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Die Bahn kassiert bei Lokherstellern ab

Millionenstrafe für Bombardier - Die Bahn kassiert bei Lokherstellern ab

Die Bahnindustrie muss erneut für Versäumnisse und Fehler bluten. Diesmal ist es der kanadische Schienenfahrzeugkonzern Bombardier, der einen „zweistelligen Millionenbetrag“ an die Deutsche Bahn zahlen wird. Grund sind die mit fast zwei Jahren Verspätung ausgelieferten Doppelstock-Intercitys, die seit dem vergangenen Winter endlich zum Einsatz kommen und den veralteten Fahrzeugpark der IC-Flotte nach und nach ersetzen sollen.

Auch Siemens kamen verspätete Lieferungen schon teuer zu stehen. Der Münchener Konzern lieferte einen kompletten ICE-Zug der dritten Generation umsonst. Die Bahn hatte 16 Einheiten bestellt, die auch im westlichen Ausland hätten fahren sollen. Die Züge kamen ebenfalls mit etwa zwei Jahren Verspätung und lösten einen heftigen öffentlich ausgetragenen Streit zwischen Bahn und Siemens aus. Der Staatskonzern machte seinen Lieferanten dafür verantwortlich, dass Züge ausfielen weil die Flotte nicht wie geplant aufgestockt werden konnte. Ein Zug dieser Generation hat einen Wert von etwa 30 Millionen Euro.

Der jetzt beigelegte Streit bezieht sich auf eine Bestellung der Bahn bei Bombardier aus dem Jahr 2010 über 569 Doppelstockwagen des Typs „Dosto 2010“ und 132 Lokomotiven für insgesamt 1,75 Milliarden Euro. Die Züge werden seit Dezember vergangenen Jahres ausgeliefert, teils über zwei Jahre später als vertraglich vereinbart. Bis jetzt sind rund 180 Wagen aus der Serie im Einsatz.

Bombardier trifft es nun zum zweiten Mal. Bereits vor anderthalb Jahren musste das Unternehmen mit Sitz der Transportation-Sparte in Berlin mehrere hundert Millionen Euro zahlen wegen Versäumnisse in der Vergangenheit. Der Streit mit dem Kunden Deutsche Bahn ging um insgesamt neun verschiedene Fahrzeugbaureihen und mehr als 1500 Züge.

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Die Liste der Regressansprüche der Bahn war lang und reichte von Funktionsstörungen, Lieferzögerungen bis zum Totalausfall ganzer Baureihen. Bombardier bezeichnete damals die Vereinbarung mit der Deutschen Bahn als einen der komplexesten Vergleiche, die es in der Investitionsgüterindustrie je gegeben habe.

Bombardier ist einer der größten Auftragnehmer der Bahn und liefert Lokomotiven, S-Bahnen, Regionalzüge und Fernzüge. Der Konzern ist jetzt auch an der Lieferung des neuen ICE 4 beteiligt – dem größten Auftrag, den die Bahn je rausgegeben hat. Das Gesamtvolumen umfasst bis zu dreihundert neuer ICE-Züge. Die ersten 130 Einheiten kosten 5,3 Milliarden Euro, Siemens ist der Hauptauftragnehmer.

KONTEXT

Die Baustellen der Bahn

Fernverkehr

Erst vor wenigen Tagen hat die Bahn den neuen ICE 4 vorgestellt - und sich im Fernverkehr Einiges vorgenommen. Um 25 Prozent soll das Angebot bis 2030 ausgebaut, fünfzig Millionen neue Fahrgäste gewonnen werden. Tatsächlich schafft es die Bahn mit ihrer Preisoffensive, etwa mit den 19-Euro-Tickets, mehr Fahrgäste in die Züge zu locken. Aber die Rendite leidet.

Güterverkehr

Der Güterverkehr der Bahn ist ein Sanierungsfall. Zwar verbesserte sich das Ergebnis von DB Cargo im ersten Halbjahr 2016, aber die Sparte ist defizitär - und das schon seit Jahren. Zwischen 2007 und 2015 stagnierte die Verkehrsleistung, und das in einer boomenden Wirtschaft. Private Anbieter, auch auf der Straße, machen der Bahn zunehmend Konkurrenz.

Pünktlichkeit

174,63 Millionen Minuten haben die Personen- und Güterzüge der Bahn 2015 an Verspätungen eingefahren. Hauptursache ist die wachsende Zahl von Baustellen. Zwar schneidet die Bahn im ersten Halbjahr 2016 besser ab. Aber: Das Bemühen um pünktliche Züge ist laut Bahnchef Grube "mit großen Kraftanstrengungen verbunden".

Infrastruktur

Die Bahn investiert viel Geld in die Infrastruktur: Gut 5,2 Milliarden Euro flossen 2015 etwa in die Instandhaltung von Schienenwegen und Brücken. Doch es hapert bei der Koordinierung der vielen Baustellen. Und so verursacht die von Konzernchef Grube gefeierte "größte Modernisierungsoffensive in der Bahn-Geschichte" vor allem eines: Verspätungen.

Privatisierung

Die Bahn braucht Geld, um den Schuldenanstieg zu bremsen. Geplant war deshalb ein Verkauf von maximal 40 Prozent der britischen Tochter Arriva und des Transport- und Logistikkonzerns DB Schenker. Arriva sollte im zweiten Quartal 2017 an der Londoner Börse starten, Schenker danach in Frankfurt. Doch die Pläne sind jetzt vom Tisch.

Stuttgart 21

Bahnchef Grube feierte kürzlich die Grundsteinlegung für den Stuttgarter Tiefbahnhof, aber das Großprojekt bleibt umstritten. Beim Volksentscheid 2011 war noch von 4,5 Milliarden Euro Kosten die Rede. Der Bundesrechnungshof hält nun offenbar zehn Milliarden Euro für möglich, Grube selbst spricht von 6,5 Milliarden Euro.