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„B & B wird ein Gewinner der Coronakrise sein“

Max Luscher, Zentral- und Nordeuropa-Chef der Budget-Hotelkette B & B über Abklatschproben, seine Stammgäste und warum preiswerte Hotels gestärkt aus der Pandemie kommen werden.

WirtschaftsWoche: Herr Luscher, wie bewerten sie die jüngsten Lockdown-Maßnahmen, die uns ab Montag treffen werden?
Max Luscher: Der Lockdown light wird sich ab Montag doch wesentlich anders anfühlen, als viele befürchten. Wir werden ja nicht wie im Frühjahr mit unseren Familien daheim sitzen und Scrabble spielen. Nichtsdestotrotz werden kaum noch privat motivierte Reisen stattfinden können. Aber das war ja in den vergangenen ein bis zwei Wochen auch schon so. Ich glaube, die Bevölkerung hat den Ernst der Lage erkannt. Die Menschen, die jetzt noch unterwegs sind, sind die, die müssen. Also Geschäftsreisende, Handwerker oder Beschäftigte am Bau. Das ist unsere Kernzielgruppe und die wird auch in den kommenden Wochen unterwegs sein. Und für diese Menschen werden wir versuchen unsere Hotels geöffnet zu halten. Dennoch werden die eingeleiteten Corona-Maßnahmen den Zweck erfüllen, den die Regierung sich vorstellt: die Kontaktbeschränkung.

B & B-Hotels sind also ein Profiteur der Coronapandemie?
Also grundsätzlich kämpfen auch wir mit Umsatzverlusten. Insgesamt ist es für uns eine schizophrene Situation: Im täglichen Geschäft ist die Entwicklung natürlich verheerend und deprimierend. Aber als Konzernleitung haben wir natürlich auch immer das langfristige Ziel im Auge. Und da sehen wir durchaus viele Chancen, dass sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie positiv auf unser Geschäft auswirken werden. Und zu Ihrer Frage: Ja, wir werden ein Gewinner der Krise sein. Das sehen wir jetzt schon. Während der Hotelmarkt im letzten Monat bei einer Auslastung von rund 38 Prozent herumgedümpelt ist, haben wir deutlich bessere Zahlen erzielt. Besser heißt freilich nicht, dass sie gut waren. Aber eben besser als der Markt. Wir haben kleinere Hotels mit dem Konzept, das wir in einer großen Stadt lieber fünfmal 100 Zimmer haben als einmal 500 Zimmer. Unsere Marke mit einer Weiterempfehlungsrate von 94 Prozent ist bei den Kunden extrem beliebt. Sie nehmen uns auch unser zertifiziertes Hygienekonzept ab.

Dann haben bei Ihnen im stillen Kämmerlein also doch die Korken geknallt, als der Lockdown light am Dienstag verkündet wurde?
Nein, absolut nicht. Die Nachricht ist mir wirklich aufs Gemüt geschlagen. Von Sekt keine Spur, es war noch nicht mal Selters angesagt. Ich glaube, jeder in der Branche wusste, dass der Herbst und der Winter sehr herausfordernd werden würden. Insofern waren wir vorbereitet. Nichtsdestotrotz schaue ich optimistisch in die Zukunft, weil wir ein Produkt haben, das sich in der Krise wieder bewährt hat, bei allem verheerenden Umsatzverlust, den auch wir erleiden.

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Wie wird die Krise den Hotelmarkt verändern?
Es wird eine nachhaltige Verschiebung und Veränderung des Marktes geben. Der Fokus wird künftig stärker auf einem limitierten Service liegen, einfach und gut, zu einem sehr günstigen Preis. Budgethotels eben.

Was spricht denn gerade in diesen Pandemie-Zeiten sonst noch für B & B?
Vor allem natürlich unser deutschlandweites Netzwerk mit einheitlichen Qualitäts- und Hygienestandards. Meines Wissens nach sind wir auch die einzigen Anbieter, die ein auf Abklatschproben zertifiziertes System etabliert haben, in dem wir unsere Häuser auf klinische Reinheit testen lassen. Das ist in diesen Zeiten ein absoluter Mehrwert für den Gast. Und unabhängig von der Krise ist das Preis-Leistungsverhältnis bei uns einfach unschlagbar. Der Gast bekommt ein Produkt mit Klimaanlage, kostenfreien Parkplätzen in den meisten Hotels, einem Flat-Screen-Fernseher, kostenfreiem Sky TV, ein sehr gutes Bett und einem sehr gutes Badezimmer. Und das alles für derzeit um die 65 Euro. Zudem sind wir verlässlich. Die Kettenhotellerie war eigentlich bekannt dafür, dass sie jeden Tag ihr Marken-Qualitätsversprechen gebrochen haben. Es wurde zwar versprochen, wir sind überall die Marke YX, aber wenn sie dann in ein Hotel in Flensburg, Dortmund oder München kamen, dann waren das völlig unterschiedliche Hotels mit unterschiedlichen Renovierungsständen – mal attraktiv, mal unattraktiv.

