Gewinnwarnung: Deutsche Bahn senkt Ergebnisziel für 2020 massiv
Konzernchef Richard Lutz stimmt den Bund auf eine sinkende Rendite ein. Pünktlichkeit und Qualität werden aber erst in späteren Jahren steigen.
Die Deutsche Bahn läutet nach Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz einen „Paradigmenwechsel“ ein. Zusätzliche Investitionen in Pünktlichkeit und Qualität haben allerdings ihren Preis. Die Rendite des Staatskonzerns, jahrelang ein wichtiger Erfolgsmaßstab, schmilzt ab und wird auch in Zukunft nicht mehr die entscheidende Rolle spielen. Für 2020 rechnet Lutz nur noch mit einem Gewinn (Ebit) von 1,3 Milliarden Euro.
In diesem Jahr dürfte der Schienenkonzern das Ergebnis nur bei 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro halten, sagte Lutz in Berlin. Zuletzt war das Ziel ausgegeben worden, den Gewinn wieder über zwei Milliarden zu heben.
Die Bahn wolle aber massiv in Züge, Betriebswerke und die Infrastruktur investieren. Das gehe zulasten des Gewinns, räumte der Bahnchef ein. „Kunden und Qualität“ stünden nun im Vordergrund, sagte Lutz. Der Umbau werde einige Jahre dauern. Lutz sieht aber Rückendeckung durch die Bundesregierung, die in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich mehr Verkehr auf der Schiene statt Gewinnstreben fordert.
Die Bahn wolle auf jeden Fall eine Verschuldungsgrenze von rund 25 Milliarden Euro einhalten, versicherte Lutz. Weil der Verkauf der Auslandstochter Arriva nicht geklappt hat und im Streit darüber Finanzchef Alexander Doll gehen musste, konzentriert sich die Bahn nun auf den Börsengang von Arriva. Schrittweise solle die britische Firma nun in Amsterdam an die Börse gehen, sagte Lutz. Der Prozess solle auf drei Jahre gestreckt werden.
Die konkreten Pläne für einen Arriva-Börsengang sind nach Informationen aus dem Konzern und dem Aufsichtsrat offenbar noch nicht mit dem Kontrollgremium besprochen. „Wir kennen das Konzept noch nicht und es wird im Dezember auch noch nicht beschlossen“, sagten Aufsichtsräte am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.
Bahn setzt stärker auf Hybridanleihen
Es sei zwar richtig, dass ab dem zweiten Quartal ein Börsengang der britischen Nahverkehrstochter grundsätzlich möglich sei. Es müsse aber sicher gestellt werden, dass die Erlöse mindestens dem Buchwert entsprechen. Geprüft werden müssten zudem die Auswirkungen eines Brexit.
Konzernvertreter sagten, die Pläne von Bahn-Chef Richard Lutz für einen Börsengang von Arriva ab Mai würde dem Gremium vorgestellt. In einem ersten Schritt könnte etwa ein Viertel von Arriva an die Börse in Amsterdam gebracht werden. Wie schnell die weiteren Anteile platziert würden, hänge vom Marktumfeld ab.
Die fehlenden Einnahmen sollen durch weitere Hybridanleihen gedeckt werden. Damit hatte die Bahn bereits im November zwei Milliarden Euro eingenommen, im kommenden Jahr sollen weitere 2,5 bis drei Milliarden Euro mit Hybridfinanzierungen kassiert werden.
Diese nachrangigen Anleihen enthalten sowohl Eigen- als auch Fremdkapital und haben den Vorteil, dass sie wegen der besonderen Verzinsung (meist über dem Zins normaler Anleihen) und oft sehr langen Laufzeiten teilweise als Eigenkapital gelten, da sie dem Unternehmen entsprechend lange zur Verfügung stehen.
Größtes Sorgenkind bleibt vorerst die Güterverkehrstochter DB Cargo. Deren Verluste werden in diesem Jahr auf 290 Millionen Euro anwachsen. Als neue Chefin der Sparte ist Sigrid Nikutta, die Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsgesellschaft BVG, ab Januar verantwortlich. Sie wird einen scharfen Sanierungsprozess einleiten müssen. Bahnchef Lutz hofft, dass die Cargobahn in sechs Jahren zumindest keine Verluste mehr einfahren wird.
Mit Agenturmaterial
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