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Bafin bringt Parteien im PSD2-Streit an einen Tisch

Banken müssen neue EU-Regeln für den Zugriff aufs Bankkonto umsetzen. Drittanbieter sind skeptisch – Aufseher sehen darin eine Chance für Innovationen in Deutschland.

Neue Datenschnittstellen für den Zugriff auf das Bankkonto sorgen für Streit zwischen Banken und Drittanbietern. Sie sind Teil der EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2, die Mitte September umgesetzt wurde. Nach ihr müssen die Banken anderen, bei der Finanzaufsicht (Bafin) registrierten Firmen, Einblick in Kontodaten gewähren, wenn der Kontoinhaber dem zustimmt.

Der Exekutivdirektor für Bankenaufsicht, Raimund Röseler, fordert von den Marktteilnehmern eine bessere Kooperation. Beide Marktseiten sollten konstruktive Lösungen entwickeln, die über das „PSD2-Pflichtprogramm“ hinausgingen. „Hier kann Deutschland ruhig die Vorreiterrolle in Europa spielen“, sagte er dem Handelsblatt.

Am Freitag hatte die Bafin Vertreter der Deutschen Kreditwirtschaft und Manager von großen Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdiensten zum „Spitzentreffen“ eingeladen. Die teilweise konfliktbeladene Diskussion sollte in konstruktivere Bahnen gelenkt werden, sagte eine Bafin-Sprecherin. Gestritten hatten Banken und Drittanbieter etwa über die Frage, welche Daten die Banken über die neuen Schnittstellen (API) bereitstellen müssen.

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Während die Geldhäuser sich für eine Minimallösung entschieden, sahen Drittanbieter ihre Geschäftsmodelle in Gefahr, da zu wenig Daten zur Verfügung stünden. Sie nutzen den Kontozugriff etwa für Multibanking-Apps. Damit können Kunden mehrere Bankkonten auf einen Blick verwalten. Auch eine Bonitätsprüfung vor einer Kreditvergabe oder eine Analyse von Verträgen ist auf Kundenwunsch möglich.

Am Freitag habe es eine „praktische Diskussion“ darüber gegeben, „wie eine schnellstmögliche Umstellung auf leistungsfähige PSD2-Schnittstellen erfolgen kann“, so die Finanzaufsicht. Grundlegend Neues wurde nach Aussagen von Teilnehmern nicht besprochen, doch es soll bald eine gemeinsame Erklärung geben.

Die Aufseher betonten, dass die PSD2 eine große Chance biete, in Deutschland innovative Finanzdienstleistungen zu verwirklichen. Zudem gebe es ein gemeinsames Interesse an Premiumdiensten. Dabei könnten Banken den Drittdiensten zusätzliche Daten bereitstellen. Das kann gegebenenfalls kostenpflichtig erfolgen.

Verzögerter Starttermin

Der Start der neuen API war eigentlich für den 14. September geplant, noch sind sie aber kaum im Einsatz. Schon Mitte August hatte auch die Bafin diverse, fehlende Funktionen bemängelt und daher eine Übergangsregelung erlaubt: Drittanbieter dürfen weiter über bisherige Datenschnittstellen – HBCI/FinTS und Webscraping – auf die Konten zugreifen. Eine Frist für die Umstellung gibt es bisher nicht.

Die Aufseher erwarten aber, dass „bis Jahresende deutliche, nach außen sichtbare Ergebnisse erzielt werden“, und behalten sich vor, ein Enddatum für die Umstellung festzusetzen. „Wir werden den Prozess der Umsetzung weiter intensiv begleiten und den Markt hier nicht alleine lassen“, sagte Röseler.

Ein einfaches Weiter-so war mit den alten Schnittstellen nicht möglich. Seit vier Wochen verlangen etliche Geldhäuser von ihren Kunden bei jedem Konto-Log-in neben dem Passwort einen „zweiten Faktor“. Den bekommen Kunden teils per SMS, über sogenannte Foto- und Push-Tan-Apps oder über Tan-Generatoren. Drittanbieter mussten ihren Zugriff an die neuen Sicherheitsverfahren der Banken anpassen. Das habe einen Großteil ihrer Kapazitäten gebunden, berichteten mehrere Anbieter dem Handelsblatt.

1.049 Kundenbeschwerden

Auch bei Bankkunden sorgte die Umstellung für Ärger. Bei der Bafin sind seit dem 14. September 1.049 Kundenbeschwerden zu Banken eingegangen – zweieinhalbmal so viel wie in einem durchschnittlichen Monat im vergangenen Jahr. Auch die Verbraucherzentralen haben vermehrt Anfragen erhalten. In den harmlosen Fällen klagten die Kunden nur über die neuen, komplizierten Abläufe beim Banking per Internet oder Smartphone-App.

Doch viele gelangten gar nicht an ihre Konten und trafen dann auch noch auf einen überlasteten Kundenservice. „Noch ist nicht klar, ob es sich um Übergangspannen oder dauerhafte Probleme handelt“, sagt Frank Christian Pauli, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bundesverband. „Bei manchen technischen Änderungen wurde offenbar nicht an die Folgen für Verbraucher gedacht“, kritisiert er.

Neben den unterschiedlichen Tan-Verfahren sorgen bei den Kunden auch die verschiedenen Rhythmen der Abfragen für Verwirrung. Bei den Sparkassen und der Comdirect ist die Eingabe nur alle 90 Tage nötig. Die Deutsche Bank verlangt sie aktuell bei jedem Log-in, ab 23. Oktober sollen die Kunden aber selbst entscheiden, ob sie sich lieber nur alle 90 Tage mit Tan identifizieren.

Bei Commerzbank, DKB und Consorsbank hält man dagegen an der Tan-Eingabe bei jedem Zugriff fest. Für Commerzbank-Kunden, die das SMS-Tan-Verfahren nutzen, kommt hinzu: Jede Tan kostet zwölf Cent. Daran änderte bisher auch die Abmahnung der Verbraucherzentrale NRW nichts.

Auch der Zugriff auf Multibanking-Apps von Anbietern wie Outbank und Numbrs ist durch die häufigen Tan-Abfragen und die neuen Sicherheitsverfahren schwieriger geworden und teils noch gestört. Anbieter beschwerten sich über eine „Diskriminierung“ ihrer Apps. Zeigt der Appell der Bafin Wirkung, sollten auch diese Probleme bald beseitigt werden.