Normalerweise liegt B & B mit einer Auslastung von 65 Prozent etwas unter dem Branchenschnitt. Hat sich das in den vergangenen Wochen und Monaten verändert?
Eine sehr gute Frage. Fangen wir mal vorne an. Wer sind unsere Kunden? Unser Slogan ist „Only for everyone“, also für jeden. Das beschreibt unsere Kundschaft wirklich haargenau. Wenn Sie sich den Parkplatz vor unseren Hotels anschauen, dann sehen sie vom Lieferwagen über den Handwerkerbully bis zum Mercedes, BMW oder Porsche wirklich alles. Also der Handwerker in der Woche, die Familie im Familienzimmer am Wochenende und der Geschäftsmann mit dem Porsche, der erst spät abends um elf Uhr kommt und morgens um sechs Uhr schon wieder beim Frühstück sitzt. Warum sollte er 100 Euro für die paar Stunden ausgeben, wenn er das Zimmer auch schon für 60 Euro bekommt. Kurz und knapp: Weniger für das Hotel, mehr für die Reise. Unser Revenue-Generation-Index, also die Umsatzentwicklung im Vergleich zu vergleichbaren Hotelketten, lag vor der Krise bei 0,8, also 80 Prozent. Mittlerweile sind wir bei knapp 1,4, also 140 Prozent.

Was heißt das genau? Machen Sie 60 Prozentpunkte mehr Umsatz pro Zimmer? Oder pro Buchung?
Mehr Umsatz pro Zimmer. Aber Achtung: Immer in Relation zum direkten Wettbewerb and dem jeweiligen Tag betrachtet. Also natürlich nicht mehr als etwa ein 4-Sterne- Hotel und auch nicht 60 Prozentpunkte mehr als vor Corona. Leider.

Sie haben eine hohe Automatisierung in den Häusern, der Gast kriegt eine E-Mail, geht direkt ins Zimmer, man muss fast niemanden begegnen. Ein Mitarbeiter ist an der Rezeption und morgens einer beim Frühstück. Hinzu kommt eine vergleichsweise schlanke Verwaltung. Wo liegt denn Ihre Gewinnschwelle?
Die Gewinnschwelle in unserem Markt lag schon immer bei rund 60 bis 65 Prozent. Allerdings bei normalen Zimmerpreisen. Hinzu kommt das Messegeschäft, wenn also nicht genügend Angebot für die Nachfrage da ist. Da kann ich mit dem Preis nach oben gehen. Allein dieser Effekt macht rund zehn bis 15 Prozent des Hotellerie-Umsatzes jedes Jahr aus. Das heißt, eigentlich brauche ich als normaler Hotelier fast 70 Prozent Auslastung. Ich darf zwar keine offizielle Zahl nennen, aber wir liegen da weit drunter.

Wir hören, er liegt bei gut 40 Prozent?
(Lächelt)...

Wie wird es in den kommenden Monaten weitergehen?
Ich glaube, dass wir extrem herausfordernde Monate haben werden. Auch im Dezember wird das Leben nicht zur Normalität zurückkehren. Die Hotellerie wird, bis es wieder wärmer wird, also erst im April, Mai kommenden Jahres, zu kämpfen haben. Ich habe mir folgende Geschichte zurechtgelegt: Die Mainzelmännchen, also Biontech in Mainz, werden mit einem Impfstoff am Ende des Jahres die Welt retten. Dann werden wir Ende des ersten Quartals 2021 eine massive Beruhigung der Situation sehen. Und ab dem zweiten Quartal werden wir langsam wieder Richtung Normalität gehen. Mit dem Umsatzpotential, das B & B noch gar nicht voll gehoben hat, bin ich fest davon überzeugt, das wir als die Schnellsten wieder so gut da stehen wie vor der Krise.

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