerte sich das Konto-Pauschalangebot nach einer Bankmitteilung von sechs auf sieben Euro im Monat. In Gladbeck erhöhten sich die monatlichen Kosten für das Privat-Girokonto einem Sprecher zufolge von 2,68 Euro auf 4 Euro.

«Die Kreditinstitute verdienen wegen der Niedrigzinsen derzeit mit Guthaben auf Girokonten kein Geld», sagt Max Herbst von der Finanzberatung FMH. Die Folge: Die Geldhäuser erhöhten in kleinen Schritten die Gebühren an den verschiedensten Stellen.

Die FMH Finanzberatung beobachtet 80 Konten regelmäßig, 50 davon sind ohne Kontoführungsgebühr, davon aber nur zehn wirklich kostenfrei. «Bei allen anderen gibt es irgendwo Einschränkungen, zum Beispiel eine umsatzhängige Kreditkartengebühr», sagt Herbst.

Früher hätten Banken und Sparkassen mit günstigen oder gar kostenlosen Girokonten gelockt, um den Kunden in einem zweiten Schritt dann Darlehen oder Kapitalanlagen verkaufen zu können, urteilt Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. «Doch jetzt, wo diese Geschäftsfelder immer weniger Geld in die Kasse spülen, besinnen sich die Banken darauf, dass auch mit dem Girokonto selbst Geld zu verdienen ist.»

Rückendeckung erhalten die Geldhäuser dabei von höchster Stelle. Die scheidende Chefin der Finanzaufsicht Bafin, Elke König, riet den Instituten kürzlich, für ihre Dienstleistungen angemessene Preise zu verlangen: «Über Girokonten, Depots oder Kreditkarten zum Nulltarif mögen sich die Kunden freuen, wirtschaftlicher Logik entsprechen sie nicht.»

Wenn die Postbank nun das Thema Papierüberweisungen ins Visier nimmt, ergibt das aus ihrer Sicht also durchaus Sinn. Der Trend geht ohnehin in Richtung Online-Banking. Nach jüngsten Zahlen der Bundesbank wurden 2013 von 6,3 Milliarden Überweisungen nur noch 816 Millionen schriftlich eingereicht. Etwa 5,5 Milliarden Transaktionen waren beleglos, darunter 2,7 Milliarden online.

Mit zunehmenden Alter sinkt allerdings der Anteil der Verbraucher, die Online-Banking nutzen. Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes BdB wickeln 78 Prozent der 30- bis 39-Jährigen ihre Bankgeschäfte über das Internet ab, bei den 70-Jährigen und Älteren sind es dagegen nur 22 Prozent.

Bislang waren kostengerechte Preise bei Girokonten wegen des harten Wettbewerbs hierzulande häufig nicht durchsetzbar. Doch könnte sich dies nun ändern, glaubt Verbraucherschützer Feck. Die Gebühren für Überweisungen mit Papierbelegen müssten da nicht das letzte Wort sein. Denkbar seien auch Gebühren etwa für Bareinzahlungen auf das eigene Konto oder Benachrichtigungsentgelte bei geplatzten Lastschriften.

«Das ist im Einzelfall wenig, aber die Masse macht es», meint der Verbraucherschützer. Der Kunde könne sich gegen eine schleichende Verteuerung seines Girokontos eigentlich nur auf eine Art wehren: «Er kann mit den Füßen abstimmen und sich eine andere Bank suchen.»

Studie BdB zu Online-Banking

Bundesbank-Statistik zum Zahlungsverkehr

Infos der Stiftung Warentest

Was tun gegen Gebühren für Papierbelege?

Geldinstitute lassen sich ihre Dienstleistungen häufig bezahlen. Ärgerlich ist es, wenn ein ursprünglich kostenloses Angebot plötzlich mit Gebühren belegt wird. «Eine rechtliche Handhabe gegen diese Gebühren haben Kunden nicht», sagt Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Geldinstitute haben laut Feck grundsätzlich die Möglichkeit, solche Gebühren einzuführen. Die Bank muss einen solchen Schritt aber zwei Monate im Voraus ankündigen und Kunden auf ihr Kündigungsrecht hinweisen. Auch dass ein Schweigen der Kunden bedeuten kann, dass sie einer solchen Regelung zustimmen, müsse mitgeteilt werden. «All das ist in diesem Fall geschehen», erklärt Feck. «Es bleibt Ihnen im Zweifel also nur, die Bank zu wechseln.»

Etwas anders bewertet die Stiftung Warentest das Vorgehen der Postbank. Auf ihrer Homepage empfehlen die Experten Kunden, die ihr Konto nicht aufgeben wollen, sich eine Rückforderung offenzuhalten. Dies sollten Kunden schriftlich bei dem Geldinstitut anmelden. Einen Musterbrief stellen die Warentester auf ihrer Internetseite «Gelanlage und Banken» bereit. Entscheiden Gerichte später, dass die Gebühr rechtswidrig ist, können Betroffene eine Erstattung verlangen. Hierzu sollten sie entsprechende Belege aufbewahren.