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Die Börsenwelt ist voller Sorgen – doch den Dax lässt das kalt

Deutschlands Aktien überraschen Anleger mit einer Frühjahrsrally: In der vergangenen Woche hat der Dax die Marke von 13.000 Punkten zurückerobert. Seit seinem Tief Ende März hat der Leitindex fast elf Prozent zulegt – davon im Mai bislang knapp vier Prozent.

Ein steigender Trend, der durchaus überraschend kommt. Unter dem Strich hat der Dax nun acht Wochen in Folge zugelegt. Eine derart lange Gewinnserie gab es zuletzt vor anderthalb Jahren. Viele Börsianer dürften sich angesichts dieser Entwicklung die Augen reiben, meint Wolfgang Albrecht, Investmentanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Und das nicht, weil der Mai sprichwörtlich als schlechter Börsenmonat gilt. Viel erstaunlicher ist, wie sehr der Dax bislang allen Risiken trotzt. Davon gibt es derzeit nämlich zuhauf: Die US-Sanktionen gegen den Iran mit dem in der Folge gestiegenen Ölpreis, die steigenden Anleiherenditen, und seit dem Ende der vergangenen Woche auch das für die Euro-Zone bedrohliche Regierungsprogramm in Italien. All das belastet Deutschlands Börse nicht.

Angesichts der anhaltenden Rally äußern sich Analysten inzwischen skeptisch. „Die Pessimisten an den Aktienmärkten haben derzeit viele Argumente für ein Ende der jüngsten Dax-Erholung“, betont Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Commerzbank.

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Dazu zählen neben den bereits beschriebenen Sorgen auch die geringeren Anleihekäufe der Notenbanken, die zuletzt schlechteren deutschen Konjunkturdaten und eine schwächere Konjunktur in China. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die Dax-Bären in den kommenden Wochen und Monaten wieder die Oberhand gewinnen und rechnen für den Sommer mit einer Konsolidierung“, sagt Hürkamp. Auch Albrecht von der LBBW meint, dass Anleger angesichts der „politischen Risiken reinigende Gewitterregen“ einkalkulieren“ sollten.

Das akuteste politische Risiko: Italien. Das Koalitionsprogramm der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Lega „ist in einigen Punkten ein echter Affront gegen Brüssel“, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Das Vorhaben sieht Neuverhandlungen des Stabilitätspakts vor. Außerdem sollen „begrenzte“ schuldenfinanzierten Ausgaben die Wirtschaft anschieben. Die Koalition will unter anderem das Renteneintrittsalter senken, eine Flat-Tax für Unternehmen sowie Haushalte einführen und Bedürftige durch eine Grundsicherung unterstützen.

„Die Nettomehrausgaben von jährlich fast 82 Milliarden Euro entsprechen etwa 4,7 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts“, erklärt Daniel Lenz, Zinsstratege bei der DZ Bank. „Die Pläne zur Gegenfinanzierung sind wenig konkret und dürften nur einen Bruchteil der Ausgaben tatsächlich decken“, betont der Analyst – und sieht damit mehr als eine „begrenzte“ schuldenfinanzierte Ausgabe.

Investoren in Italien erschrecken diese Aussichten. Noch haben die Sorgen aber weder auf Deutschland noch auf andere Euro-Südländer übergegriffen. Italiens in diesem Jahr sehr gut gelaufener Aktienmarkt verlor in der vergangenen Woche rund drei Prozent. Besonders die Aktien von Banken gerieten unter Druck.

Das hängt damit zusammen, dass Italiens Banken viele italienische Staatsanleihen halten, deren Kurse ebenfalls deutlich nachgaben. Im Gegenzug stieg die Rendite der wichtigsten italienischen Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren in der vergangenen Woche sehr deutlich um mehr als 0,3 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent. So hoch lag die Rendite zuletzt im vergangenen Oktober.

Sorgen machen sich Investoren auch angesichts der Zinsentwicklung in den USA. Die Renditen der US-Staatsanleihen sind weiter gestiegen. Die zehnjährige US-Bonds rentiert inzwischen über 3,1 Prozent. In der vergangenen Woche zog sie um über 0,1 Prozentpunkte an und hat sich damit erstmals seit mehr als sieben Jahren über der Marke von drei Prozent festgesetzt. Das drückte auch die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe auf über 0,6 Prozent nach oben.

Bis dato konnten sich die US-Aktienmärkte trotz Verlusten am Rentenmarkt und der Dollarstärke, die auf den Unternehmensgewinnen lastet, zwar gut behaupten, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Dennoch steige bei Anlegern die Nervosität, meint Stephan.

Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck Privatbankiers, sieht das ähnlich: „Der Gegenwind von Seiten steigender Zinstrends nimmt zu, und das ist ein Grund dafür, dass die Aktienmärkte am Scheideweg stehen.“ Für weiter steigende Kurse wären laut Greil jetzt „vor allem in Europa wieder überzeugendere Konjunkturdaten nötig“.

Wenn es nach Volkswirten geht, wird es diese in der kommenden Woche aber kaum geben. Die Einkaufsmanagerindizes für Euro-Länder, die am Mittwoch anstehen, dürften allesamt leicht gefallen sein. Gleiches gilt für den Ifo-Geschäftsklimaindex, der am Freitag veröffentlicht wird. Im vergangen Monat waren die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland ebenso wie der Ifo-Index bereits deutlich gefallen. Daher ist fraglich, ob schlechte Nachrichten in den nächsten Tagen und Monaten weiter am Dax abperlen wie bislang.