Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.301,90
    -274,60 (-1,48%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.738,06
    -77,09 (-1,60%)
     
  • Dow Jones 30

    40.345,41
    -410,34 (-1,01%)
     
  • Gold

    2.526,80
    -16,30 (-0,64%)
     
  • EUR/USD

    1,1089
    -0,0023 (-0,21%)
     
  • Bitcoin EUR

    48.557,00
    -796,71 (-1,61%)
     
  • XRP EUR

    0,47
    -0,01 (-1,66%)
     
  • Öl (Brent)

    68,16
    -0,99 (-1,43%)
     
  • MDAX

    25.046,52
    -311,45 (-1,23%)
     
  • TecDAX

    3.225,77
    -43,39 (-1,33%)
     
  • SDAX

    13.341,04
    -299,38 (-2,19%)
     
  • Nikkei 225

    36.391,47
    -265,62 (-0,72%)
     
  • FTSE 100

    8.181,47
    -60,24 (-0,73%)
     
  • CAC 40

    7.352,30
    -79,66 (-1,07%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.690,83
    -436,83 (-2,55%)
     

Die Bafin zeigt den Fintechs die Zähne: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Verena Sepp über Schein und Sein. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Bafin kämpferisch

Post von der Bafin ist für Fintechs inzwischen selten ein Grund zur Freude. Zuletzt trudelte ein Verdikt, das man früher blauen Brief genannt hätte, bei der Fintech-Bank Solaris ein. Von unzureichenden Kontrollen und mangelhaftem Risikomanagement war die Rede, Eingriffe in das Geschäft drohten. Solaris konnte rechtzeitig gegensteuern und Maßnahmen setzen, die letztlich die drohende Anordnung abwenden konnten. Doch es dürfte klargeworden sein: Nach der Wirecard-Blamage und unter ihrem neuen Präsidenten fährt die Aufsicht eine neue, härtere Gangart.

Eingeschossen hat sich die Bafin vor allem auf Fintechs, jene Firmen, die mithilfe neuer Technologien das traditionelle Finanzwesen herausfordern. Rund ein Dutzend Sanktionen wurden im vergangenen Jahr verhängt. Oft geht es dabei um das Tempo der Kundenakquise — für die Fintechs ein Zeichen des Wachstums, für die Bafin immer auch ein potenzielles Geldwäscherisiko.

Die Reaktionen sind erwartbar gemischt. Einige Fintech-Manager beklagen hinter vorgehaltener Hand, dass die Beamten nichts von ihrem Geschäft verstünden und die aufstrebende Branche abzuwürgen drohten.

“Eine wirkliche Bewertung der Kursänderung bei der Bafin können wir erst in drei, vier Jahren vornehmen”, sagt Gerhard Schick, Vorstand der kritischen Lobby Finanzwende. Ein Test werde sein, ob es der Bafin gelingt, den nächsten Wirecard-Skandal zu verhindern.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin und Boris Groendahl: Markt überwiegend heiter, AT1 Eins A, unbekanntes Wesen Inflation, soll der Winter nur kommen, und vorher Milliardär - nachher Milliardär.

Markt überwiegend heiter

Merck-KGaA-Aktionäre konnten sich heute über einen Kursanstieg um bis zu 4,6% freuen, nachdem das Biotech-Unternehmen im dritten Quartal beim Gewinn die durchschnittliche Analystenschätzung schlagen konnte. Deutz schossen um bis zu 8,3% empor, nachdem der Kölner Motorenhersteller seine Prognose angehoben und Ergebnisse vorgelegt hatte, die laut Warburg eine “solide” Gewinnentwicklung zeigen. Ebenfalls über den Konsenserwartungen lag das organische Umsatzwachstum bei Henkel, die um bis zu 3% zulegten. Analysten hoben die Performance im Bereich der Verbrauchermarken hervor. Für gute Stimmung abseits der Quartalsberichte sorgte ein Bericht des Handelsblatts über eine Einigung der Ampelkoalition auf ein Strompreis-Hilfspaket für die Industrie. Die Chemiewerte BASF, Wacker Chemie und Lanxess legten daraufhin zu. Gegen den breiten Markttrend fielen Hannover Rück um bis zu 4,9%, nachdem der Rückversicherer die Erwartungen für das operative Ergebnis im dritten Quartal verfehlt hatte. Auch die Aktien des Hauptaktionärs Talanx fielen, um bis zu 3,7%.

