Werbung
Deutsche Märkte schließen in 2 Stunden 46 Minuten
  • DAX

    18.174,96
    +37,31 (+0,21%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.026,17
    +18,00 (+0,36%)
     
  • Dow Jones 30

    38.503,69
    +263,71 (+0,69%)
     
  • Gold

    2.328,90
    -13,20 (-0,56%)
     
  • EUR/USD

    1,0686
    -0,0018 (-0,17%)
     
  • Bitcoin EUR

    62.310,22
    +558,39 (+0,90%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.438,59
    +14,49 (+1,02%)
     
  • Öl (Brent)

    82,85
    -0,51 (-0,61%)
     
  • MDAX

    26.525,41
    -99,61 (-0,37%)
     
  • TecDAX

    3.320,67
    +33,76 (+1,03%)
     
  • SDAX

    14.265,33
    +5,62 (+0,04%)
     
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • FTSE 100

    8.087,99
    +43,18 (+0,54%)
     
  • CAC 40

    8.142,61
    +36,83 (+0,45%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.696,64
    +245,33 (+1,59%)
     

Autozulieferer Magna glaubt nicht an den schnellen Durchbruch des Elektroautos

Die Verunsicherung der Autobranche durch die Politik ist dem Zulieferer Magna ein Dorn im Auge. „Europa muss genauso wie die USA und China die Verunsicherung der Autokäufer beenden. Die Verunsicherung fängt beim Diesel an, geht über E-Autos bis hin zu Protektionismus und Brexit. Manche Kunden stellen daher ihre Kaufentscheidung zurück. Das trifft uns natürlich“, sagte Günther Apfalter, Präsident von Magna International Europe und Magna Steyr, dem Handelsblatt.

„Es wäre gut, beim Umgang mit dem Diesel politisch und wirtschaftlich wieder mit Augenmaß vorzugehen. Eine weitere Verunsicherung schadet nicht nur den Herstellern und Zulieferern, sondern der gesamten Wirtschaft.“ Der Magna-Europachef verlangt, schnell Klarheit zu schaffen, was auf den Straßen erlaubt oder nicht erlaubt ist. Apfalter: „Die entstandene Hysterie im Umgang mit dem Diesel muss beseitigt werden.“

An einen schnellen Siegeszug von Elektrofahrzeugen glaubt der kanadische Konzern indes nicht. „Wir gehen für 2030 von einem Anteil der Verbrennungsmotoren von 16 bis 21 Prozent aus. Die reinen Elektrofahrzeuge werden hingegen nur einen Marktanteil von neun bis 17 Prozent haben. Der Rest wird auf Hybridfahrzeuge entfallen“, prognostiziert Apfalter.

Magna agiere daher konservativ. „Wir stellen die Produkte her, die von unseren Kunden gewünscht werden. Auf der anderen Seite betreiben wir verstärkt Innovation in Richtung Hybridfahrzeuge und Elektroauto“, sagte der langjährige Europachef.

WERBUNG

Im größten europäischen Werk von Magna in Graz baut der Konzern für Jaguar seit einem Jahr den I-Pace, ein reines Elektroauto. „Wir sind für die Zukunft gut gerüstet, sowohl für die traditionellen als auch für die neuen Antriebe bis hin zu Wasserstoff und Brennstoffzelle“, ist Apfalter überzeugt.

Im vergangenen Jahr hatte Magna, einer der größten Automobilzulieferer weltweit, seinen Umsatz um zwölf Prozent auf 40,8 Milliarden Dollar gesteigert. „Wir erwarten in diesem Jahr bei Magna einen Umsatz von 40 bis 42 Milliarden Dollar“, sagte Apfalter dem Handelsblatt.

Weltweit beschäftigt das börsennotierte Unternehmen 169.000 Mitarbeiter in 338 Werken in 28 Ländern. In Europa besitzt Magna über 120 Fabriken mit insgesamt 64.000 Mitarbeitern. Der Konzern wurde vor gut sechzig Jahren von dem aus Graz stammenden österreichisch-kanadischen Unternehmer Frank Stronach gegründet.

Das Werk in Graz beschäftigt nach Unternehmensangaben 10.000 Mitarbeiter aus 67 Ländern. Dort wurden in den vergangenen drei Jahren 3000 neue Mitarbeiter eingestellt. Zu den Kunden gehören Mercedes, BMW und Jaguar sowie seit diesem Jahr auch die Marke Toyota mit dem Modell Toyota GR Supra. Im vergangenen Jahr hat Magna in Österreich allein für BMW mehr als 64.000 Autos der Modellreihe Z4 und der 5er-Serie gefertigt.

Magna-Manager Apfalter regt an, die gesamte Kohlendioxid-Bilanz von Batterieautos im Vergleich zu Diesel- oder Benzinautos zu betrachten. Er beruft sich dabei auch auf eine Untersuchung des Physikprofessors Christoph Buchal und des Wirtschaftsforschers Hans-Werner Sinn, nach der ein Elektroauto das Klima um elf bis 28 Prozent mehr belastet als ein Dieselauto.

Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt haben hingegen die Klimabilanz der Elektroautos zuletzt mit einer Studie verteidigt. Nach dieser Untersuchung ist die CO2-Bilanz eines Batterieautos in Deutschland bei einem Strommix wie im Jahr 2016 drei Prozent besser als die eines Dieselautos und zwölf Prozent besser als die eines Benziners.

Apfalter, der seit neun Jahren Präsident von Magna International Europe ist, verbreitet trotz der schwierigen Autokonjunktur Zuversicht. „Wenn das leichte Wachstum anhält und die Nachfrage nach Elektroautos wächst, schauen wir bei Magna zuversichtlich in die Zukunft. Wir haben seit 2008 – der letzten Krise der Autoindustrie – quasi ein kontinuierliches Wachstum erlebt. Die jetzige Stagnation ist daher verkraftbar“, sagt der Europa-Chef.

Derzeit steht Magna mit Autokonzernen in Kontakt, außer dem Jaguar I-Pace weitere Elektroautos zu bauen. „Wir sind natürlich dabei, weitere Aufträge für Elektrofahrzeuge an Land zu ziehen. Wir führen ständig Gespräche“, bestätigte Apfalter. Aus dem Batteriegeschäft hatte sich der Konzern bereits vor fünf Jahren zurückgezogen. Eine Fabrik in der Nähe von Graz hatte Magna 2014 an Samsung verkauft.

Für den Brexit sieht sich Magna gut gerüstet

Die beiden Motive für den Ausstieg waren, dass die globalen Marktteilnehmer im Batteriegeschäft aus Asien kommen und Magna schlichtweg die kritische Größe fehlt. Welche Technologie mittelfristig für Elektroautos Erfolg im Markt haben wird, lässt Magna offen. „Wir sind uns nicht sicher, was letztendlich die Zellentechnologie sein wird, die sich im Automarkt durchsetzen wird“, sagte Apfalter.

Unterdessen prüft Magna den Bau eines weiteren Motorwerks im slowenischen Maribor an der Grenze zu Österreich. Vor wenigen Monaten hat dort bereits eine Lackiererei ihre Arbeit trotz des Widerstands von Umweltverbänden aufgenommen. Magna setzt große Hoffnungen in den Standort, der nur 80 Kilometer von Graz entfernt ist.

„Wir können aus Maribor ein komplettes Autowerk machen, wenn es die Auftragslage erlaubt, sagte Apfalter. „Wir haben dort den Vorteil niedrigerer Löhne und hochmotivierter Mitarbeiter. Auch einen Fachkräftemangel gibt es in Slowenien nicht.“ Die Entscheidung werde „in den nächsten zwei bis drei Jahren“ fallen.

Magna geht angesichts der flauen Autokonjunktur vorsichtig vor. „Wir werden vorerst kein weiteres Personal aufbauen. Wir hoffen, dass die Produktionsvolumen auf dem Niveau bleiben, wo sie sich derzeit befinden“, sagte Apfalter. Allerdings will das Unternehmen weiter wachsen. „Wir sind Zukäufen gegenüber aufgeschlossen“, sagt der Europa-Chef.

„In der Phase der Marktbereinigung sind wir immer gewachsen.“ Zuletzt hatte Manga beispielsweise in Turin einen italienischen Hersteller für Heckleuchten gekauft. Darüber hinaus prüft Magna den Ausbau von Kooperationen auch mit Entwicklern batterieelektrischer Autos.

Über den Automobilzulieferer wie über der gesamten Autobranche hängt der wachsende Protektionismus wie ein Damoklesschwert. Der jüngste Handelsstreit zwischen den USA und China hat die Aktienkurse der Autokonzerne, aber auch ihrer Zulieferer wie Magna in den Keller geschickt.

„Wenn es zu protektionistischen Maßnahmen vonseiten der USA kommen wird, wird die gesamte Autobranche leiden“, warnt Apfalter. Hingegen im Fall des Brexits sieht der 58-jährige Manager keine große Gefahr für den Konzern. Denn Magna besitzt in Großbritannien nur fünf Werke. Das Unternehmen setze auf einen „weichen Brexit“.

Zuletzt sorgte der Streit von Magna-Gründer Frank Stronach und seiner Tochter Belinda für Schlagzeilen. Der Milliardär und Gründer des Autozulieferers Magna verklagte seine Tochter und seine beiden Enkel im Herbst vergangenen Jahres auf 345 Millionen Euro. Seine Tochter ging im Januar in die Gegenoffensive und fordert ihrerseits knapp 22 Millionen Euro von ihrem 86-jährigen Vater.

Im Kern wirft Frank Stronach, der sich 2011 aus dem Unternehmen zurückgezogen hat, seiner Tochter vor, ihn als Verwaltungsratschef der Stronach Group mit unlauteren Mitteln aus der Kontrolle seines Unternehmensimperiums gedrängt und das Unternehmen miserabel gemanagt zu haben. Der Rechtsstreit berühre aber nicht das operative Geschäft, beteuert Apfalter: „Der Gesellschafterdisput der Familie Stronach hat keine Auswirkungen und Relevanz für Magna.“