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„Bürger-Sparkasse“ im hohen Norden? Neues Institut könnte als Aktiengesellschaft entstehen

Zwei Sparkassen im Norden planen ihre Fusion als Aktiengesellschaft. Der Deutsche Landkreistag sieht die Gefahr einer schleichenden Privatisierung.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband lehnt Aktiengesellschaften als Rechtsform für Sparkassen ab. Foto: dpa
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband lehnt Aktiengesellschaften als Rechtsform für Sparkassen ab. Foto: dpa

Zusammenschlüsse von Sparkassen sind in diesen Zeiten keine Seltenheit. Angesichts von Dauerniedrigzinsen und hohen Regulierungskosten prüfen viele Kreditinstitute, ob eine Fusion sie nicht stabiler macht. Diese Gründe spielen auch im Fall der Förde Sparkasse in Kiel und der Sparkasse Mittelholstein in Rendsburg eine Rolle. Doch für Aufregung sorgen andere Pläne.

Ende vergangener Woche teilten der Vorstandsvorsitzende der Förde Sparkasse, Götz Bormann, und der Chef der Sparkasse Mittelholstein, Sören Abendroth, mit, dass sie Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss aufgenommen hätten. Sollten die Gespräche bis Ende 2020 positiv verlaufen, könnten sie in konkrete Fusionsverhandlungen münden.

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Über die Rechtsform eines fusionierten Instituts haben sich die beiden Vorstandschefs auch schon Gedanken gemacht. Das gemeinsame Institut soll als Aktiengesellschaft geführt werden. „Damit könnten wir über die Ausgabe von Aktien einen wichtigen Schritt in Richtung ‚Bürger-Sparkasse‘ gehen“, so Bormann. „Kunden könnten sich so direkt an ihrer Sparkasse beteiligen.“

Doch genau dieses Vorhaben trifft auf Widerstand. „Immense Sprengkraft für den gesamten Sparkassensektor“ sieht der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistags, Hans-Günter Henneke, in den Plänen. Henneke, in Personalunion Vizepräsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), befürchtet „nicht weniger als eine schleichende Privatisierung kommunaler Sparkassen“.

Auch der DSGV selbst lehnt Aktiengesellschaften als Rechtsform für Sparkassen ab. „Der DSGV vertritt grundsätzlich die Auffassung, dass Sparkassen ihren Aufgaben am besten als öffentlich-rechtlich organisierte Kreditinstitute gerecht werden können“, teilte er auf Anfrage mit. Der Verband sei in den Vorgang bisher nicht involviert und müsse ihn daher erst prüfen und bewerten.

Derzeit ist die Förde Sparkasse wie fast alle der bundesweit knapp 380 Sparkassen eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. Die Träger sind Städte, Gemeinden und Landkreise, im Fall der Förde Sparkasse mehrere kommunale Zweckverbände. Die Sparkasse ist 2007 aus der Fusion der Sparkassen Eckernförde, Kiel und Kreis Plön entstanden.

Sparkassenchef beschwichtigt

Die Sparkasse Mittelholstein ist eine AG. Die Mehrheit hält die Haspa Finanzholding, zu der auch die größte Sparkasse Deutschlands, die Hamburger Sparkasse (Haspa), gehört. Auch die Haspa selbst ist eine AG. Schon in der Vergangenheit war die Haspa Finanzholding Vorwürfen ausgesetzt, ihren Einfluss in Schleswig-Holstein ausdehnen zu wollen. Genau daran knüpfen auch Hennekes Einwände jetzt an.

Sparkassenchef Bormann hält die Kritik dagegen für überzogen und wehrt sich. „Die Fusion hat keine Sprengkraft und keine Wirkung auf ganz Deutschland“, sagte er dem Handelsblatt. Aus seiner Sicht handelt es sich um einen Einzelfall und eine spezifische Konstellation. Schließlich sei die Sparkasse Mittelholstein seit vielen Jahren eine AG. Eine Sparkasse als AG unterscheide sich „nicht so sehr von einer öffentlich-rechtlichen Sparkasse“. Auch im Fall einer Fusion würden alle Aktionäre die Gemeinwohlorientierung der Sparkasse weiterführen.

„Die Träger der Förde Sparkasse wollen die Geschäftspolitik auch als AG langfristig weiter bestimmen“, erklärte Bormann weiter. „Deshalb werden die künftigen Eigentümer lange Haltefristen vereinbaren.“ Verkäufe seien zudem nur innerhalb des Aktionärskreises möglich und wenn alle Aktionäre zustimmen würden.

Rückendeckung bekommt Bormann vom regionalen Sparkassenpräsidenten Reinhard Boll. Boll betrachtet eine Bürger-Sparkasse als „richtigen Schritt, die Investitionsfähigkeiten zu sichern und auszubauen und das Eigenkapital der Kreditinstitute zu stärken“.

Wenn der Zusammenschluss kommt, haben die kommunalen Träger bei dem Geldhaus eindeutig die Mehrheit. Die Förde Sparkasse hat eine Bilanzsumme von 7,8 Milliarden Euro (Ende 2019), die Sparkasse Mittelholstein von 2,7 Milliarden Euro. Durch die Fusion entstünde die mit Abstand größte Sparkasse in Schleswig-Holstein. Bundesweit würde das Institut in die Top 20 der Sparkassen-Rangliste aufsteigen.