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Börsen-Liebling Rivian hat Lieferprobleme — ist bei dem Newcomer schon die Luft raus?

Eigentlich hätten im dritten Quartal 1.200 Rivians produziert werden sollen. Das Ziel wurde deutlich verfehlt.
Eigentlich hätten im dritten Quartal 1.200 Rivians produziert werden sollen. Das Ziel wurde deutlich verfehlt.

Rivian legte im vergangenen November den aufsehenerregendsten Börsengang des Jahres hin. Der 2009 gegründete Elektroautobauer wurde anfangs mit 90 Milliarden Dollar bewertet, am Ende der Kursrallye stand ein nur wenige Tage später sogar eine Marktkapitalisierung von 146 Milliarden Dollar. Damit war der Newcomer auf Anhieb wertvoller als die erfolgreichen Traditionskonzerne BMW, VW und General Motors, die jährlich Millionen von Autos ausliefern. Nur Tesla war noch wertvoller. Rivians Aktie ging mit 106,75 Dollar in den Handel.

Schon damals kamen Zweifel auf, ob die hohe Bewertung auch nur im Ansatz gerechtfertigt ist. Der von Robert RJ Scaringe ins Leben gerufene Hersteller hatte zwar im Vorfeld vollmundige Ankündigungen gemacht und konnte bereits erste Lorbeeren, wie beispielsweise hohe Investitionen seitens der Ford Motor Company und den milliardenschweren Lieferwagen-Deal mit Amazon, einheimsen. In der Realität hatte Rivian aber bis zu seinem Börsengang nur wenige hundert Autos produziert.

Auch Rivian leidet unter der Chipkrise

Ursprünglich hatten die Kalifornier angekündigt, dass der Pick-up R1T bereits im Juli auf den Markt kommt. Der Start wurde jedoch um rund zwei Monate nach hinten verschoben und die ersten Kunden erhielten ihre Autos erst Ende September - also rund drei Jahre nach der Präsentation von Rivians Erstling.

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Am vergangenen Donnerstag stellte der Autobauer die enttäuschenden Zahlen für das dritte Quartal vor. Rivian hatte sich für den Zeitraum eigentlich die Fertigung von insgesamt 1.200 R1T und R1S als Ziel gesetzt. In den drei Monaten liefen aber einige hundert Exemplare weniger vom Band, obwohl für die beiden technisch eng verwandten Modelle bis dato zusammengenommen 71.000 Vorbestellungen eingegangen waren. Grund sind Lieferengpässe bei einigen Komponenten. Wie der Großteil der etablierten Konkurrenz entgeht auch das amerikanische Start-up der allgegenwärtigen Chipkrise nicht.

Der R1T dürfte außerhalb der USA und Kanada wohl keine großen Erfolge feiern können.
Der R1T dürfte außerhalb der USA und Kanada wohl keine großen Erfolge feiern können.

Kunden müssen sich auf lange Wartezeiten einstellen

Robert RJ Scaringe behauptet, dass sich die Skalierung der Produktion zwar schwierig gestalte, die vorherrschenden Probleme aber kurzfristig lösbar seien. Rivian ist aber nicht nur mit der Fertigung seiner eigenen Modelle beschäftigt, das Start-up muss auch noch die 100.000 elektrischen Lieferwagen liefern, die Amazon in Auftrag gegeben hat.

Colin Langan, ein Analyst des US-Unternehmens "Wells Fargo", gab gegenüber der Agentur Reuters zu Bedenken, dass es wohl bis Ende 2023 dauern wird, bis Rivian alle Bestellungen seiner PKW-Modelle abgearbeitet hat. Bei dieser langen Wartezeit kann es durchaus sein, dass einige Kunden ungeduldig werden und stornieren.

Die Aktie rutscht erstmals unter die 100 Dollar-Marke

Angesichts der schlechten Quartalszahlen gab die Aktie des Autobauers um rund dreizehn Prozent nach und rutschte erstmals seit dem Börsengang unter die 100 Dollar-Marke. Genauer gesagt lag der Kurs zeitweise auf 94,77 Dollar. Den Negativtrend konnten auch großen Ankündigungen, die Rivian am selben Tag machte, nicht stoppen. Die Produktionskapazität des im September eröffneten Hauptwerks im US-Bundesstaat Illinois soll um 50.000 auf 200.000 Autos erhöht werden.

Zudem soll in Atlanta (Georgia) ab dem Sommer nächsten Jahres eine komplett neue Fertigungsstätte entstehen, in die der Autobauer über fünf Milliarden Dollar investiert und die 2024 in Betrieb genommen werden soll. Rivian möchte dort auch seine eigenen Batteriezellen fertigen und auf lange Sicht jährlich bis zu 400.000 Autos bauen.

Scaringe hat die beiden Rivian-Modelle bereits vor drei Jahren in Los Angeles vorgestellt.
Scaringe hat die beiden Rivian-Modelle bereits vor drei Jahren in Los Angeles vorgestellt.

Die Amerikaner machen oft große Versprechungen

Insgesamt scheint es ein Muster zu sein, dass die amerikanischen E-Autobauer oft mehr versprechen, als sie letztendlich liefern können. Sowohl Tesla, als auch Lucid und Canoo mussten den Marktstart ihrer Modelle schon verschieben. Elon Musk hat das heiß erwartete und mit seinen Eckdaten beeindruckende Tesla Model S Plaid Plus kurz vor dessen ursprünglich kommunizierten Debüt sogar komplett gestrichen. Dem Erfolg des Autobauers hat dies aber trotzdem keinen Abbruch getan.

Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen Tesla und Rivian. Während das Elon Musk geführte Unternehmen mit den Baureihen S, 3 und Y gleich mehrere international erfolgreiche Baureihen im Angebot hat, sind der Rivian R1T und R1S sehr auf den amerikanischen Markt zugeschnitten.

Der R1T ist auf anderen Märkten nicht massentauglich

In Nordamerika mögen große SUVs und Pick-ups zu den beliebtesten Fahrzeugkategorien zählen, in Europa und China spielen aber vor allem die Pritschenwagen kaum eine Rolle. In Südamerika und Afrika, wo sich Pick-ups ebenfalls einer großen Beliebtheit erfreuen, spielt hingegen der Elektroantrieb keine Rolle, beziehungsweise gibt es die nötige Ladeinfrastruktur nicht.

Um außerhalb des US-Markts große Absatzerfolge einfahren zu können, wird der Autobauer also wohl nicht darum herumkommen, seine Modellpalette deutlich auszubauen. Auch wenn die beiden bisherigen Modelle von der Fachwelt gelobt werden und sie technisch voll auf der Höhe der Zeit sind, wird man mit ihnen allein bei den Stückzahlen niemals eine Größenordnung erreichen, die den übertriebenen Börsenwert rechtfertigen würde. Und immerhin hat der Autobauer vor, schon im nächsten Jahr nach Europa expandieren.