AT1 Eins A

Erinnern Sie sich noch, wie die Schweizer Bankenaufsicht im März bei der Credit Suisse 16 Milliarden Franken an verlustabsorbierenden Nachranganleihen mit einem Federstrich auf Null setzte? Und wie danach von verständlicherweise erbosten Bondinvestoren erklärt wurde, dass Schweizer Banken nun nie wieder solche Anleihen — auch bekannt unter dem sympathischen Kürzel AT1 — an den Markt bringen können würden? Nun, nach einer Schamfrist von acht Monaten hat die nunmehrige Credit-Suisse-Mutter UBS genau dies getan und Investoren eingeladen, ihr Geld in eine nagelneue AT1-Anleihe zu stecken. Dreieinhalb Milliarden Dollar waren aufgerufen, über 36 Milliarden Dollar kamen. Selbst Investoren, die mit der Credit Suisse-Anleihe Geld verloren hatten, zückten die Geldbörse. Kein Wunder, dass Bankchef Sergio Ermotti sich im Interview auf dem Bloomberg New Economy Forum in Singapur über das wiedergewonnene Vertrauen freute. Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass die damalige Abschreibung zusammen mit anderen Elementen der staatlich eingefädelten Rettung letztlich gerade der Finanzkraft der UBS zugute kam.

Unbekanntes Wesen Inflation

Die Welt steht laut Hedgefonds-Multimilliardär Ken Griffin womöglich vor Jahrzehnten einer höheren Basisinflation, verursacht durch Deglobalisierung aufgrund anhaltender Spannungen. “Die Friedensdividende ist eindeutig am Ende”, so Griffin auf dem Bloomberg New Economy Forum in Singapur mit Blick auf die aktuellen Kriege. Höhere Nominal- und Realzinsen seien die mögliche Folge — mit Auswirkungen auch auf die Finanzierbarkeit des US-Staatsdefizits. In der Eurozone ist der geldpolitische Straffungszyklus nach Ansicht des französischen Notenbankchefs zu Ende, sofern es nicht zu neuen Schocks kommt. Die Inflationsrate habe sich innerhalb eines Jahres gedrittelt, und trotz einiger Schwankungen sei der Trend “eindeutig abwärts gerichtet”, so François Villeroy de Galhau. Kein Inflationsproblem hat derzeit China, ganz im Gegenteil hat sich dort im Oktober der Deflationsdruck verschärft. Die Inflationsrate ist mit -0,2% wieder unter die Nulllinie gefallen und der Rückgang der Erzeugerpreise hat sich beschleunigt. Im August hatte die Zentralbank noch erwartet, dass es mit den Preisen wieder nach oben geht. Nun wird sie wohl lockern müssen.

Soll der Winter nur kommen

Im Vorfeld des für das Wochenende erwarteten Kälteeinbruchs im Nordwesten Europas sind die Erdgaspreise in der Region leicht gestiegen. Niederländische und britische Day-Ahead-Kontrakte erreichten gestern den höchsten Stand seit mehr als einer Woche. Maxar zufolge werden die Temperaturen in den nächsten Tagen von Großbritannien bis Frankreich und Italien unter die jahreszeitlich üblichen Werte fallen. Einige Länder entnehmen bereits etwas Gas aus den Wintervorräten. Die deutschen Erdgasspeicher waren in der Woche bis zum 7. November wie auch in der vorherigen Woche zu 100% gefüllt. Im 5-Jahres-Durchschnitt waren es um diese Zeit 91%. Am 6. November dümpelten laut Bloomberg-Berechnungen rund 2,4 Millionen Tonnen Flüssiggas auf den Weltmeeren herum — ein Rekord. In den vergangenen fünf Jahren waren es durchschnittlich 1,4 Millionen. Etwa 25% davon, oder 8 Ladungen, befinden sich im europäischen Raum. Öl ist gestern auf ein Dreimonatstief unter 80 Dollar je Barrel zurückgefallen — auch wegen Wirtschaftssorgen. Prognosen einer Rückkehr zu 100 Dollar sind vorerst Makulatur.

Vorher Milliardär - nachher Milliardär

Der Bürovermieter WeWork hat nie so richtig herausgefunden, wie man Geld verdient. Von seinem geschassten Gründer Adam Neumann kann man das nicht sagen. Nach mehreren turbulenten Jahren musste WeWork diese Woche nun tatsächlich doch Insolvenz anmelden — mit 15 Milliarden Dollar Aktiva und 19 Milliarden Verbindlichkeiten. Langjährige Investoren wie Softbank dürften ordentlich Geld verlieren. Doch Gründer Neumann, der 2019 nach einem katastrophalen Versuch eines ersten Börsengangs rausgeschmissen wurde, ist laut dem Bloomberg Billionaires Index immer noch 1,7 Milliarden Dollar schwer. Es sei hart für ihn gewesen, an der Seitenlinie zuzusehen, wie WeWork an die Wand fuhr, so Neumann. Beim Signa-Imperium von René Benko gibt es bislang nur eine Insolvenz seines Online-Sporthändlers (wenn man mal von zwei Quasi-Insolvenzen seiner Kaufhauskette Galeria absieht, die inzwischen abgeschlossen sind). Doch auch bei ihm erwarten manche Experten, dass gelten würde: Vorher Milliardär - nachher Milliardär.

Was sonst noch passiert ist:

  • Anhaltende ESG-Misere

  • Schuldner wieder da

  • Kurzer Ausflug

©2023 Bloomberg L.P.