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Das sind die Hauptgründe für die Turbulenzen an den Börsen

Es geht bergab an den Märkten: Nach schlechten Tagen an der Wall Street und den Asien-Börsen eröffnete auch der deutsche Leitindex am Donnerstag im Minus. Auch wenn der Dax zuletzt knapp ins Plus gedreht ist – viele Beobachter und Anleger sind verunsichert ob der schlechten Nachrichten von den Weltbörsen. Die Angst vor einer langanhaltenden Baisse geht um. Diese ist jedoch nicht unbedingt gerechtfertigt.

Es gibt drei verschiedene Gründe, warum die Börsen in die Knie gehen:

  • Zunächst kann es sich schlicht um eine Neubewertung handeln. Weil sich das Umfeld oder die Aussichten geändert haben, erscheinen die Aktienkurse als zu hoch und fallen – meist in mehreren Wellen – zurück auf ein realistisches Niveau.

  • Der zweite Grund kann sein, dass Investoren ein abnehmendes Wirtschaftswachstum vorausahnen. Entsprechend sind dann auch niedrigere Unternehmensgewinne zu erwarten, was zu sinkenden Kursen führt.

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  • Der dritte Grund kann sein, dass sich am Markt Sorgen vor systemischen Risiken breitmachen. Investoren fürchten, dass es an irgendeiner Stelle im weltweiten Finanzsystem zu einer ernsten Schieflage kommen könnte. Wenn eine solche tatsächlich auftritt, stürzen die Aktienkurse oft sehr stark ab. Das ist das Crash-Szenario.

In der Praxis lassen sich die drei Gründe nicht immer scharf trennen. Dennoch ist es wichtig, zu überlegen, welches Thema gerade im Vordergrund steht.

Zurzeit scheint Grund Nummer eins, die Neubewertung, der wichtigste Faktor zu sein. Thema Nummer zwei spielt auch hinein, und Nummer drei ist sicher auch in kleinerem Ausmaß beteiligt – beim Blick auf die problematische Situation in Italien.

Zusammengefasst würde das aber bedeuten: Die aktuelle Marktschwäche kann sich fortsetzen, eine deutlich düstere Wirtschaftsentwicklung ist aber noch nicht abzusehen, und ein möglicher Crash lugt nur mit geringer Wahrscheinlichkeit über den Horizont.

Für die Neubewertung des Umfelds – Thema Nummer eins – spielt die US-Notenbank Fed eine Schlüsselrolle, wie der US-Ökonom Joe LaVorgna auf Twitter angemerkt hat. Die steigenden Zinsen und die offensichtliche Bereitschaft von Fed-Chef Jerome Powell, die Zügel immer weiter anzuziehen, haben einen nachhaltigen Einfluss auf die Märkte. Heißt für deutsche Anleger: Was auch immer die Europäische Zentralbank (EZB) am heutigen Donnerstag beschließt oder kommentiert, spielt im Vergleich nur eine untergeordnete Rolle.

Steigende Leitzinsen in den USA belasten nicht nur die Unternehmen und deren Gewinne. Sie führen auch dazu, dass künftige Erträge, die bei der Börsenbewertung eine große Rolle spielen, ein geringeres Gewicht erhalten. Wer BWL studiert hat, kennt das: Ein geplanter Ertrag in einem Jahr ist weniger wert als ein Ertrag heute. Denn ein bereits realisierter Ertrag könnte ja verzinst angelegt werden und würde so im Laufe des Jahres noch an Wert gewinnen. Umgekehrt werden künftige Gewinne bewertet, indem man sie auf den heutigen Zeitpunkt „abzinst“. Je höher der Zinssatz dabei, desto weniger sind sie wert.

Gerade bei relativ hoch bewerteten Aktien, in den USA sind das auch die Tech-Giganten wie etwa Facebook, spielt dieser Effekt eine Rolle. Deswegen darf der Effekt der US-Notenbank Fed auf die Märkte keineswegs unterschätzt werden. Das heißt aber auch: So weit es um dieses Thema geht, sollte die Neubewertung irgendwann abgeschlossen sein.

