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Autorennbahn-Produzent Carrera bangt um seine Händler vor Ort

Trotz Lockdowns läuft das Geschäft des Rennbahn-Herstellers fast wie prognostiziert. Doch aus dem Neustart 2020 wird erstmal nichts: Ein Vertriebsweg droht einzubrechen.

Es ist nicht leicht, Kinder in der Coronakrise zu beschäftigen. Das haben viele Eltern mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen erkannt und üppig Spielzeug gekauft. Stefan Krings hat davon profitiert: „Wir sind gut ins Jahr gestartet und lagen in den ersten drei Monaten voll im Plan“, sagte der Chef des Autorennbahn-Herstellers Carrera dem Handelsblatt.

Im April hätten sich dann zwar die von den Behörden angeordneten Ladenschließlungen bemerkbar gemacht. Trotzdem sei das Geschäft fast genauso gelaufen wie prognostiziert.

Der Manager könnte also durchaus zufrieden sein. Schließlich ist der Umsatz bei vielen anderen Unternehmen hierzulande in den vergangenen Wochen regelrecht eingebrochen. Doch auch Krings sorgt sich um die Zukunft: „Die Fachhändler haben unter den Schließungen schwer gelitten. Das werden die nicht so schnell aufholen.“ Viele Geschäfte vor Ort seien sogar in der Existenz bedroht, fürchtet der Manager.

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Dabei sei es für Carrera enorm wichtig, dass die Kunden die Flitzer in den Shops vor Ort anfassen und ausprobieren könnten. Dieses Erlebnis sei essenziell, so Krings. In jüngster Zeit hätten die Konsumenten ihre Rennbahnen mangels Alternativen vor allem bei Onlineanbietern gekauft. Der Internethandel könne die Läden aber nicht ersetzen.

Ursprünglich sollte 2020 für Carrera das Jahr des Neustarts werden. Der Münchner Finanzinvestor Quantum Capital Partners hat den Spielzeuganbieter vergangenes Jahr übernommen. Der langjährige Eigentümer, der österreichische Unternehmer Andreas Stadlbauer, war mit seinen Expansionsplänen gescheitert.

Weitere Zukäufe möglich

Das Private-Equity-Haus legte Carrera daraufhin mit seiner Beteiligung Revell zusammen, einem Hersteller von Plastikmodellen und ferngesteuerten Fahrzeugen. Die Führung übernahm der bisherige Revell-Chef Krings.

Der neue Eigentümer ist mit großen Plänen angetreten. Krings: „Wir wollen innerhalb von vier, fünf Jahren eine bedeutende Spielwarengruppe aufbauen. Dabei sind auch weitere Zukäufe möglich.“ Gegenüber Marktführer Lego oder den amerikanischen Spielwarenkonzernen Mattel und Hasbro sei die neu formierte Gruppe noch klein, so Krings.

Zum Vergleich: Lego erzielte vergangenes Jahr einen Umsatz von umgerechnet gut fünf Milliarden Euro und mehr als eine Milliarde Euro Gewinn. Auch die führenden deutschen Spielzeughersteller Playmobil, Simba-Dickie und Ravensburger spielen alle mehr als eine halbe Milliarde Umsatz ein. Carrera kam eigenen Angaben zufolge zuletzt auf Erlöse von 80 Millionen Euro, Revell auf 50 Millionen. Unter dem Strich stand vergangenes Jahr ein nicht näher bezifferter Verlust.

„Unser Vorteil ist: Wir sind stark ins unseren Nischen“, betonte Krings. Carrera ist bei den Rennbahnen mit Abstand die Nummer eins, Revell im Modellbau eine feste Größe. Beide Labels haben zudem mit ihren ferngesteuerten Fahrzeugen einen Platz im Regal der Händler gefunden.

Nun will Krings die Firmen voran bringen und schlagkräftiger machen, indem er den Auslandsvertrieb zusammenlegt, die Logistik bündelt und die Entwicklung stärker verzahnt. In den USA und China rechnet sich der Unternehmenslenker die besten Wachstumschancen aus. Die zwei Marken sollen aber genauso wie ihre Firmensitze im ostwestfälischen Bünde und in Puch bei Salzburg bestehen bleiben.

Schon lange vor Corona kauften die Deutschen ihre Spielwaren immer häufiger im Netz ein und machten um die von Manager Krings so geschätzten Fachhändler einen weiten Bogen. Vor sieben Jahren lag der Onlineanteil noch bei rund einem Viertel, Ende 2019 entfielen bereits mehr als 40 Prozent auf das Internet.

Unterstützung für den Fachhandel

Gleichzeitig ging der Anteil des stationären Handels von knapp 40 Prozent auf weniger als 30 Prozent zurück. Der Rest verteilt sich auf Drogerie- und Supermärkte. Etwa 3000 Spielwarenläden gab es vergangenes Jahr noch in Deutschland, so der Handelsverband Spielwaren. Jedes Jahr würden es 100 weniger. Die Pandemie könnte diesen Trend verschärfen.

Daher versucht Krings, die Händler vor Ort so gut es geht zu unterstützen. Die Aktionsartikel aus dem firmeneigenen Internetstore bekämen die Kunden seit diesem Jahr genauso in den Fachgeschäften. Das komme bei den Kaufleuten gut an.

Krings: „Leider war die erste Aktion aufgrund des Shutdowns stationär nicht wie geplant umsetzbar, die nächste wird aber noch im Mai stattfinden und damit erwarten wir für die Fachhändler ein gutes Geschäft.“

Gleichwohl rechnet Krings für den laufenden Monat etwas schwächeren Umsätzen, denn jetzt hätten sich die Haushalte erstmal mit Spielzeug eingedeckt. Ob die Menschen anschließend in die Läden zurückkehren? Krings ist vor allem wegen der Maskenpflicht skeptisch: „Das Einkaufserlebnis ist nicht dasselbe.“

So sieht das auch so mancher Händler. „Der richtig große Schub wird erst einsetzen, wenn wir wieder normal öffnen können und die Maskenpflicht nicht mehr gilt“, sagt Tobias Schonebeck vom Spielwarengeschäft Schäffer in Osnabrück. Und auch dann werde alles eher langsam in Gang kommen, da sich viele Leute vermutlich Sorgen um die Hygiene machen würden.

Wahrscheinlich heißt es künftig, jeden Regler zu desinfizieren, wenn die Rennbahnfans in den Geschäften die Boliden auf der Bahn ausprobieren wollen. Immerhin: Auf der Strecke brauchen die Leute keinen Abstand halten.