Dabei zeigt sich oft, dass bei aufkeimender Panik die Anleger Aktien und Anleihen gleichermaßen verkaufen, weil bei steigenden Zinsen vor allem lang laufende Anleihen an Wert verlieren (weil neue, höher verzinste Papiere attraktiver werden und die alten in den Schatten stellen). Meist kommt danach eine Phase, in der Anleger Aktien in Anleihen umschichten und damit den Anstieg der Anleihezinsen bremsen oder sogar umkehren. Wenn das passiert, kann es schnell zumindest einen Zwischenstopp auch für Aktien geben.

Eine wichtige Frage lautet jetzt, ob die Fed tatsächlich unbeirrt ihren Kurs fortsetzt oder zumindest verbal etwas vorsichtiger wird. Fed-Chef Jerome Powell wird versuchen, den Eindruck zu vermeiden, er lasse sich rasch von Panik an der Börse anstecken. Wenn die Kurse dauerhaft unter Druck bleiben und vielleicht zusätzlich auch die langfristigen Zinsen ein relativ hohes Niveau beibehalten, dann bedeutet das aber, dass sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen verschärfen.

Und diese Finanzierungsbedingungen sind ein gängiges und glaubwürdiges Argument für Notenbanker. Sie würden Powell die Chance geben, wenigstens verbal vorsichtiger zu werden, zum Beispiel anzudeuten, dass die Fed dieses Thema im Auge behält. Wenn er das tut, dürfte das ein deutliches Signal der Beruhigung an die Märkte senden. Auf der anderen Seite kann es der Fed ganz Recht sein, wenn die Märkte von ihren hohen Bewertungen jetzt, wo die Wirtschaft noch gut läuft, herunter kommen, statt erst später, wenn zugleich deutlicher eine Schwäche oder gar Rezession sichtbar wird.

Thema Nummer zwei ist eine mögliche wirtschaftliche Schwäche. Hier sollten sich die Sorgen in Grenzen halten. Zwar waren zuletzt einige Daten etwas schwächer als erhofft, aber alles bewegt sich noch auf einem hohen Niveau. Natürlich kann der Boom nicht immer weiter gehen, aber er wird auch nicht enden, bloß weil er schon so lange währt.

Die Unternehmen verdienen immer noch gut, die Arbeitslosigkeit ist in den USA extrem niedrig. Eine Rolle spielen allerdings hier ausgerechnet die von US-Präsident Donald Trump verhängten Stahlzölle. Sie verhageln einigen Stahlimporteuren, wie etwa Caterpillar und Ford, die Gewinne. Das kann man als Alarmzeichen dafür nehmen, dass möglicherweise die Handelspolitik Trumps doch auf die Konjunktur schlägt. Aber es ist nicht absehbar, dass sie sie abwürgt.

Das dritte Thema ist eine mögliche Systemkrise plus Crash. Solche Krisen passieren meist dann, wenn niemand damit rechnet. Nach der Logik ist das Risiko zurzeit gering, weil eine Menge Leute von möglichen Crashs reden. Tatsächlich ist das Bankensystem wahrscheinlich deutlich sicherer als vor der letzten Finanzkrise 2008.

Auch die Euro-Zone ist in den vergangenen Jahren stabiler geworden, und die Wirtschaft hierzulande läuft recht ordentlich. Wenn es Systemsorgen gibt, dann mit Blick auf Italien. Vor allem angelsächsische Experten verweisen zwar darauf, dass selbst dort die Situation nicht so dramatisch ist, wie sie zurzeit gesehen wird. Denn Italien hatte noch nie eine Staatspleite und hat viel Erfahrung damit, mit der relativ hohen Staatsverschuldung klar zu kommen. Sorgen bereitet eher der politisch aggressive Tonfall der neuen Regierung.

Wenn es einen Crash gibt, dann, weil in Italien etwas aus politischen Gründen schief geht und damit der Zusammenhalt der Euro-Zone in Gefahr gerät. Diese Gefahr ist zwar erkennbar, aber noch nicht wirklich akut. Am Ende will niemand als derjenige dastehen, der einen Crash provoziert, unter dem alle zu leiden haben.

Fazit also: Es kann noch weiter runter gehen. Aber die Gefahr, dass die Kurse ins Bodenlose stürzen, scheint aus heutiger Sicht nicht sehr groß zu sein. Aus heutiger Sicht.